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Evangelische Landeskirche Evangelische Landeskirche: Zwischen Zuversicht und Strukturreform

Von Thomas Steinberg 16.04.2004, 15:53

Dessau/MZ. - Anlass genug für Kirchenpräsident Helge Klassohn vor einer drohenden Schieflage der Debatte zu warnen: "Manchmal frage ich mich, ob wir der Kraft des Heiligen Geistes in unserer Kirche noch genug vertrauen, wenn wir uns um die Zukunft unserer Kirche und ihrer Gemeinden Sorgen machen." Längst, so Klassohn weiter, sei in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, als beschäftige sich die Kirche hauptsächlich mit sich selbst und ihren Strukturen, als mit missionarischem Christuszeugnis und Glaubenskommunikation. Abschwächen konnte diesen Eindruck sein Bericht an die Synode nicht, auch wenn er mehrfach das Bemühen um Mission und Evangelisation, auf geistliche Erneuerung und Vergewisserung im Glauben beschwor. Die Geldknappheit führt zu massivem Einspardruck: zwölf Stellen müssen bei Pfarrern abgebaut werden, sechs bei Mitarbeitern im Verkündigungsdienst, zwei im Landeskirchenamt. Und während die Gewerkschaften gegen 40 und 42 Stundenwochen Sturm laufen, hält Klassohn 54 Wochenstunden bei Pfarrern für zumutbar.

Regionalisierung, die verstärkte Zusammenarbeit von Kirchgemeinden, heißt das Konzept, mit dem auf die Entwicklung reagiert werden soll. Die Herausforderung ist nicht unerheblich, setze sie doch, so Klassohn, die Akzeptanz eines veränderten Kirchen-, Gemeinde- und auch Pfarrerbildes voraus, etwa weil sich die Gemeindeglieder aufmachen müssen zu zentralen Gottesdiensten. Dennoch, so Klassohn, werde Kirche weiterhin am Ort erlebbar bleiben: mit diakonischer Hilfeleistung, seelsorgerischer Begleitung, Angeboten für Kinder und Jugendliche, regelmäßigen (wenngleich selteneren) Gottesdiensten.

Klassohn bedauert, dass die 1997 in einem gemeinsamen Papier der Kirchen zur Sozialpolitik formulierten Thesen etwas in den Hintergrund getreten seien. Er forderte einen verstärkten "sozialen Protestantismus". In diesem Zusammenhang kritisierte er die gegenwärtige "Aufbau Ost"-Debatte, bei der vielfach unberücksichtigt bleibe, dass ein erheblicher Teil der in den Osten transferierten Gelder auf kurzem Wege wieder in den Westen geflossen seien. In einer neuen Situation befindet sich die kleine Anhaltische Landeskirche, seitdem sich die Kirchenprovinz Sachsen und die Landeskirche Thüringen vor wenigen Wochen auf eine Föderation verständigt haben. Anhalt strebe einen Ausbau der Zusammenarbeit an, wobei man sich aber wohl darauf einstellen müsse, dass die Föderation eventuell Schwierigkeiten haben werde, mit "Klein-Anhalt" auf Augenhöhe zu verhandeln.

Über die Strukturvorschläge stimmt die Synode am Sonnabend im Laufe des Tages ab.