Gartenreichtag Gartenreichtag : Bleibt Georgium Stiefkind?

Dessau - Der Blick von Engelbert Seeber und Wolfgang Paul am Sonnabend war zweigeteilt. Das eine, was der Vorsitzende und sein Stellvertreter vom Förderverein Anhaltische Gemäldegalerie und Georgengarten rund um das Georgium sahen, gefiel ihnen. Zum diesjährigen Gartenreichtag am Sonnabend kamen wieder zahlreiche Besucher zum Parkgelände rund um das Schloss Georgium. Kaffee, Sekt und Kuchen wurde verzehrt, Pflanzen- und Glaskunst angeboten.
Spuren auf Fotos und in Büchern
In den Kisten des Bücherflohmarkts des Fördervereins der Anhaltischen Landesbücherei wurde hin und wieder gestöbert. Am Stand des Ziebigker Heimatvereins gingen an den Fotowänden viele Besucher auf Spurensuche. In der Orangerie präsentierten die zwei Künstlerinnen des „Schachtelwerks“ wieder ihre neuesten Kreationen aus Papier. Die Jüngsten konnten in historische Kostüme des Leopoldvereins schlüpfen oder sich unter anderem in Kricket, Kegeln und Wikingerschach messen.
Ein anderer Blick aber schmerzte Seeber und Paul nicht nur am Sonnabend. Es ist der Blick auf das Schloss Georgium. „Wir als Verein fühlen uns derzeit etwas amputiert“, spitzt es Seeber zu. Denn in der Anhaltischen Gemäldegalerie gibt es derzeit kaum etwas zu fördern. Im Johannbau hat ein Großteil der Sammlung Unterschlupf gefunden. Wann die Anhaltische Gemäldegalerie wieder an ihren angestammten Platz im Georgium der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist ungewiss.
Dreiklang mit Leben füllen
Als große Optimisten würden Seeber und Paul gerne an den von der Stadt angekündigten Termin 2019 glauben. Einzig die Überzeugung fehlt ihnen. „Ich kann beim besten Willen kein überzeugendes Konzept erkennen, das die einzelnen konkreten Schritte, die noch erledigt werden müssen, in einem klaren Zeitrahmen benennt“, kritisiert Paul.
Zum internationalen Museumstag im Mai wurde das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Chance nutzten auch manche Mitglieder vom Förderverein.
„Ich bin zwar kein Bauexperte“, sagt Seeber, der studierte Mediziner, „aber muss denn wirklich so viel Geld in die Hand genommen werden, um das Schloss irgendwann als Gemäldegalerie wieder nutzen zu können?“, fragt er. „Vielleicht braucht es nicht immer den ganz großen Aufwand. Auf einem niedrigerem Niveau könnte man in kürzerer Zeit und mit weniger Geld vielleicht auch respektable Ergebnisse erzielen“, regt Seeber an. Manchmal hat er als Außenstehender schon den Eindruck, dass am Schloss mehr luxus- als zweckmäßig saniert wird.
Sollte der Termin 2019 dann doch zu realisieren sein, hoffen Seeber und Paul, dass die Stadt das Georgium und seine Gemäldegalerie dementsprechend vermarktet. „Der Dreiklang Bauhaus.Luther.Gartenreich mit Leben gefüllt, wäre ein echter Fortschritt für das touristische Selbstverständnis de Stadt“, so Paul. „Es sind schon die kleinen Sachen, bei denen das anfängt“, sagt Seeber.
Hinweisschilder zum Georgengarten an den jeweiligen Parkeingängen wünscht sich der Fördervereinsvorsitzende. Dann würden der Georgengarten und sein Schloss bewusster von Einheimischen und Touristen auch als Teil des Weltkulturerbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich wahrgenommen, hofft Seeber. Mit den Verantwortlichen der Stadtmarketinggesellschaft will der Verein demnächst ins Gespräch kommen und ausloten, wie Schloss und Garten präsenter in den Herzen und Köpfen werden können, kündigen Seeber und Paul an.
Platz für Athene am Vasenhaus
Für ein anderes Sorgenkind des Vereins zeichnet sich eine Lösung ab. Die Athene, die zum vorjährigen Gartenreichtag am Fasanerieteich wieder aufgestellt werden sollte, bekommt jetzt einen Platz im Vasenhaus. Dort ist dann zu besonderen Anlässen, auch schon in diesem Jahr, der Torso zu sehen, den auf Intervention des Landesdenkmalamtes der Mosigkauer Bildhauer Bernhard Schellbach nicht weiter bearbeiten durfte. Von Paul Heermann, einem Dresdner Bildhauermeister des Hochbarock, soll die Athene aus dem Georgengarten stammen.
Das Landesdenkmalamt untersagte daher jegliche Veränderungen am Torso. Aus Protest weihte der Verein 2015 nur den Sockel der Athene am Fasanerieteich ein. Dort soll irgendwann eine andere geeignete Skulptur drauf stehen. Die Suche läuft und ist vielleicht keine so unendliche Geschichte wie die Wiedereröffnung der Anhaltischen Gemäldegalerie.
(mz)

