Teilweise mehr Unfälle auf B184 Ernüchternde Bilanz nach drei Jahren - Wildwarner bei Dessau blieben ohne Wirkung

Rosslau/MZ - Sie sollten Wildunfälle an Schwerpunktstrecken im Land reduzieren. Nach dreijähriger Testphase haben die optisch-akustischen Wildwarner, die auch auf der B 184 zwischen Tornau und Jütrichau installiert wurden, aus Sicht des sachsen-anhaltischen Verkehrsministeriums enttäuscht. „Die Bilanz ist mit Blick auf die Wildunfallzahlen zunächst ernüchternd“, erklärt Ministeriumssprecher Peter Mennicke. Kollisionen mit Wildtieren seien nicht signifikant zurückgegangen.
Bei Roßlau ist sogar das Gegenteil der Fall. Die Wildunfälle sind hier zuletzt gestiegen. Gab es 2018, als die Geräte im Oktober aufgestellt wurden, 18 Unfälle, waren es 2019 dann 16 und 2020 insgesamt 21. Die Erfahrungen an den weiteren Teststrecken in der Börde, im Altmarkkreis und in Stendal seien ähnliche. „Zum Teil gibt es leichte Rückgänge, zum Teil leichte Anstiege“, so Mennicke. Schon das Zwischenfazit nach eineinhalb Jahren deutete in dieselbe Richtung.
Meinungen über fehlende Wirkung von Wildwarnern geht auseinander
Über die Ursachen gehen die Meinungen auseinander. Die Geräte, die auf Rollgeräusche und Scheinwerferlicht vorbeifahrender Autos reagieren und Lichter und Piepgeräusche in den Wald aussenden, laufen über Solarzellen. Dass sie oft nicht funktionieren, führt Michael Mitsching, Dessau-Roßlaus Kreisjägermeister, auf den Pflegezustand der Anlage zurück. Erst Anfang September machte er wieder einmal darauf aufmerksam, dass die Geräte zugewuchert seien, also nicht genug Sonnenlicht abbekämen.
Das Ministerium kommt beinahe zum selben Ergebnis. „Anscheinend reicht die Energie aus den Solarzellen und deren Speicherung nicht aus, um volle Funktionsfähigkeit zu jeder Jahreszeit gewährleisten zu können.“
Ministerium bestreitet, dass die mangelnde Wirksamkeit am fehlenden Freischnitt liege
Dass die Warngeräte einfach öfter freigeschnitten werden müssten, diese Ansicht teilt Magdeburg aber nicht. Bereits vor einem Jahr betonte das Ministerium, der österreichische Hersteller habe zugesagt, die Technik arbeite auch bei indirektem Sonnenlicht. „Ein zentrales Ziel des Pilotprojektes ist der Test unter realen Bedingungen“, betonte vor diesem Hintergrund Sprecher Mennicke. Dazu gehöre ebenfalls die normale, also nicht häufigere, Mahd des Straßenseitenraumes.
60.000 Euro hatte das Land in das Pilot-Projekt investiert. Offizielles Projektende ist im Frühjahr 2022. Dann folgt eine umfassende Auswertung. Die Erfahrungen sollen dann offenbar in eine eigene Technologie fließen. „Wir unterstützen junge Forscher der Fachhochschule Magdeburg Stendal bei der Entwicklung eines ganz neuen technischen Systems von Wildwarngeräten“, teilte Mennicke mit. Zusammenstöße mit Wild sind in Sachsen-Anhalt laut Verkehrsministerium Hauptunfallursache. 14.000 Unfälle fielen 2020 in diese Kategorie.