1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Fundtiere in Dessau: Fundtiere in Dessau: Kleine Schildkröte findet neues zu Hause

Fundtiere in Dessau Fundtiere in Dessau: Kleine Schildkröte findet neues zu Hause

Von Heidi Thiemann 26.09.2014, 20:47
Bei Johanna Klein und ihrer Familie hat die kleine Schildkröte vorübergehend Aufnahme gefunden.
Bei Johanna Klein und ihrer Familie hat die kleine Schildkröte vorübergehend Aufnahme gefunden. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Ihr neues Aquarium hat die kleine Schildkröte angenommen und fühlt sich hier sichtlich wohl. Sie schwimmt ausgiebig im Becken oder genießt ein Sonnenbad unter der Wärmelampe. Vom Garten in der Doppelreihe, wo Kurt Ludley das Tier in seinem Teich gefunden hatte, ist es mittlerweile in einen Kleinkühnauer Keller umgezogen - in die Nachbarschaft verschiedener anderer Schildkröten bei Familie Klein.

Kleins gehören als Ehrenamtliche dem Netzwerk Fundtiere an, das Tierparkleiterin Christine Kilz, Amtstierärztin Juliane Eigendorf und die Leiterin des Amtes für Umwelt und Naturschutz gegründet haben, da der Tierpark nicht in der Lage ist, alle Fundtiere aufzunehmen. Und in Notfällen, wie dem in der Doppelreihe, helfen die Ehrenamtlichen gerne.

Familie peppelt Eichhörnchen auf

Vor allem Eichhörnchen haben Constance Klein, ihr Mann Mirko und die beiden Töchter Johanna und Annemarie in den letzten Jahren aufgenommen, um sie in einer Voliere im Garten großzuziehen. „Die Jungtiere bekommen wir vom Tierpark, wenn sie nur noch zwei- bis dreimal am Tag mit Ersatzmilch gefüttert werden müssen“, sagt Klein, die in der Stadtverwaltung arbeitet. Mit Hilfe einer Plastikspritze bekommen sie ihre Milch, ebenso klein geschnittenes Obst und auch vorbereitete Nüsse. Wenn sich die Eichhörnchen dann nach einigen Monaten zu richtigen „Nussknackern“ entwickelt haben, um in Freiheit überleben zu können, wird die Voliere geöffnet.

Auch im Moment steht die Voliere offen. „Monte“, den Kleins im Herbst vergangenen Jahres ausgewildert haben, kommt noch immer regelmäßig zu Besuch, um sich von der Futterstelle Sonnenblumenkerne, Hasel- oder Walnüsse zu holen.

Tiere, sagt Constance Klein, gehören bei der Familie einfach dazu. Fünf Jahre war sie alt, als sie ihr erstes Meerschweinchen bekam. Um einen Hund hatte sie später lange gebettelt - „drei Jahre lang habe ich ihn mir zu Weihnachten gewünscht“, erzählt sie schmunzelnd. Ihre Eltern, die erst nicht so begeistert waren, hat sie dann aber mit ihrer Tierliebe angesteckt, auch ihren Mann und die Töchter, die alle zusammen in einem Mehrgenerationenhaus unter einem Dach leben. Zusammen mit Hund und Katze, Hühnern, Eichhörnchen (auf Zeit), aber auch mit Igeln, die über den Winter gebracht werden müssen, sowie mehreren Schildkröten.

Schildkröten im Keller

Mit einer kleinen Schmuckschildkröte, die Tochter Johanna im Zoohandel kaufte, fing vor zwölf Jahren die Schildkrötenleidenschaft von Kleins an. Später kamen auch eine Weichschildkröte sowie europäische Sumpfschildkröten hinzu. Jede Art hat ihren eigenen Teich im Garten der Familie. Die kalte Jahreszeit verbringen alle im Keller, wo Mirko Klein extra Aufsätze für die Becken gebaut hat, wo rauf Wärme- und UV-B-Lampe installiert sind. Hinzu kommen Filter und Heizung sowie auch ein Eiablageplatz, damit die weiblichen Tiere nicht an Legenot sterben. „Es ist vieles zu beachten“, erzählt Constance Klein, dass die artgerechte Haltung von Schildkröten sehr aufwendig ist, auch wenn die Tiere ein Vierteljahr Winterruhe halten. Nicht zu unterschätzen seien etwa Strom- und Wasserkosten.

„Man muss sich mit dem Thema Schildkröte vor einem Kauf beschäftigen“, sagt Klein. Auch ihre Familie sei vor vielen Jahren in einem Fachhandel schlecht beraten worden. Denn die Tiere bleiben nicht so klein, sondern wachsen beträchtlich. Das auch ist wohl ein Grund, warum viele Schildkröten ausgesetzt werden, vermutet die Kleinkühnauerin. „Wenn die Tiere Glück haben, kommen sie in eine Auffangstation.“ Wie die kleine in der Doppelreihe zugelaufene Schildkröte, ein Mix aus Gelbwange und Cumberland. Bei Familie Klein aber bleibt sie nur vorübergehend und bezieht demnächst ihr endgültiges Domizil in Roßlau, wo für sie bei einer Freundin von Kleins ein Becken vorbereitet wird.

„Schildkröten“, sagt Constance Klein, „sind faszinierend.“ Es gibt sie schon seit mehr als 220 Millionen Jahre auf der Erde. „Und wer sich so ein Tier anschafft, hat ein Leben lang seine Freude daran.“