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Entdeckte Cranach-Gemälde Entdeckte Cranach-Gemälde: Reservierte Wände im Gotischen Haus

Von Ilka Hillger 25.10.2001, 15:59
Die Abbildung zweier Ölgemälde aus dem Jahr 1532 von Lucas Cranach d. Ä. wird am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Gotischen Haus in Wörlitz vorgestellt. Es handelt sich um Porträts der Fürstenbrüder Johann II. (l) und Joachim, deren Originale im Wörlitzer Park bis 1945 hingen und die jetzt bei einem Kunsthändler in Wien entdeckt wurden. Die Gemälde stammen aus dem Eigentum des 1947 im NKWD-Sonderlager in Buchenwald verstorbenen Herzogs Joachim Ernst von Anhalt. Gespräche mit dem Kunsthändler über eine Rückführung sind allerdings vorerst gescheitert.
Die Abbildung zweier Ölgemälde aus dem Jahr 1532 von Lucas Cranach d. Ä. wird am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Gotischen Haus in Wörlitz vorgestellt. Es handelt sich um Porträts der Fürstenbrüder Johann II. (l) und Joachim, deren Originale im Wörlitzer Park bis 1945 hingen und die jetzt bei einem Kunsthändler in Wien entdeckt wurden. Die Gemälde stammen aus dem Eigentum des 1947 im NKWD-Sonderlager in Buchenwald verstorbenen Herzogs Joachim Ernst von Anhalt. Gespräche mit dem Kunsthändler über eine Rückführung sind allerdings vorerst gescheitert. ZB

Wörlitz/MZ. - Die letzten Wochen krönten die Arbeit von Wolf von Trotha mit Erfolg. Als Treuhänder des Hauses Anhalt gelang es ihm, drei Gemälde aufzuspüren, die sich bis 1945 im Besitz der Familie von Anhalt befanden und seitdem in Listen als Beutegut geführt wurden, jahrzehntelang spurlos verschwunden waren. "Vor zwei Wochen konnten wir in letzter Minute per richterlicher Verfügung ein Gemälde während einer Auktion in Berlin beschlagnahmen lassen", erzählt er. Noch aufsehenerregender ist freilich der Fund, den er im Privatvorführungsraum des Wiener Kunsthändlers Boris Wilnitsky machte. Zwei bedeutende anhaltische Fürstenportraits von Lukas Cranach dem Älteren, die nach Plünderungen seit 1945 verschollen waren, entdeckte Wolf von Trotha dort. "Die Bilder sind in einem respektablen Zustand und wurden auch restauriert", berichtete er gestern auf einer Pressekonferenz der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und des Herzoglichen Hauses Anhalt.

Ob sich bald auch die Öffentlichkeit von der Unversehrtheit der Gemälde überzeugen kann, ist vorerst indes fraglich. Auf jeden Fall besichtigten von Trotha, Stiftungsdirektor Thomas Weiss und Pressevertreter schon einmal das "Geistliche Kabinett" im Gotischen Haus von Wörlitz, wo die Gemälde bis zu ihrer kriegsbedingten Auslagerung in einen Tresor im Dessauer Stadtschloss einen festen Platz hatten. Geht es nach von Trotha und der Erbengemeinschaft des Hauses von Anhalt, sollen die Wände auf jeden Fall für die gefundenen Cranach-Bilder reserviert bleiben. Denn selbst wenn der russische Kunsthändler Wilnitsky inzwischen die Verhandlungen abgebrochen hat, besteht nach wie vor die Aussicht, dass die Rückgabe an das Haus von Anhalt auf politischer Ebene verhandelt wird. "Mit Hilfe diplomatischer Unterstützung sind wir zuversichtlich, dass unser Ersuchen, die Gemälde in Österreich sicher zu stellen, erhört wird", gibt sich von Trotha hoffnungsvoll. Zumindest war der Gang an die Öffentlichkeit ein kluger Schachzug. Denn sollte - wie derzeit vermutet wird - der Kunsthändler tatsächlich erneut versuchen, die Cranach-Portraits auf dem Kunstmarkt anzubieten, dürften Interessenten angesichts der Gemälde-Vorgeschichte abgeschreckt sein.

Thomas Weiss vernahm gestern mit Freude, dass sich das Haus von Anhalt bereit erklärt, beide Bilder und auch jenes aus der Berliner Auktion als Dauerleihgabe an die Stiftung zu geben, wenn die Gemälde rücküberführt sind. Wolf von Trotha wird allerdings auch weiterhin auf Spurensuche bleiben. Er schätzt die Zahl der verloren gegangenen Objekte des Hauses von Anhalt auf 1 800. Da nimmt sich jene der fehlenden 328 Gemälde aus der Joachim-Ernst-Stiftung, die der Verlustkatalog der Kulturstiftung auflistet, vergleichsweise gering aus.Kultur

Beutekunst-Datenbank: www.lostart.de