Volle Straßen, Zeitverlust und schlechte Laune Ein Drittel der Dessau-Roßlauer verlässt zum Arbeiten das Stadtgebiet

Dessau-Roßlau/MZ/Sal - Von den insgesamt 29.599 sozialversicherungspflichtig Tätigen Dessau-Roßlauern verlässt aktuell jeder Dritte zum Arbeiten das Stadtgebiet. Rund 9.600 Menschen pendeln laut der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg in andere Kreise oder Städte aus.
Wie die Arbeitsagentur einschätzt, bewege sich diese Zahl seit Jahren auf einem annähernd gleichen Niveau. Dabei führen die meisten Auspendler zum Arbeiten nach Anhalt-Bitterfeld (2.633 Personen), Wittenberg (1.958 Personen) und Leipzig (731 Personen). „Für zahlreiche Arbeitnehmer gehört das Pendeln zum Leben, denn der Arbeitsmarkt setzt Mobilität und Flexibilität voraus“, kommentiert Agenturchef Torsten Narr. Innerhalb des Agenturbezirkes gebe es eine hohe Mobilitätsbereitschaft der Beschäftigten.
60 Prozent der Auspendler aus Dessau-Roßlau sind gut ausgebildete Fachkräfte
Bei knapp 60 Prozent der Auspendler handle es sich jedoch um ausgebildete Fachkräfte, die der ansässigen Wirtschaft mitunter fehlen. Sie böten für die ortsansässigen Unternehmen Potenziale, um die es sich lohne, bei der eigenen Suche nach Fachkräften zu werben, so Torsten Narr. „Wenn es gelingt, die Auspendler für eine Beschäftigung vor Ort zu begeistern, kann dies ein Gewinn für die Firmen und die täglich pendelnden Menschen sein.“
Zeitgleich könne Dessau-Roßlau jedoch schon jetzt als Einpendlerregion mit seinen Beschäftigungsmöglichkeiten punkten, ist Narr überzeugt. „Das ist ein Ansatzpunkt, die Arbeit als Standortvorteil zum Leben in der Doppelstadt zu nutzen.“ Circa 13.000 Menschen aus anderen Regionen pendeln nach Dessau-Roßlau, um hier zu arbeiten. Die meisten von ihnen kämen ebenfalls aus den angrenzenden Regionen. An erster Stelle steht wieder Anhalt-Bitterfeld mit 5.146 Personen, gefolgt von Wittenberg (3.712 Personen)und dem Salzlandkreis (533 Personen).
Agenturchef ist sich sicher: In Zukunft werden weniger Berufstätige zur Arbeit pendeln müssen
Zieht man Einpendler von Auspendlern ab, ergibt sich das sogenannte Pendlersaldo. Da 9.619 Personen auspendeln und 12.795 Männer und Frauen einpendeln, ergibt sich für die Doppelstadt ein positiver Pendlersaldo von 3.176.
Aus Sicht der Arbeitsagentur werden sich Corona-Krise, Digitalisierung und Strukturwandel auf Pendlerverhalten auswirken. „In Zukunft wird gerade in administrativen aber auch in manchen technischen Berufen das Arbeiten von zu Hause ein stärkerer Bestandteil des Arbeitsalltags sein“, so Narr. Auch der Bedarf an Arbeitskräften in Dessau-Roßlau werde perspektivisch aus demografischen Gründen zunehmen.