Eine von nur 17 Firmen Eine von nur 17 Firmen: Roßlauer Schiffswerft darf jetzt Brücken für die Bahn bauen

Dessau-Roßlau - Der offizielle Qualitätscheck in der vorigen Woche war ein Meilenstein für die Roßlauer Schiffswerft. Das seit 2017 mit Stahlbau Dessau fusionierte Unternehmen hatte bis März 2018 nur die Zulassung, am Standort Erich-Köckert-Straße Eisenbahnbrücken für die Deutsche Bahn herzustellen.
„Jetzt haben wir die Zulassung auch für die Werftstraße in Roßlau erhalten. Dies ist enorm wichtig für uns, weil nun der wirtschaftlichste Fertigungsstandort nach Hallen- und Kran-Kapazität von uns selbst gewählt werden kann.“
Schiffswerft eine von 17 Firmen mit Zulassung Stahlbrücken für die Bahn zu bauen
Peter Talaska, Geschäftsführer der Roßlau Schiffswerft GmbH & Co. KG, ist stolz. Deutschlandweit gibt es nur 17 Firmen, die die Zulassung haben, für die Deutsche Bahn AG Stahlbrücken zu bauen, und die vergleichbare Produkte herstellen. „Dass wir das geschafft haben, ist wirklich ein Meilenstein für die weitere Entwicklung unseres Unternehmens an beiden Standorten“, so Talaska. Oberstes Ziel der Fusion war gewesen: Die Vollbeschäftigung für die Gesamtbelegschaft mit derzeit 295 Mitarbeitern mit neuen Aufträgen sichern.
Ihre Eintrittskarte in den kleinen Anbieter-Kreis bei der Deutschen Bahn hat der Standort Schiffswerft nach dem Qualitäts-Audit erhalten und mit dem HPQ-Zertifikat, einer herstellerbezogenen Produktqualifikation, in der Hand. Die Zulassung gilt für die nächsten drei Jahre bis März 2021 und ist anschließend neu zu beantragen.
Anlass für Stolz und Freude gibt auch der Blick in die Auftragsbücher und Werkhallen. Es brummt an beiden Standorten. Beim Rundgang über das Werftgelände fallen sofort die verpackten Großbauteile an der Kaikante auf. Ein Hochwassersperrtor soll demnächst per Schiff nach Ladenburg am Neckar ausgeliefert und vor Ort montiert werden.
Ein Doppelschleusentor soll bei Lauffen, bei Heilbronn und gleichfalls am Neckar gelegen, den Schiffsverkehr ermöglich. Auch in Hirschhorn wird für ein Schleusentor schon eine Lieferung der Roßlauer Schiffswerft erwartet.
In der Stahlbauhalle fertigen die Konstrukteure und Arbeiter gerade eine Straßenbrücke für Backnang
An die alte Schiffbautradition knüpft die Roßlauer Werft an mit der Fertigung von Sektionen und Bauteilen für eine riesige Yacht. In Auftrag gegeben von einem ausländischen Wirtschaftsmagnaten, wurde die 150 Meter lange Yacht zuletzt in Bremerhaven zu Wasser gelassen. Roßlau liefert und montiert Bauteile für das Schanzkleid und für die Außenhautpforten.
Letzteres sind mächtige Stahltüren, durch die kleinere Boote oder Jet-Skis von der Yacht ins offene Wasser gelangen. „Die größte Pforte misst sechs mal 20 Meter und bringt 40 Tonnen Stahl auf die Waage. Das ist schon ein dickes Ding“, so Talaska.
In der Schiffbauhalle dröhnen tagein tagaus die Hammerschläge und funkeln die Lichtbögen der Schweißer. In der Stahlbauhalle in der Erich-Köckert-Straße fertigen die Konstrukteure und Arbeiter gerade eine Straßenbrücke für Backnang bei Stuttgart. In den Auftragsbüchern des Unternehmen stehen aktuell 17 Brücken, zählt Talaska zusammen. Und zwölf davon gibt die Deutsche Bahn in Auftrag. „Damit sind wir bis zur Jahresmitte voll ausgelastet. Und haben dann in einem Halbjahr insgesamt 4.000 Tonnen Stahl verarbeitet.“
Aktuell werden gute Leute zur Verstärkung des Teams gesucht
Kunden hat die Roßlauer Schiffswerft deutschland- und weltweit. Und auch zu Hause. Den mobilen Hochwasserschutz an der Jonitzer Mühle hat das Unternehmen realisiert. Um die Jonitzer Mühle zu sichern, wurden Tafeln gefertigt, mit denen im Ernstfall die Mühlenfenster dichtgemacht werden.
Ob nah oder fern: Das Dessau-Roßlauer Unternehmen hat dabei eine Maxime: „Anfertigen, Ausliefern und Montieren - wir machen alles“. Um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können, braucht es gute Leute. Zur Verstärkung ihres Teams gesucht werden aktuell Konstrukteure, Schweißfachingenieure und Bauleiter. Zudem wird auch selbst etwas getan. Seit der Werftprivatisierung 1994 wurden 500 junge Leute in gewerblichen und kaufmännischen Berufen ausgebildet. (mz)