Feuerwehrmann als Brandstifter? Feuerwehrmann aus Zerbst als Brandstifter?: Dienstpläne und Art des Feuerlegens als Indizien

Dessau/Zerbst - Ein Feuerwehrmann als Brandstifter? Daran habe er schon gedacht, sagt der Zeuge, selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Wirklich glauben wollte er es nicht. „Das ist so klischeebehaftet.“
Am vergangenen Freitag aber sitzt der Mann im Saal 30 des Landgerichts einem Tatverdächtigen aus den eigenen Reihen gegenüber. Auf der Anklagebank: ein 25-Jähriger, Arbeitskollege, einst Kumpel und Feuerwehrmann aus einem Dorf bei Zerbst, in dessen Umgebung es 2016 immer wieder brannte. Von den mehr als 50 Brandstiftungen werden dem Angeklagten drei zur Last gelegt. Das Amtsgericht hat ihn zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Der 25-Jährige fechtet das Urteil an.
Angeklagter wird als sehr „zielstrebig“ beschrieben
Als hilfsbereit und korrekt beschreibt ihn der Zeuge, in seinem Feuerwehrdienst als zielstrebig. Vielleicht war es dieser Ehrgeiz, der ihn verdächtig machte. Die Ermittler hatten sich Einsatzpläne angeschaut - und genau zwei Männer waren in den fraglichen zweieinhalb Jahren bis Sommer 2016 bei jedem Einsatz vor Ort. Einer war der Angeklagte.
„Jeder Feuerwehrmann weiß nicht nur, wie man Brände löscht, sondern auch, wie man die legt“, ist sich ein Profi von der Magdeburger Berufsfeuerwehr sicher, der in Nutha beim freiwilligen Löschtrupp dabei ist und den 25-Jährigen seit Jahrzehnten kennt. Als der Verdacht aufkam, der Zündler könne aus den eigenen Reihen kommen, schaute er genau hin: Wer ist als erster an der Wache, wer verrät vorab Wissen über den Brand? Ihm fiel nichts und niemand auf. „Ich hätte ihm keine Brandstiftung zugetraut.“
Hat der Brandstifter hohe Schäden verhindert?
Ob der Mann sich getäuscht hat oder nicht, muss der Prozess erweisen. Am Freitag ergaben sich allerdings Indizien, dass der Täter über „Fachwissen“ verfügt haben könnte: So war mehreren Zeugen aufgefallen, dass die Brände teils so gelegt waren, als ob einem Maximalschaden vorgebeugt werden sollte.
Und es könnte eine Erklärung geben, dass zwischen Tatzeit und Entdeckung der Brände teils Stunden vergingen. Nicht nur wurden die an teils abgelegenen Orten entfacht, es könnte auch sein, dass der Brandstifter nur wenig Brandbeschleuniger einsetzte, damit sich die Flammen nur langsam ausbreiten. Der Prozess wird am 8. August fortgesetzt. (mz)