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Gartenreich Gartenreich: Dauerbaustelle Luisium

Von Thomas Steinberg 09.04.2017, 10:00
Horst Woche von der Kulturstiftung erklärt den Umbau im Park.
Horst Woche von der Kulturstiftung erklärt den Umbau im Park. Lutz Sebastian

Dessau - Als Leopold III. Friedrich Franz 1817 das Zeitliche gesegnet hatte, sollte alles so bleiben, wie es war. Nichts sollte in den Parks, die unter der Ägide des Fürsten angelegt worden waren, geändert werden. Sie waren schließlich perfekt.

„Und was passiert, wenn man sich um Bäume und Sträucher nicht kümmert?“ fragt Horst Woche rhetorisch. Als stellvertretender Garten-Chef der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz kennt er die Antwort: „Ein, zwei Jahre nichts. Doch dann geraten sie allmählich aus der Form.“

Rückkehr zum fürstlichen Erbe

Die Gärten sind im Grunde bis heute eine Dauerbaustelle. Viel hat sich auch in den vergangenen Monaten getan und es gibt Pläne für weiteren Umbau - der ebenso bedeutet, zum fürstlichen Erbe zurückzukehren.

Horst Woche steht im Luisium vor einer Reihe von Eiben. Manche sind hochgewachsen. Zu dominant wirken für den Vize-Gartenchef die Nadelbäume, zumal sie nicht in dem Ende des 18. Jahrhundert angelegten Park standen.

Die sehr schattenverträglichen Bäume sollen nach und nach zurechtgestutzt werden und als Unterpflanzung dienen. Das langfristige Ziel: Es sollen nur noch die historisch belegten Gehölze wachsen.

Neues Gehölz soll gepflanzt werden

Keine einfache Aufgabe, wie sich an dem östlich der Hauptallee gelegenen Weg zeigt. Dort wächst eine prächtige Weymouths-Kiefer mit ausladender Krone. Die verloren gegangenen Bäume hatte man nachgepflanzt, der Blasenrost raffte sie dahin. Jetzt versucht man es mit recht ähnlich aussehenden Tränen-Kiefern.

Wer in diesen Tagen das Luisium besucht, findet die Wiesen übersät von weißen Buschwindröschen, goldgelbem Scharbocks-Kraut, dazwischen violette Duftveilchen. Die Wiesen im Park werden weitgehend sich selbst überlassen, erklärt Woche, bevor er zur Großbaustelle des Winters führt.

Entschlammung des Weihers

Der Weiher im Luisium war entschlammt worden. Dafür musste er trockengelegt werden und Bagger hatten die stark riechende Schlammschicht abgetragen. Noch fehlt die bogenförmige weiße Brücke über den Weiher, am anderen Ende ist noch die für die Baufahrzeuge angelegte Rampe zu sehen.

Doch der alte Muldearm führt nach seiner Entschlammung wieder Wasser. Das Hochwasser 2002 hatte massenhaft organisches Material eingetragen, das Schwimmfarn optimale Bedingungen lieferte – im Sommer war die Wasseroberfläche grün. Verschärft wurde das Problem durch den niedrigen Wasserstand des allein vom Grundwasser gespeisten Teichs.

Entsorgt wurde der Schlamm auf einer alten Deponie jenseits des Muldedeichs. 6 000 Eichensamen sollen dort in den Boden gesteckt werden, in der Hoffnung, dass Eichen dort besser wachsen als zuvor gepflanzte Pappeln.

Sainierung des Deiches ist als nächstes geplant

Woche führt um den Weiher herum Richtung Osten. Der Weg läuft über einen Deich, der im 18. Jahrhundert angelegt worden war, allerdings gut anderthalb Meter niedriger als der heutige, weiter außen liegende und Waldersee schützende Damm.

Weil der historische Deich sich beim Hochwasser 2015 als undicht erwiesen hat, soll er saniert, „aber nicht höher“ werden. Man wird ihn aufgraben, mit Spundwänden stabilisieren und dabei auf den teils uralten Baumbestand Rücksicht nehmen. Auch die Bruchsteinmauer, die dem Deich teils an der Außenseite vorgesetzt ist, soll erneuert werden.

Auch die Wege stehen auf der To-do-Liste

Woche grüßt einen Gärtner, einen von fünf, die den Park in Form halten. Klingt viel, ist es aber nicht, Woche hätte gern Leute, die sich ständig um die Wege kümmern.

Auch die stehen auf der großen Todo-Liste. „Aber damit fangen wir an, wenn alle anderen Arbeiten erledigt sind. Und das wird nach meiner Zeit sein.“

Nach seiner Zeit? Woche geht demnächst in Rente, nach vielen Jahren bei der Kulturstiftung. Dann findet er vielleicht mehr Zeit, um sie in den Gärten zu verbringen statt am Schreibtisch. (mz)