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Ende einer Ruine Ende einer Ruine in Dessau: 23 Millionen Euro werden in "Wohnresidenz Kristallpalast" investiert

Von Lisa Garn 04.10.2018, 09:38
Seit Jahren ein Ärgernis in der Zerbster Straße: Die Ruine des früheren Kristallpalastes.
Seit Jahren ein Ärgernis in der Zerbster Straße: Die Ruine des früheren Kristallpalastes. Lutz Sebastian

Dessau - Das Geheimnis um den Investor für die Ruine des früheren Kristallpalastes ist gelüftet: Die HP & P Gruppe mit Hauptsitz in Gießen wird den Bau des Wohn- und Geschäftshauses in der Zerbster Straße umsetzen. Insgesamt 23 Millionen Euro sollen investiert werden. Geplant ist der Baubeginn für Ende 2019.

Zwei Jahre sind für das Projekt „Wohnresidenz Kristallpalast“ mitten im Stadtzentrum veranschlagt. Der Abriss und die Sicherung des Grundstücks soll aber schon früher beginnen, Ende diesen oder Anfang kommenden Jahres. Der Eigentümer Wilhelm Burger, der inzwischen in Potsdam lebt, wird das Grundstück in den kommenden Tagen verkaufen. Damit wird nach jahrzehntelangem Verfall der Weg für einen Neuanfang frei gemacht.

„Wir wollen das Projekt mit aller Konsequenz umsetzen. Der Standort ist ideal geeignet“, sagte Helmut Peter, Geschäftsführer der HP & P Gruppe, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. „Er liegt in der Innenstadt, Fußgängerzone und Geschäfte sind fußläufig zu erreichen.“

Auf den sieben Etagen entstehen etwa 70 bis 90 altengerechte Wohnungen

Auf dem Areal des früheren Veranstaltungszentrums entstehen auf sieben Etagen etwa 70 bis 90 Wohnungen. Vorrangig wird es um altengerechtes Wohnen in unterschiedlichen Angeboten gehen: Servicewohnen, betreutes Wohnen sowie als Wohnen mit stationärer Pflege.

„Es gibt aber auch ganz normale Wohnungen. Wir wollen einen Mix aus Alt und Jung, ein Mehrgenerationenwohnen.“ Zusätzlich soll ein Café entstehen, Geschäfte sind geplant und auch die öffentliche Nutzung des Innenhofes. Die Fassade soll instand gesetzt werden und als Zugang zur Anlage dienen.
Das Unternehmen hat Erfahrung mit dem Bau solcher Anlagen.

Seit 42 Jahren errichtet es bundesweit vor allem Häuser und Siedlungen für Seniorenwohnen. Insgesamt rund 90 Projekte seien realisiert worden, so Peter. „Die Finanzierung für Dessau ist gesichert, jetzt brauchen wir Baurecht.“ Derzeit arbeiten Verwaltung und Investor an einem neuen Bebauungsplan für das konkrete Vorhaben.

Im Verfahren um die Zukunft des Dessauer Kristallpalastes wird die Öffentlichkeit beteiligt

Denn im bisherigen sind Wohnprojekte ausgeschlossen. Im Verfahren wird die Öffentlichkeit beteiligt: Ab Montag bis zum 9. November veröffentlicht die Stadt das Vorhaben auf ihrer Internetseite, zusätzlich liegt es im Technischen Rathaus aus. „Der Standort liegt im Zentrum der Stadt und damit in der Öffentlichkeit“, sagte Ingolf Schmidt vom Stadtplanungsamt.

Dies sei im laufenden Prozess zu berücksichtigen. Der Vorsitzende des Bauausschusses, Ralf Schönemann (Die Linke), sprach von einer „emotional tiefen Bindung der Dessauer Bevölkerung“ zum Kristallpalast. Er sei identitätsstiftend für die Stadt. Mit dem Projekt gebe es nun „einen Paradigmenwechsel“, der eine enorme Aufwertung der Zerbster Straße mit sich bringe.

Etwa ein Jahr wird es bis zum Baurecht dauern, Ende des kommenden Jahres soll es bestehen. Nötig sind auch Gutachten unter anderem zum Lärmschutz und zu möglichen Auswirkungen auf die umliegende Bebauung. Im Baudezernat der Stadt steht ein Ansprechpartner zur Verfügung, der das Projekt begleitet. Unabhängig vom Verfahren für den B-Plan wird jetzt bereits der Abriss der Ruine vorbereitet.

1991 fand die letzte Veranstaltung im Kristallpalast statt

„Und wir müssen die Fassade stabilisieren. Es ist ein Wunder, dass sie noch steht“, sagte Peter. Mit dem Auftakt für einen neuen Bauplan und dem geplanten Verkauf des Grundstücks ist ein Schlusspunkt unter eine lange Geschichte gesetzt. Vor 24 Jahren hatte Wilhelm Burger das Areal gekauft, 1991 fand die letzte Veranstaltung statt.

Mehrfach waren Versuche für eine neue Nutzung des historischen und in der Stadt beliebten Ensembles gescheitert. Zuletzt war 2010 ein Kongress- und Kulturzentrum geplant, aber auch diese Pläne zerschlugen sich. Das Areal in Dessaus Zentrum verfiel immer weiter. Über die Gründe will Burger am Dienstag nicht mehr sprechen. Er habe Investoren gefunden und wolle abschließen. „Es gibt jetzt eine andere Zeit, eine ganz andere Unterstützung“, sagte der 77-Jährige. In wenigen Tagen werde der Kaufvertrag abgeschlossen. Er sei „erleichtert“, sagte Burger. „Die Stadt hat es mir leicht gemacht, auf das Grundstück zu verzichten.“ (mz)