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Ganztagsverpflegung Ganztagsverpflegung in Dessau: Ab Januar drei Mahlzeiten in Dessauer Kitas

Von Lisa Garn 10.09.2016, 09:00
In vielen Dessau-Roßlauer Kitas ist es zu warm.
In vielen Dessau-Roßlauer Kitas ist es zu warm. dpa

Dessau-Roßlau - In Dessau-Roßlau sollen Kita-Kinder ab dem 1. Januar 2017 immer Frühstück, Mittagessen und Vesper bekommen. Der Eigenbetrieb Dekita will alle ihre Einrichtungen auf die Ganztagsverpflegung umstellen.

Damit würden dann rund 1.600 Kinder in 14 Kitas voll versorgt. Die Testphase dazu lief 2013 an, inzwischen werden schon etwa 880 Kinder in sieben Dekita-Einrichtungen ganztags verpflegt.

Die Kosten belaufen sich auf 4,15 Euro pro Tag. Die Umstellung ist allerdings noch abhängig von der Zustimmung der Elternkuratorien.

Bewusstsein schaffen

Mit der Ganztagsverpflegung reagiert die Dekita auf zum Teil große Unterschiede in der Ernährung der Kinder. „Einige bekommen Essen von zu Hause mit, das aber in der Qualität zu wünschen übrig lässt. Es ist ungesund und nicht ausgewogen“, erklärt Jens Krause, Dezernent für Gesundheit, Soziales und Bildung.

Manchmal liegen auf dem Frühstücksteller nur ein süßer Schokopudding und eine Milchschnitte. Beim Nachbarn gibt es dagegen Vollkornbrot und Gemüse. Manchmal ist zu viel auf den Tellern, manchmal gar nichts.

Das „Ganztags besser essen“ soll eine gesunde Ernährung sichern und damit auch den Grundstein für das spätere Essverhalten legen, so Krause. „Die Zahl der Übergewichtigen und Folgeerkrankungen steigt. Wir müssen deshalb frühzeitig ein Bewusstsein dafür schaffen, wie man gesund isst. Das würde ich mir auch an den Schulen wünschen.“

Esskultur kennenlernen

Bei der Einführung der Ganztagsversorgung geht es den Initiatoren um pädagogische und soziale Aspekte. „Die Kinder werden ganz am Ende auch zu mehr Eigenverantwortung erzogen, sie decken selbst den Tisch, lernen mit den Lebensmitteln umzugehen“, sagt Dekita-Leiterin Doreen Rach.

Beim gemeinsamen Essen sollen ebenso soziale Kompetenzen gestärkt werden. Mit der gleichen Verpflegung für alle Kinder werde aber auch der neidische Blick auf den Teller des Nachbarn verhindert.

Die Vollversorgung soll der externe Caterer Sodexo übernehmen, die Firma aus Wolfen ist bereits seit 2011 Essensanbieter für die Einrichtungen der Dekita.

Das Mittagessen kostet 2,65, Frühstück und Vesper 1,50 Euro. Sozial schwache Familien können Zuschüsse aus dem Bildungs- und Teilhabepaket beantragen, so Rach. Sie wertet das Angebot als preiswert. Sie räumt aber auch Bedenken von Eltern ein, die es gab und vor einer flächendeckenden Ganztagsverpflegung geben wird.

„Das Essen soll gesund, frisch und abwechslungsreich sein. Da gab es Stolpersteine und Kritik an der Qualität. Das haben wir ausgewertet und daran gearbeitet. Wir haben eine Verpflichtung, dass der Qualitätsanspruch gehalten wird“, so Rach. Eingebunden ist dabei die Küchenkommission, in der auch Elternvertreter mitarbeiten.

Sorge um Qualität und Kosten

Die Stadtelternvertretung in Dessau-Roßlau sieht das Vorhaben zwar grundsätzlich positiv. Zwei Kritikpunkte bestehen dennoch: „Für einige bedeutet die Ganztagsversorgung eine Verbesserung. Für andere aber verschlechtert sich die Qualität. Gerade wenn es beispielsweise um eine vegane Ernährung oder ähnliches geht“, sagt die Vorsitzende Melanie Ouaghad.

Sorgen bereiten auch die Kosten. „Selbst mit einem Zuschuss müssen Eltern noch 3,15 Euro am Tag bezahlen. Das ist für manche viel - und wir befürchten, dass dann Kinder von dem Angebot ausgeschlossen werden.“ Zur Finanzierungsfrage seien nun Lösungen zu finden, man wolle dabei mit der Dekita eng zusammen arbeiten.

Vor der Einführung ab 2017 werden die Eltern der Kinder in den sieben Einrichtungen informiert und befragt. „Ohne ihre Zustimmung geht nichts“, sagt Dekita-Leiterin Rach. Die Elternkuratorien der bisher teilnehmenden Kitas hatten alle zugestimmt, die Resonanz war sehr positiv. Ich hoffe, das setzt sich nun fort.“ (mz)