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Nach Erdrutschsieg bei OB-Wahl „Es sackt langsam“ - Was auf Robert Reck bis zur Amteinführung in Dessau-Roßlau wartet

Von Daniel Salpius 29.06.2021, 14:37
Noch-Oberbürgermeister Peter Kuras freut sich sichtlich über den Wahlsieg seines Beigeordneten  Robert Reck.
Noch-Oberbürgermeister Peter Kuras freut sich sichtlich über den Wahlsieg seines Beigeordneten Robert Reck. Foto: Thomas Ruttke

Dessau-Rosslau - Viel Schlaf hat Dessau-Roßlaus neuer Oberbürgermeister nach seinem haushohen Wahlsieg bei der Stichwahl am Sonntag nicht bekommen. „Ich habe noch mit Freunden und Wegbegleitern gefeiert, da wurde es etwas später gestern“, berichtete Robert Reck am Montag. Dass er neues Stadtoberhaupt wird, musste der 37-Jährige erst einmal realisieren. „Durch die vielen Glückwünsche, sackt die Erkenntnis nun aber langsam bei mir. Das fühlt sich sehr gut an, es ist wirklich schön“, zeigte sich Reck voller Vorfreude auf die neue Aufgabe, die auf ihn zukommt.

Trotz kurzer Nacht war Reck schon um 6 Uhr wieder auf den Beinen. Nach dem Kaffee und der Zeitungslektüre habe er dann gleich damit begonnen, die vielen Mails, SMS und WhatsApp-Nachrichten mit Glückwünschen abzuarbeiten. „Mir ist es wichtig, allen persönlich zu antworten.“

Am Montag warteten auf Robert Reck die normalen Amtsgeschäfte als Beigeordneter

Daneben warteten am Montag wieder die ganz normalen Amtsgeschäfte als Dessau-Roßlaus Beigeordneter für Wirtschaft und Kultur auf Reck. Bis zum offiziellen Amtsantritt als OB dauert es immerhin noch einige Wochen. Dennoch habe sich das Gefühl auf den Fluren und in den Gängen des Rathauses bereits jetzt für ihn verändert. „Nun bin ich ja gewählt“, versuchte Reck deutlich zu machen. Im Büro erwarteten ihn am Montag gleich die Amts- und Referatsleiter seines eigenen Dezernats, um ihm zum klaren Sieg zu beglückwünschen.

Bis Reck auf dem Chefsessel Platz nimmt, gebe es auf seinem jetzigen Posten noch einiges zu tun. „Ich möchte meine Dezernatsgeschäfte geordnet übergeben. Es gibt laufende Themen, die wollen weiter gut begleitet werden.“ Wer seine Aufgaben kommissarisch übernehmen wird, bis ein neuer Beigeordneter gewählt ist, sei noch nicht klar und müsse zunächst besprochen werden. Recks offizieller Stellvertreter in seiner jetzigen Position ist aber Kulturamtsleiter Steffen Kuras.

Auszählung der OB-Wahl am Sonntag.
Auszählung der OB-Wahl am Sonntag.
Foto: Thomas Ruttke

Reck könnte theoretisch am 21. Juli im Stadtrat vereidigt werden - wenn es keine Wahleinsprüche gibt. Der Amtsantritt würde dann kurz danach folgen, schätzte er. Wann umgekehrt Amtsinhaber Peter Kuras offiziell seinen letzten Arbeitstag begeht, steht laut Stadt noch nicht genau fest.

Der Noch-OB zeigte sich auf Nachfrage in jedem Fall zufrieden: nicht mit der Wahlbeteiligung von nur 30,3 Prozent, aber mit dem Wahlergebnis. „Ich persönlich bin zuversichtlich, dass die Stadt sich auch in den kommenden sieben Jahren stetig voran entwickeln wird. So kann ich mit einem beruhigten Gefühl in den Ruhestand gehen. Ich wünsche Herrn Dr. Reck viel Erfolg und stets eine glückliche Hand.“

Kann Reck die getrennten Lager im Dessau-Roßlauer Stadtrat einen?

Im politischen Raum ist der künftige OB als ruhiger, positiver und sachlicher Charakter bekannt. Stadtratspräsident Frank Rumpf (CDU) erhofft sich von Reck, dass er besser mit Stadtrat und Fraktionen kommuniziere, als es sein Vorgänger zuletzt getan habe. „Es wäre schön, wenn er die interfraktionelle Runde aus früheren Zeiten wieder einführt“, wünscht sich Rumpf einen besseren Austausch von Infos. Auch müsse Reck in der Lage sein, die unterschiedlichen politischen Strömungen im Rat einzufangen, um gute Kompromisse zu schmieden. Auf die Frage, ob Reck der Richtige für das Amt sei, antwortete Rumpf am Montag diplomatisch: „Er ist es, weil die Bürger ihn gewählt haben. Das ist Demokratie.“

Den Wahlkampf hatte Reck stark auf wirtschaftliche Themen fokussiert. Politisch hat der parteilose, promovierte Wirtschaftsingenieur ein soziales Profil. Vergangenen Herbst ist er zwar aus der SPD ausgetreten - wegen Differenzen zur Landespartei. Selbst Dessau-Roßlaus SPD-Chef Robert Hartmann wertet das heute jedoch als strategisch richtigen Schritt vor der OB-Wahl. Reck sei aus guten Gründen ausgetreten. „Aber seine Denkrichtung in gesellschaftlichen Fragen ist sehr SPD-nah“, findet Hartmann, der Reck trotz der Unterstützung seiner Kandidatur aber nicht vereinnahmen will.

Auch die Linke hatte sich für Reck ausgesprochen. „Wir waren vor der Wahl übereineingekommen, dass wir im Falle seines Erfolgs einige Themen gemeinsam angehen und regelmäßig evaluieren, was wir erreicht haben“, sagte Linken-Fraktionschef Ralf Schönemann am Montag. Für den unterlegenen Eiko Adamek (CDU) fand er mitfühlende Worte. „Er hat einen guten, bürgernahen Wahlkampf gemacht. Hut ab!“