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Gastronomie in Dessau Gastronomie in Dessau: Das Rostbrätl Anhalts

Von sylke kaufhold 16.09.2014, 06:51
Der Anhalt-Teller: Rinderschmorsack gefüllt mit Hack und Ziegenkäse, dazu Kartoffelpuffer und Apfel-Zwiebel-Gemüse.
Der Anhalt-Teller: Rinderschmorsack gefüllt mit Hack und Ziegenkäse, dazu Kartoffelpuffer und Apfel-Zwiebel-Gemüse. Privat Lizenz

dessau - Kennen Sie den Anhalter Meckersack schon? Nicht der mitunter zum Meckern neigende Anhalter Bürger ist gemeint. Diesen Meckersack könnten Sie in Zukunft bei einem Gaststättenbesuch in der Region auf Ihrem Teller haben. Als „Anhalt-Teller“. Schöpfer des Gerichtes mit der genauen Bezeichnung „Anhalter Meckersack auf Himmel und Erde“ ist Thomas Wolffgang, 1. Vorsitzender des Kochvereins Anhalt-Dessau.

Das Besondere dieses Gerichtes? „Es besteht vollständig aus regionale Zutaten.“ Ein typisch Anhalter Gericht also. Und dies, wünscht sich Wolffgang, sollte künftig auf den Speisekarten möglichst vieler hiesiger Restaurants und Gaststätten zu finden sein. „Ähnlich dem Thüringer Rostbrätl, das ja eine regionale Spezialität ist, die jeder kennt.“ Ob es der Anhalt-Teller zu ähnlicher Berühmtheit bringt, wird sich zeigen.

Gespannt auf die Resonanz

Auf jeden Fall wird das Gericht auf der Abschlussveranstaltung des Kooperationsprojektes „Regioküche“ am 30. September im Radisson-Blu-Hotel eine Rolle spielen. „Wir werden es den dort anwesenden Gastronomen präsentieren und sind auf die Resonanz sehr gespannt“, so Thomas Wolffgang.

Der „Anhalt Teller“ ist ein zusätzliches Ergebnis des Projektes „Regioküche“, das seit April in Kooperation des Kochvereins mit dem Bauernverband Anhalt und der Leader-Arbeitsgruppe Anhalt läuft und am 30. September mit der Präsentation sein vorläufiges Ende haben wird. Ziel des Projektes war und ist es, „regionale Produkte in die regionale Gastronomie zu bringen“, so Wolffgang.

Unternehmensbefragungen bei den Gastronomen und Landwirten haben eindeutig ergeben: Ein Interesse besteht auf beiden Seiten. Allein, es fehlt die Organisations-Struktur, um verlässlich zueinander zu finden.

Die erste Auflage der „Genießertour“ wird als Projektergebnis der „Regioküche“ ebenfalls am 30. September präsentiert.

Das Heft ist sozusagen der Prototyp eines Gastroführers der regionalen Küche. Die 21 Gastronomen, die an der Projektstudie teilgenommen haben, präsentieren sich in diesem Heft.

Das Heft soll sowohl für Einheimische als auch für Touristen Informationsquelle für einen geplanten Restaurantbesuch sein. Der Kochverein Anhalt-Dessau, dessen Idee die „Genießertour“ ist, hat für die Verbreitung des Heftes Kontakt zum Tourismusverband Anhalt-Wittenberg geknüpft.

Interessierte Gastronomen und Landwirte sind eingeladen, an der Präsentation und Anbietermesse am 30. September, 16 bis 18 Uhr, im Radisson Blu teilzunehmen. Um eine Anmeldung über E-Mail: [email protected] oder Telefon 0340/ 540 73 834 wird gebeten.

„Man kennt sich nicht“, nennt Leadermanager Ralf-Peter Weber eine weitere wichtige Erkenntnis. Gastronomen wüssten nicht, welche Produzenten was anbieten können. Landwirte wiederum kennen die Wünsche und Bedingungen der Gastronomen nicht. „Mit unserer Anbietermesse am 30. September wollen wir einen ersten Schritt zur persönlichen Kontaktaufnahme machen.“ „Sehen, riechen, kosten, Gespräche ist das Motto der Veranstaltung“, macht Wolffgang neugierig. Dass die Partner zueinanderfinden, ist dabei der Wunsch.

Projektfazit „nicht unzufrieden“

25 landwirtschaftliche Betriebe stehen derzeit mit ihrem Profil in einer Datenbank, die von der Regionalmarke „Mittelelbe“ erstellt wurde und die von den Gastronomen abgerufen werden kann. „Die Datenbank wird von uns weitergeführt, ergänzt, geändert“, macht Weber deutlich, dass zwar die Projektlaufzeit zu Ende ist, die Arbeit am Projekt aber weitergeht. Produzenten, die jetzt noch nicht dabei sind, aber ihre Produkte direkt vermarkten können und wollen, können sich jederzeit dort registrieren lassen.

Die Gastronomen finden auf diese Weise vielleicht auch einen Produzenten von Fleisch aller Art und besonderer Rassen. Denn dies fehle im regionalen Angebot, hatten 70 Prozent der befragten Gastronomen angegeben. Soll Regionalität bezahlbar bleiben, müssten die Logistik effektiv gestaltet werden und die Lieferbedingungen zuverlässig sein. „Regionalität ist nicht teurer, macht aber mehr Mühe“, so das Fazit Webers.

Das Projektfazit fällt bei Wolffgang und Weber gleichermaßen „nicht unzufrieden“ aus: „Wir haben ein Unternehmensnetzwerk aus 50 Betrieben angeschoben, das ist ein guter Anfang, jetzt muss es ins Rollen kommen.“ Und das wolle man auf beiden Seiten zielgerichtet begleiten. „Das Thema bleibt auf dem Tisch, im wahrsten Sinne des Wortes“, sieht Thomas Wolffgang die Aufgabe für die Gastronomen noch lange nicht beendet.

Und übrigens: Der Anhalter Meckersack heißt wegen seines Ziegenkäses in der Fleischfüllung so. Sollte jemand meinen, eine Ähnlichkeit mit lebenden Personen zu entdecken, ist diese zufällig und dann nur mit Augenzwinkern zu sehen. (mz)