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Elbschifffahrt Elbschifffahrt: Dampfer «Diesbar» in Werft

Von Karl Jüngel 26.10.2001, 18:13

Roßlau/MZ. - Der Raddampfer "Diesbar" der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft aus Dresden hat in der Roßlauer Schiffswerft festgemacht. Eine Reparatur an der historischen Dampfmaschine soll hier nach der Jahrhunderte alten Schiffbautradition durchgeführt werden.

Bei dem Dampfer "Diesbar" handelt es sich um den letzten Sachzeugen des Schiffstyps der so genannten Glattdeckdampfer mit Patent-Schaufelrädern auf der Oberelbe, der im Gegensatz zu den weiteren acht Dampfern der sächsischen Flotte noch mit der althergebrachten Kohlenfeuerung erhalten ist. Die restlichen Schiffe sind mittlerweile durchweg auf Ölfeuerung umgestellt. Nur in Lauenburg (rund 50 km vor Hamburg gelegen) befindet sich noch mit dem 101 Jahre alten "Kaiser Wilhelm" ein fast baugleiches Schiff wie die "Diesbar" im Einsatz.

Sie wurde im Jahre 1884 auf der damaligen Schiffswerft in Dresden-Blasewitz gebaut und zunächst als "Pillnitz" vor 117 Jahren in Dienst gestellt. Viele Bilder und historische Ansichtskarten zeigen das Schiff mit der historischen Silhouette der Elbmetropole. Im Jahr 1976 war es zudem für ein Jahr in die Tschechoslowakei ausgeliehen.

Nach einer mehrjährigen Rekonstruktion hat das technische Denkmal am 7. Oktober 1989 erstmals wieder am Dresdner Terrassenufer festgemacht. Zuvor hatten Mitglieder der Fachgruppe "Elbeschifffahrt", die beim Kulturbund der DDR organisiert waren, das Schiff vor der Verschrottung bewahrt.

Das Outfit des Personendampfers ist dem Aussehen der Zeit um 1900 angepasst. Fachleute haben ausgerechnet, dass der Oldtimer im Laufe der Jahrzehnte etwa 400 000 Kilometer auf der Elbe zurückgelegt hat. Weitere 100 000 Kilometer können sicher noch im "zweiten Leben" hinzukommen.

Bei der Technik fällt besonders die oszillierende Zweizylinder-Zwillingsmaschine auf, die 1857 von der Firma John Penn in Greenwich, England, gebaut wurde. Weiterhin der so genannte Kofferkessel, Baujahr 1883, mit der Fabrikationsnummer 402 der Sächsischen Dampfschiff- und Maschinenbauanstalt in Dresden-Neustadt.

Weitere Teile der Antriebsanlage sind von einem anderen, 1857 gebauten Schiff gleichen Typs übernommen worden. Unter diesen Teilen befindet sich auch noch die Kurbelwelle mit der Aufschrift: "Krupp bei Essen, Gußstahl, 10 Jahre Garantie, 1853". Sie wurde zwar mehrfach überholt, ist aber noch funktionsfähig. Die Patentschaufelräder waren beim Neubau aus Holz, sind aber inzwischen durch stählerne ersetzt worden.

Ob das Schiff "Diesbar" jemals in der Vergangenheit im hiesigen Elbbereich gefahren ist, war durch den Chronisten nicht zu ermitteln, wird aber wegen der geringen Abmessungen des Schiffes (Länge 57,7 Meter, Breite 10,25/5,07 Meter) mit nur etwa 580 zulässigen Passagieren bezweifelt.