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Ehemaliges Hotel Central  Ehemaliges Hotel Central : Therapie im Schmuckstück

26.02.2016, 09:29
Der Albrechtsplatz ist nach der Sanierung ein echter Hingucker geworden.
Der Albrechtsplatz ist nach der Sanierung ein echter Hingucker geworden. Sebastian

Dessau - Die einst prachtvolle Fassade des Hauses am Albrechtsplatz 4 erstrahlt im alten neuen Glanz. Steffi und Thilo Huth haben ein Schmuckstück aus dem einstigen Schandfleck gemacht und dem über 100 Jahre alten Gebäude wieder Leben eingehaucht. Ein Therapiehaus haben die beiden Ergotherapeuten dort etabliert. Seit einigen Wochen läuft der eigene Praxisbetrieb hier. Auch eine Physiotherapie hat mit der Arbeit begonnen.

An alter Idee festgehalten

Zwei Jahre haben die Sanierungsarbeiten im einstigen Hotel Central beziehungsweise Intershop gedauert. „Größere böse Überraschungen blieben uns erfreulicherweise erspart“, berichtet Thilo Huth, „so dass am Ende sogar der gesteckte Kostenrahmen voll und ganz aufging.“ Eine Herausforderung war das Projekt für die jungen Leute dennoch. „Allein der Denkmalschutz hat uns ganz schön gefordert“, schmunzelt Thilo Huth im Nachhinein. Auch die Brandschutzauflagen hätten für so manche zusätzliche Arbeit gesorgt. „Wir haben uns zeitlich nicht unter Druck gesetzt, sondern uns für alles die Zeit genommen, die es brauchte“, erklärt Steffi Huth, dass sie ihre ursprüngliche Terminplanung um etliche Monate überzogen haben. Ein Grund für Zweifel war die längere Dauer aber zu keinem Zeitpunkt, versicherten beide.

„Wir sind von unserem Konzept überzeugt, das hat uns motiviert“, sagt Thilo Huth. Allerdings gibt er zu, dass es gut gewesen sei, nicht alles vorher gewusst zu haben. „Wenn ich allein daran denke, wie viele Container Schutt und Dreck wir rausgeholt haben, hätte das ein Grund sein können, gar nicht erst anzufangen“, schmunzelt er. „Oder die viele Bürokratie, an der wir manchmal bis in die Nacht gesessen haben“, ergänzt Ehefrau Steffi. Lobende Worte finden beide für das städtische Bauamt. „Hier haben wir große Unterstützung bekommen, das war eine richtig gute Zusammenarbeit“, hebt Thilo Huth hervor.

Alltag kehrt ein

Langsam können sich die beiden wieder auf ihr eigentliches Handwerk als Ergotherapeuten konzentrieren. Die Zeiten, in denen sie außerdem noch Bauleiter und Bauhelfer waren, sind (fast) vorbei. „Ohne eine starke Familie im Rücken, hätten wir das gar nicht schaffen können“, ist sich Steffi Huth der großen Unterstützung bewusst. Und sie weiß, dass ihre beiden Kinder über das Ende der Bauarbeiten froh sind. „Sie kamen ganz schön kurz“, gesteht Vater Thilo ein, der an den Wochenenden oftmals selbst Hand anlegte auf der Baustelle.

Ihren Traum von einem interdisziplinären Therapiehaus haben sich die beiden erfüllt. Die Idee dazu ist fast zehn Jahre alt. Im Jahr 2007 gründeten vier therapeutische Einrichtungen den Arbeitskreis „Help“, der sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Aufgabe gemacht hat. Zum Team gehörten neben der Ergotherapeutin Steffi Huth, die Physiotherapeutin Katrin Töpfer, der Logopäde Matthias Semlow und die Heilpraktikerin Angela Jaguste. Nach dem plötzlichen Tod von Katrin Töpfer gerieten die Pläne des Arbeitskreises ins Hintertreffen. „An der ursprünglichen Idee aber haben wir festgehalten, weil wir davon überzeugt waren und sind“, blickt Steffi Huth zurück.

Mit der Notwendigkeit, neue Praxisräume in Dessau-Nord suchen zu müssen, wurden die einstigen Pläne wieder hervorgeholt. Und wurden auch für Yvonne Müller zum erfüllten Traum. Die Physiotherapeutin fand am Albrechtsplatz 4 ideale Bedingungen für ihre Praxis. „Ich war 25 Jahre Physiotherapeutin im Klinikum und wollte mich selbständig machen“, erzählt sie. So ein Therapiehaus sei auch ihr geheimer Traum gewesen. „Als ich hiervon hörte, habe ich mich sofort beworben und konnte mein Glück gar nicht fassen, als es klappte“, strahlt sie. Yvonne Müller bietet im Haus auch heilpraktische Behandlungen an. „Das ist eine schöne Ergänzung für uns“, freut sich Steffi Huth darüber.

Wenn im April der Logopäde Matthias Semlow seine Praxis in der 2. Etage eröffnet, wird das „Therapiehaus Dessau-Nord“ komplett sein. Dann steht einem Austausch und der interdisziplinären Zusammenarbeit für eine optimale Behandlung der Patienten nichts mehr im Wege.

Wohnungen sind im Mai fertig

Vollständig abgeschlossen sind die Bauarbeiten im Haus noch nicht. Neben den Räumlichkeiten für die Logopädie werden auch die beiden Wohnungen im Obergeschoss hergerichtet. Ende Mai, so Thilo Huth, sollen auch die fertig sein. Zu erreichen sind die Drei-Raum-Wohnung (85 qm) und die Zwei-Raum-Wohnung (65 qm) über einen Aufzug, wie auch sämtliche Praxen. „Sie können also sowohl von älteren, als auch von jüngeren Leuten genutzt werden“, macht Thilo Huth darauf aufmerksam, dass für beide Wohnungen noch Mieter gesucht werden.

Zum Konzept des Hauses gehört auch ein Therapiegarten. Der soll, so Steffi Huth, im nächsten Jahr angelegt werden. Auch die Nutzer der beiden Wohnungen sollen den Garten nutzen können. „Ideen dafür haben wir schon“, so Thilo Huth, „aber Konkretes wollen wir dann mit den Mietern gemeinsam absprechen.“ Mit einem Tag der offenen Tür wird das Therapiehaus am Albrechtsplatz 4 im Mai feierlich eröffnet. (mz)