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Frische Wolle im Akkord Frische Wolle im Akkord: Hunderte Schafe zum Sommerausklang auf Elbwiesen bei Dessau geschoren

Von Erik Lisso 25.08.2019, 12:00
Die Schafe von Schäfer Mirko Zabel werden einmal im Jahr geschoren.
Die Schafe von Schäfer Mirko Zabel werden einmal im Jahr geschoren. Thomas Ruttke

Dessau - Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt Christian Tröster und seinen Kollegen nicht. Wenige Minuten, dann öffnet sich das Gatter wieder und die nächsten rund 40 Schafe drängeln sich in den abgetrennten Bereich ihrer Weide auf den Elbwiesen. Für einen Schluck Wasser und ein paar Worte reicht es, dann muss Tröster zurück an sein Arbeitsgerät für diesen Sonnabend. Eine der vier großen Schermaschinen.

Die nächsten Vierbeiner kommen galoppiert, es geht weiter. Ein Schaf nach dem anderen wird aus der kleinen Gruppe gezogen und auf einem der Schemel platziert. Das Schergerät heult surrend auf, Tröster legt los. Nicht viel mehr als exakt eine Minute pro Tier benötigt der erfahrene Scherer.

„Das Wichtigste ist das Festhalten, damit das Schaf möglichst auf dem Hinterteil sitzen bleibt.“ Routiniert wie im Akkord arbeiten sich die vier Männer durch die Herde. Schaf um Schaf. „Nicht zu vergessen: Das Straffziehen der Haut beim Scheren“, ergänzt Tröster nach zwei weiteren Tieren, die jeweils kahl und ohne Umschweife zurück zu ihren Artgenossen stürzen. Schnell springt jemand herbei, um die etwa drei bis vier Kilogramm Wolle pro Tier in einen der großen Säcke zu verfrachten.

Knapp ein Dutzend Helfer, Freunde und Bekannte hat Schäfer Mirko Zabel im Einsatz

Knapp ein Dutzend Helfer, Freunde und Bekannte hat Schäfer Mirko Zabel am Sonnabend im Einsatz. Jedes Jahr aufs Neue ist es für sie eine Mammutaufgabe. Aber eben eine notwendige, wie er betont. „Einmal im Jahr müssen die Tiere geschoren werden.“ In der Regel zum Ende des Sommers Ende August. „Vorher schützt die Wolle vor dem Verbrennen“, erklärt Zabel, seit gut 20 Jahren Schäfer auf den Elbwiesen irgendwo hinterm Forsthaus „Leiner Berg“. 800 Tiere hat er in seiner Obhut, 500 davon - Mutter- und Alttiere - galt es, ihres Schafspelzes“ zu entledigen.

Bereits kurz nach Sonnenaufgang starteten die Vorbereitungen, sammeln sich zwischen den Bauwagen an der Weide im Hügelland vor der Elbe einige Autos, werden Bierbankgarnituren auf- und Getränke bereitgestellt. Freunde stoßen dazu, helfen, wo sie können. Man kennt sich, die Atmosphäre ist familiär. Hinzu kommt: Zabel hatte erst am Vortag Geburtstag. „Eine etwas andere Art der Nachfeier“, sagt der Schäfer schmunzelnd.

Zwei Tonnen geschorener Wolle am Ende des Tages

Mit insgesamt zwei Tonnen geschorener Wolle rechnet er am Ende des Tages. Verladen auf Anhänger werden sie sich demnächst auf den Weg nach China machen. Großes Geld aber gebe es dafür nicht. „Wir sprechen hier von gut 25 Cent pro Kilo.“ Mit trockener Hitze kämen seine Tiere gut zurecht, berichtet der Schäfer. Texel, Weißkopf und Berrichon du Cher sind seine Rassen, die sich relativ gut an Klima und Umwelt anpassen. Plötzlich Aufregung. Zwei Tiere wollen sich vor den Scherern drücken. Doch Zabels Hütehunde Rex, Nico und Lux klären die Angelegenheit. Die Schermaschinen surren weiter.

Bernd Bizuga hat sich mit Ehefrau Roswitha aus Nordrhein-Westfalen auf den Weg zu den Schafen gemacht. Schon viele Jahre sind sie Zabel freundschaftlich verbunden. „Da lässt man sich das Spektakel natürlich nicht entgehen“, erzählt Bernd Bizuga. „2020 helfe ich dann vielleicht auch auf der Koppel mit“, überlegt der Rentner. „Irgendwie muss man sich ja fit halten.“ (mz)

Familienangehörige und Freunde packen mit an.
Familienangehörige und Freunde packen mit an.
Thomas Ruttke