Spannende Aufgabe Eine junge Archäologin wird den künftigen Museumscampus in Dessau mit aufbauen und leiten
Carla Backhaus wird den neuen Museumscampus leiten und dessen Entstehungsprozess mitbegleiten. Was die junge Archäologin nach Dessau zog.

Dessau - Den künftigen Museumscampus, bestehend aus dem Verbund von Stadtgeschichts- und Naturkundemuseum, wird eine junge Frau leiten. Die 35-jährige Carla Backhaus setzte sich gegen 23 Mitbewerber durch und wird im Oktober ihre Stelle in Dessau antreten.
Um diese Stelle ist von Politik und Verwaltung hart gerungen worden. Insbesondere über das Profil der Stelle gab es im Zuge der Diskussionen und Kämpfe um ein zukunftsfähiges Museumskonzept der Doppelstadt lange Auseinandersetzungen. Mit der Idee des Museumscampus am Stadteingang Ost fand das mehr als zehnjährige Ringen um ein Museumskonzept ein Ende. Carla Backhaus’ Aufgabe wird es nun sein, diese Idee in die Tat umzusetzen.
Die MZ sprach mit der promovierten Archäologin am Telefon.
Warum wurden Sie Archäologin?
Backhaus: Ich bin in Thüringen aufgewachsen und habe schon während der Schulzeit an Ausgrabungen teilgenommen. Ich wollte schon immer wissen, was frühere Kulturen im Erdboden hinterlassen haben.
Was machen Sie derzeit beruflich?
Backhaus: Ich bin wissenschaftliche Referentin für die archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen 2021/22 am Standort Xanten. Die Ausstellung wird Ende September eröffnet, deshalb kann ich erst im Oktober in Dessau anfangen.

Haben Sie von Dessau-Roßlau vor Ihrer Bewerbung schonmal etwas gehört?
Backhaus: Ja, mein Vater ist Architekt, daher war mir Dessau vom Bauhaus her ein Begriff. Aber Sachsen-Anhalt ist mir insgesamt nicht fremd. Meine Großeltern sind aus Magdeburg, da war ich oft in den Sommerferien und wir haben gemeinsam Ausflüge gemacht. Und meine Schwester lebt in Halle.
Was hat Sie bewogen, sich in Dessau als Museumsleiterin zu bewerben?
Backhaus: Mich hat die Aufgabe gereizt, das ist eine spannende Herausforderung. Ich arbeite seit Jahren am Museum und habe viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Ich denke, dass man hier im Team etwas tolles Neues schaffen kann und freue mich, das aktiv mitzugestalten. Das Besondere an der Aufgabe ist für mich, dass ich von Anfang an dabei bin als Museumsleiterin und somit viel Raum für eigene Ideen habe.
Wie finden Sie die Idee vom Museumscampus, der am Johannbau entstehen soll?
Backhaus: Die Ideen, die da sind, finde ich sehr gut. Sonst hätte ich die Stelle nicht angenommen. Das ist eine Richtung, die ich absolut mittragen kann. Gut finde ich auch, dass der Entstehungsprozess von vielen Dessauern begleitet wird und so eine gemeinsame Entscheidung ist.
Welche Vorstellung haben Sie von einem Museum?
Backhaus: Meine Vision ist ein Museum, das viele Menschen anspricht, wo jeder etwas Interessantes für sich findet. Es sollte für Kinder und Familien funktionieren und es sollte ein Museum sein, das man mehrfach besuchen möchte.
Anfang Mai nahmen Sie an einer Arbeitsberatung mit dem Kultur- und dem Stadtplanungsamt sowie dem Kulturausschuss teil. Es war Ihr erster Diensttermin in Dessau. Wie haben Sie ihn erlebt?
Backhaus: Das habe ich als sehr positiv erlebt, es war eine angenehme Diskussionsrunde, in der sachlich argumentiert wurde und es am Ende eine gemeinsame Richtung gab. Das hat mich bestärkt, dass es richtig war, die Stelle anzunehmen. Gerne komme ich auch vor dem Oktober zu weiteren Terminen nach Dessau.
Sie werden mit Ihrer Familie in die Region Dessau-Roßlau ziehen. Wie finden Sie die Stadt?
Backhaus: Sie hat viele Qualitäten, insbesondere im Bereich Kultur, die mehr herausgestellt werden müssen. So wird meiner Meinung nach das Thema Gartenreich unterrepräsentiert. Das sollte im neuen Museum unbedingt eine Rolle spielen. Privat bin ich sicher, dass wir uns hier sehr wohlfühlen werden. (mz)