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Handball-2.Liga DRHV muss nach Wilhelmshaven - Neuzugang Pust verpasst Duell mit neuen Kollegen

Der künftige Dessau-Roßlauer Yannick-Marcos Pust spricht über die Insolvenz in Wilhelmshaven und seine Pläne mit seinem neuen Verein.

09.04.2021, 13:32

Wilhelmshaven

Yannick-Marcos Pust ist noch nicht über dem Berg. „So zwei, drei Wochen noch“, dann will der 22 Jahre alte Zweitliga-Handballer des Wilhelmshavener HV wieder auf der Platte stehen. Nach einem Sturz auf den Rücken setzt er nun schon über zwei Monate aus. „Wir steigern die Belastung langsam, letzte Woche habe ich auch nochmal eine Spritze bekommen, die hat gut getan.“ Das anstehende Samstagabendspiel zwischen seiner Gegenwart, Wilhelmshaven, und Zukunft, Dessau-Roßlau, wird er jedoch nur von der Tribüne verfolgen können. Vielleicht sogar zum Glück, je nachdem, wie man seine Worte interpretieren mag: „Das ist eine ganz unschöne Situation.“

Wilhelmshaven steckt mitten im Abstiegskampf und braucht mal wieder einen Sieg

Etwas mehr als zweieinhalb Wochen ist es jetzt her, dass bekannt gegeben wurde, dass Pust ab der kommenden Saison das Trikot des DRHV tragen wird und einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. Samstag also ist das direkte Duell (19.30 Uhr, live auf sportdeutschland.tv), das sportlich eine große Wichtigkeit für beide Clubs hat. Wilhelmshaven steckt tief im Abstiegskampf und würde nach nur drei Punkten aus den letzten fünf Spielen dringend mal wieder einen Sieg benötigen. Dessau-Roßlau könnte mit einem Erfolg einen ganz großen Schritt zum vorzeitigen Klassenerhalt machen.

Yannick-Marcos Pust versucht gar nicht erst, sich aus den Fragen zu dieser besonderen Konstellation herauszuwinden. „Es ist eine schwierige Situation für mich“, gesteht er. Natürlich schaut er auch schon darauf, was in Dessau passiert. Pust will in der kommenden Saison immerhin weiterhin in der 2. Bundesliga spielen - aber eben Wilhelmshaven auch nicht als Absteiger verlassen. „Bis zum Ende meines Vertrages werde ich alles für den WHV geben, daher hoffe ich auch, dass wir am Samstag gewinnen.“ Was gut für den Rechtsaußen ist: „Vom Gefühl her passiert beim DRHV nach unten ja eh nicht mehr viel.“

Doch selbst wenn Pust und Co. den Klassenerhalt schaffen würden, kann aktuell wohl noch keiner mit Bestimmtheit sagen, dass Wilhelmshaven dann auch in der neuen Saison zweitklassig spielen würde. Im Herbst 2020, unmittelbar vor Saisonstart, war der Club nämlich arg ins Schlingern geraten. Weil der wirtschaftliche Träger einen Insolvenzantrag gestellt hatte, war sogar unklar, ob der WHV überhaupt in diese Saison starten, und, wenn ja, sie auch zu Ende spielen würde. Nur die neue „Corona-Klausel“ in der Lizenzierungsordnung der Handball-Bundesliga, verhinderte den Zwangsabstieg und ermöglichte dem Verein den Wechsel des wirtschaftlichen Trägers - dafür gibt es am Saisonende aber einen Vier-Punkte-Abzug, was den Kampf um den Klassenerhalt nur noch schwerer macht. Zudem reißen die Gerüchte über noch immer bestehende finanzielle Probleme nicht ab.

Für die Spieler in Wilhelmshaven war die Insolvenz ein Schock

Besonders heftig waren damals jedoch erst die Gründe, wegen derer es zur Insolvenz gekommen sein soll. Mitte September wurde Maik Menninga, damals Hauptsponsor und Co-Geschäftsführer des Wilhelmshavener HV, verhaftet - Verdacht auf groß angelegten Anlagebetrug. Yannick-Marcos Pust erinnert sich: „Uns Spielern wurde das damals in der Kabine mitgeteilt. Das war für alle ein Schock.“ Was folgte, waren die Insolvenz, Spielerabgänge und Wochen voller Ungewissheit. Pust war damals gerade einmal 21 Jahre alt: „Wir wussten nicht, wie es hier weitergeht. Es ist viel auf uns alle eingeprasselt, die Zeit war heftig.“

Denn, man muss wissen: Wilhelmshaven hatte sich große Ziele gesetzt, wollte nicht etwa wie der DRHV als Aufsteiger nur in der Liga bleiben, sondern weiter oben mitspielen. Dafür wurden die entsprechenden Spieler geholt, Keeper Jens Vortmann, Nils Torbrügge oder Juan de la Pena kamen aus der Bundesliga. Mittlerweile sind die Großverdiener aber schon länger wieder weg - und Pusts damaliges Grübeln ist beantwortet. „Man hat sich schon auch hin und wieder gefragt, woher eigentlich das ganze Geld kommt.“ (mz/tg)