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Endstation Fahrradständer Endstation Fahrradständer: Regelmäßig blockieren Fahrradleichen Abstellplätze in Dessau-Roßlau

Von Danny Gitter 13.06.2019, 07:00
Einer der orangefarbenen Sticker klebt am Lenkrad eines Fahrrades.
Einer der orangefarbenen Sticker klebt am Lenkrad eines Fahrrades. Danny Gitter

Dessau-Roßlau - In großen Metropolen wie Berlin und Köln sind sie ein regelrechtes Ärgernis. Tausende herrenlose Drahtesel, die im öffentlichen Raum einfach abgestellt werden und meist wochenlang dringend benötigte Fahrradständer blockieren, gehören in deutschen Großstädten oft zum Stadtbild. Doch auch in Dessau-Roßlau sind die sogenannten „Fahrradleichen“ ein gewohnter Anblick.

Die Größenordnungen an Fahrradleichen wie die Millionenstädte erreicht die Doppelstadt nicht. Aber in Relation zur geringeren Einwohnerzahl gesetzt, ergeben sich auch hierzulande ähnliche Dimensionen wie etwa in Berlin oder Köln. In der Doppelstadt werden die herrenlosen Fahrräder in der Statistik „Fundfahrrad“ erfasst, erläutert der Stadtsprecher Carsten Sauer auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung. 2017 wurden 110 Fundfahrräder registriert. 2018 erfasste die Stadt insgesamt 84 Fahrradleichen.

Bis zum Mai dieses Jahres sind 35 Fundfahrräder in Dessau-Roßlau festgestellt worden

Bis zum Mai dieses Jahres sind 35 solcher Räder festgestellt worden. Besonders in der Dessauer Innenstadt, an Plätzen, wo viele Fahrräder angeschlossen werden, tummeln sich in der Anonymität der Masse verhältnismäßig viele herrenlose Fahrräder. Aufmerksam auf die Fahrradleichen wird laut Auskunft des Stadtsprechers das zuständige Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung durch Rundgänge des Stadtordnungsdienstes oder durch Hinweise aus der Bevölkerung. „Entscheidend ist der allgemeine Gesamtzustand des Fahrrades“, erläutert Sauer.

Indizien für potenzielle Fahrradleichen sind etwa abmontierte Teile oder platte Reifen. „Maßnahmen werden jedoch auch ergriffen, wenn das Fahrrad nachweislich über einen längeren Zeitraum nicht bewegt wurde“, so der Stadtsprecher.

Mit dem orangefarbenen Sticker der Stadt läuft die Frist für die Eigentümer

Wird ein Rad als Fahrradleiche identifiziert, bekommt es von Mitarbeitern des Stadtordnungsdienstes einen orangefarbenen Aufkleber mit dem Hinweis, dass das Rad innerhalb von vier Wochen vom Eigentümer zu entfernen ist. Nach Ablauf dieser Frist werden die Fahrräder dann vom Stadtordnungsdienst entfernt. „Je nach Gesamtzustand werden die Räder einer ordentlichen Entsorgung zugeführt oder dem Fundbüro zugeleitet“, informiert Sauer. Noch funktionstüchtige Räder gehen dann in die regelmäßigen Fundbüro-Versteigerungen.

Jedoch bekommen nicht alle als Fahrradleichen identifizierten Räder einen Aufkleber. Augenscheinlich sehr hochwertige und nicht angeschlossene Fahrräder gehen mitunter zur Eigentumssicherung sofort ins Fundbüro. Einige Fundfahrräder stellt auch direkt das Dessau-Roßlauer Polizeirevier sicher, wenn sich bei der Abfrage der Rahmennummer ergibt, dass es sich um ein als gestohlen gemeldetes Fahrrad handelt.

Sind die vergessenen Fahrräder eine bequeme Art der Entsorgung?

In den meisten Fällen stellen Fahrradleichen eine besonders bequeme Art der Entsorgung für die früheren Besitzer dar. Für eine ordnungsgemäße Entsorgung verweist der Stadtsprecher auf Hinweise im Dessau-Roßlauer Abfallkalender. Dort ist die Möglichkeit beschrieben, zu entsorgende Fahrräder zur Deponie Scherbelberg zu bringen und dort als Schrott zu entsorgen. Allerdings sind vor der Abgabe die Fahrradreifen und Schläuche zu entfernen.

Der Dessauer Regionalverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sieht in Bezug auf Fahrradleichen noch ein grundsätzlich anderes Problem. „Natürlich ist es ärgerlich, wenn nicht genutzte Fahrräder anderen Radfahrenden die begehrten Stellplätze blockieren, jedoch bestand der Engpass in Dessau-Roßlau bislang darin, dass genügend zeitgemäße Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Stadt fehlten“, stellt Stephan Marahrens, der regionale ADFC-Vorsitzende, fest. Doch sieht er in dieser Frage die Stadt in naher Zukunft auf einem guten Weg.

Derzeit wird massiv in neue Radabstellanlagen investiert. Rund 800 Fahrradabstellplätze soll es laut Auskunft des Stadtsprechers bis Jahresende im Dessau-Roßlauer Stadtgebiet geben. Das entspannt dann auch zusätzlich die Situation in Bezug auf Fahrradleichen. (mz)

Fahrradständer
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Danny Gitter