Forensische Psychiatrie Forensische Psychiatrie: Distanzierte Bewertungen gehören zum Alltag
Bernburg/MZ. - Im Bernburger Maßregelvollzug ist Frau Mittelstedt sozusagen eine "Frau der ersten Stunde". Als das Land der Klinik vor über neun Jahren den Auftrag gab, den Bereich aufzubauen, gehörte sie zu jenen Ärzten, die von der Suchtklinik in das bis dato unbekannte Feld wechselten. "Im Laufe der Jahre bin ich in diese Arbeit hinein gewachsen", blickt die Medizinerin auf ihre Jahre in der Forensik zurück. Heike Mittelstedt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Geboren ist sie in Burgstädt/Sachsen. Nach dem Abitur in Lauchhammer (Kreis Senftenberg) folgte von 1979 bis 1984 das Medizinstudium in Leipzig.
Im sechsten Studienjahr kam sie zum damaligen Bezirkskrankenhaus Bernburg, absolvierte anschließend die übrigen klinischen Anteile und erlangte 1986 ihre Approbation. 1990 folgte - die beiden Kinder Stefanie (16) und Martin (11) waren schon geboren - die Facharztprüfung, der sich eine Zusatzausbildung für Psychotherapie anschloss. Seit einigen Jahren lebt die Familie - der Ehemann ist ebenfalls Mediziner - in Peißen.
Die Beschäftigung mit Drogen und anderen Suchtmitteln gehört zum beruflichen Alltag. "Man darf das Zeug nicht verteufeln, man muss mehr darüber reden, was Drogen ersetzen", ist Frau Mittelstedt überzeugt. Sie selbst war bereits als Expertin unterwegs. Eine Sekundarschule hatte die Ärztin im vergangenen Jahr eingeladen, um mit Schülern zum Thema Drogen zu sprechen.
Als Leiterin des Maßregelvollzugs hat die Psychiaterin weit reichende Entscheidungen für die Patienten zu treffen. Jede Lockerung der Sicherheitsstufe basiert zunächst auf Einschätzungen des therapeutischen Teams. Das letzte Wort hat danach die Chefärztin. "Für meine Entscheidung wäre es nicht gut, wenn ich jeden Tag unmittelbar mit dem Patienten zu tun hätte, der bewertet wird", erläutert die Chefärztin ihre Suche nach Distanz.
Der Bernburger Maßregelvollzug verfügt derzeit über 105 Plätze. Zugenommen hat vor allem die Zahl jener Patienten, die im Zusammenhang mit Drogendelikten eingewiesen werden. Für sie ist ein Erweiterungsbau in Planung, in dem 35 Plätze geschaffen werden sollen. Wann mit dem Bau begonnen wird, steht noch nicht fest.