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Entwürfe für Bauhaus-Museum  Entwürfe für Bauhaus-Museum : Vorfreude und Frust in Dessau-Roßlau

Von Steffen Brachert 08.09.2015, 19:35
Der verspielte Entwurf von Young / Ayata. Beide haben einen ersten Preis erhalten.
Der verspielte Entwurf von Young / Ayata. Beide haben einen ersten Preis erhalten. Bauhaus Lizenz

dessau - Sieht es aus wie eine Zwiebel? Oder ähnelt es eher einer Zipfelmütze? Dessau-Roßlau diskutiert die beiden Sieger-Entwürfe für das Bauhaus-Museum und dabei vor allem die spektakuläre Idee des New Yorker Büros Young & Ayata, das ein „Kollektiv der Gefäße“ in den Stadtpark „pflanzt“. Oder soll der reduzierte Riegel des spanischen Büros Gonzalez Hinz Zabala gebaut werden?

Dieter Bankert, Architekt: Ich bin entsetzt. Der eine Entwurf überzieht, der andere untertreibt. Ich hoffe, dass beide nicht gebaut werden. Die Jury hat hier richtig daneben gehauen. Hat man sich vielleicht nicht genug Zeit genommen? Das Ergebnis jedenfalls ist eine Katastrophe. Der New Yorker Entwurf erinnert an das türkische Kappadokien. So etwas kann ich doch hier nicht bauen. Es ist schlimm für die Stadt, dass dieser Wettbewerb so schief gegangen ist, dass die Jury zwei Sieger gekürt hat, die nicht zusammengehen. Dessau hat verloren. Ich habe ja auch selbst mitgemacht: Ich behaupte, mein Entwurf ist besser als die beiden Sieger.

Lothar Ehm, Stadtratsvorsitzender: Einen Favoriten habe ich nicht. Dafür habe ich zu wenig Informationen, welche Idee wie umgesetzt werden könnte und ob denn tatsächlich für die Siegerentwürfe die 25 Millionen Euro reichen würden. Allerdings bedauere ich, dass sich die Jury, die ja viel mehr Informationen hatte, für zwei Sieger entschieden hat. Das hat sicher was mit Wettbewerbspunkten zu tun, ist aber nachteilig. Dadurch kann jetzt nicht konsequent an einem Ziel gearbeitet werden. Wir haben aber nicht alle Zeit der Welt für so viele Zwischenschritte.

Anja Passlack, Geschäftsführerin der DWG: Mir ganz persönlich gefällt die New Yorker Variante am besten. Die finde ich sehr schön und vom Äußeren ansprechend. Aber ich denke, hier wird das Dilemma sein, ob man diese bunten zwiebelartigen Gebäude tatsächlich für dieses Budget bauen kann. Auch ist die Frage zu klären, ob diese Formen die Anforderungen an eine Ausstellung erfüllen können. Das ist vermutlich beim spanischen Sieger einfacher. Aber hier ist zu sehr die Fortsetzung dessen aufgenommen, was schon da ist.

Joachim Liebig, Präsident der evangelischen Landeskirche Anhalt: Ich bin für die Idee von Gonzales Hinz Zabala. Der Entwurf erzeugt bei mir spontan ein Bauhausgefühl.

Harald Wetzel, Vorsitzender des Fördervereins Meisterhäuser: Wenn man ein Bauhaus-Fan ist, dann muss man eigentlich für den gläsernen und reduzierten Entwurf von Gonzales Hinz Zabala sein. Der lehnt sich an Mies von der Rohe an. Ich glaube auch nicht, dass es da unlösbare Klimaprobleme gibt. Die hat das Bauhaus doch nur, weil es ein Denkmal ist. Aus touristischer Sicht ist sicherlich der Entwurf von Young & Ayata das größere Highlight. Doch man erkennt bei dieser Schlumpf-Architektur ja nicht einmal, ob es ein Museum ist. Mein persönlicher Favorit ist der kanadische Entwurf auf Platz 4: Der hat für mich das größte Potenzial.

Olaf Bülow, Stadtparkmanager: Spannend in der Anmutung, skurril, tolerant und auch weltoffen, so habe ich mir das Ergebnis vorgestellt. Wichtig ist: Der Stadtpark verliert kein „Grün“ in Größenordnungen, vielmehr wird das Museum den Standort bereichern, die Verweilqualität erhöhen. Der Stadtpark erhält ein Bauwerk von internationaler Geltung. Die Strahlkraft wird der Stadt, der Region und vor allem den Menschen, egal ob jung oder alt, gut tun. Mir gefällt die Idee von Young & Ayata.

Der strenge Entwurf von Gonzales Hinz Zabala.
Der strenge Entwurf von Gonzales Hinz Zabala.
Bauhaus Lizenz