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Gastwirtsehepaar feiert Jubiläum Gastwirtsehepaar feiert Jubiläum: Ewig dauert schon drei Jahrzehnte

01.11.2001, 19:19

Dessau/MZ/bik. - Auf eine wechselvolle 30-jährige Geschichte kann das Gastwirtsehepaar Harry und Bärbel Fröhner aus Kleinkühnau in diesen Tagen zurückblicken. Am 1. November 1971 übernahmen sie die bereits bestehende Gaststätte "Ewiges Lämpchen" in Dessaus Innenstadt, nahe dem Rathaus.

"Doch schon zwei Jahre später mussten wir den innerstädtischen Wohnungsbaumaßnahmen weichen", erzählt Harry Fröhner. Ein herber Schlag, denn die Gaststätte sei "gut gelaufen" und man wäre gerne geblieben. Als Wiedergutmachung habe die Stadtverwaltung damals drei andere Objekte zur Auswahl angeboten. Das Ehepaar entschied sich nach reiflicher Überlegung für die Übernahme einer Gaststätte in Kleinkühnau.

Den Namen "Ewiges Lämpchen" nahmen die Fröhners mit. "Es war eine niveaulose Kneipe, die wir da übernommen hatten, und die schwerste Aufgabe war, diesen Ruf wieder los zu werden", erinnert sich der Gastwirt. Mit dazu beigetragen hat sicher auch die komplette Sanierung des Gebäudes, das jetzt im Besitz des Ehepaars war.

Bis 1978 habe man um- und angebaut und aus der Gaststätte ein kleines Schmuckstück gemacht - alles in Eigenleistung. Das Problem sei die Materialbeschaffung gewesen. "Zement und Bausteine haben wir oft ein Jahr im voraus gekauft. Man wusste ja nicht, ob es was gab, wenn wir es brauchten", so Fröhner, der von Haus aus den Beruf des Maurers erlernt hatte.

Mühe und Schweiß haben sich indes ausgezahlt. Die Gäste blieben nicht aus. Auch Stammkunden aus der früheren Gaststätte in Dessaus Innenstadt fanden schnell den Weg nach Kleinkühnau. "1 400 Liter Bier wanderten pro Woche über die Theke, 40 Pfennig pro Glas", schwärmt Bärbel Fröhner. Das beliebteste Essen sei "Sülze mit Bratkartoffeln" gewesen; 90 Pfennig habe eine Portion gekostet. Ohne Platzreservierung wäre am Wochenende gar nichts gegangen. "Wenn wir aufgemacht haben, war der Laden voll." Das klingt fast ein bisschen wehmütig. Trauert sie den alten Zeiten vor der Wende nach? "Ja, ein wenig schon", räumt die Wirtin ein, denn nach 1990 seien etliche Gäste ausgeblieben.

Stolz zeigt sie das dicke Gästebuch. Unzählige Eintragungen, die die Zufriedenheit der Gäste widerspiegeln. Viele Hochzeiten seien hier gefeiert worden, und einmal habe sich auch das Dessauer Faschingsprinzenpaar samt Anhang die Ehre eines Besuches gegeben.

Das Herz von Ehemann Harry ist dagegen gespalten. Einerseits, meint er, habe die Zeit vor der Wende Vorteile gehabt. "Aber wir haben seit 1990 mehr geschaffen. Wir sind freier in unseren Entscheidungen, können für unsere Gäste alles problemlos und in jeder Menge einkaufen, was früher nicht so selbstverständlich war."

Mit der halbstaatlichen HO-Kommission habe er sich 1988 angelegt, den Vertrag gekündigt, weil die nur kassiert und nichts mehr geliefert hätten. Da hätte er mit einem Bein schon im Gefängnis gestanden. Hart wäre es 1991 gewesen, als die Auflage kam, innerhalb von drei Jahren die Gaststätte auf "Westniveau" zu bringen. Da habe man noch mal viel Geld investiert, um dieser Forderung gerecht zu werden. Aber gelohnt hat es sich. Die Gaststätte an der Hauptstraße präsentiert sich heute gediegen mit dörflichem Charakter. Auf der Speisenkarte findet der Gast entsprechende Gerichte, natürlich auch Bratkartoffeln mit Sülze, allerdings heute für 4,80 Mark.

In knapp zwei Jahren wird Harry Fröhner 65 Jahre alt. Dann will er sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Und was passiert dann mit dem "Ewigen Lämpchen"? Das soll verkauft werden.