Handel in der Innenstadt Doch kein Abschied von Dessaus kleinster Buchhandlung im Bodelschwinghhaus
Die Thießenerin Barbara Puchert übernimmt ab Januar die Regie im Bodelschwinghhaus. Warum sie damit nicht nur sich selbst glücklich macht.

Dessau/MZ - In der Buchhandlung im Bodelschwinghhaus geht es im neuen Jahr doch weiter. Barbara Puchert wird die neue Inhaberin des Geschäftes und tritt damit die Nachfolge von Manuela Kinzel an.
Die hatte das kleine Geschäft in der Johannisstraße 22 Jahre lang geführt und im September die Schließung zum Jahresende verkündet. Schweren Herzens und immer hoffend, dass sich vielleicht jemand findet, der weitermacht. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. „Ich bin sehr glücklich, dass es mit der Buchhandlung weitergeht“, sagt sie am MZ-Telefon und gesteht, gar nicht mehr damit gerechnet zu haben.
Rückkehr zu den beruflichen Wurzeln
Am 3. Oktober hatte Barbara Puchert von der bald verwaisten Buchhandlung erfahren. „Das hat mich wie ein Paukenschlag getroffen“, erzählt sie. Denn damit klopfte ihre ursprüngliche Berufung wieder an. Die 54-Jährige ist nämlich gelernte Buchhändlerin und träumte viele Jahre von der eigenen kleinen Buchhandlung. Gelernt hat sie den Beruf in der Buchhandlung am Museum, wie ihre Vorgängerin Manuela Kinzel auch. Bis Anfang 1990 war Puchert dann im Antiquariat in der heutigen Kavalierstraße tätig. Bis zu dessen Schließung. „Ich hatte gerade ein Fernstudium begonnen, um die Leitung übernehmen zu können. Dann war Schluss.“ Barbarbar Puchert ging zur Sparkasse, die im Zuge der Währungsumstellung Mitarbeiter gesucht hatte. Dort ist sie bis heute als Beraterin tätig. „Richtig losgelassen hat mich der Buchhandel aber nie“, gesteht sie. „Und jetzt holt er mich zurück.“
Wohl auch deshalb fiel die Entscheidung schon nach zwei Wochen. „Für mich geht hier ein Traum in Erfüllung, ich habe ganz schnell gemerkt, dass dies mein Herzensprojekt ist. Ich konnte also gar nicht anders“, erklärt Barbara Puchert. Dass ihr Berufsalltag ganz anders sein wird als bisher, auch zeitintensiver, sei ihr bewusst. „Ich will das, meine Familie steht hinter mir und ich habe von Familie Kinzel jede Unterstützung. Was soll also schiefgehen?“, strahlt sie und gesteht: „Ich freue mich wahnsinnig darauf.“ Auch von den Kunden sei die Kunde von der Weiterführung mit großer Freude aufgenommen worden.

Neue Inhaberin will der Buchhandlung eigenes Profil geben
Eine christliche Buchhandlung wird es auch künftig bleiben, versichert Babara Puchert. Aber sie wolle auch Nicht-Christen ansprechen und Neugier wecken. „Das ist eine reizende kleine Buchhandlung, die zum Stöbern einlädt.“ Sie selbst kenne die Buchhandlung von unregelmäßigen Besuchen. „Dabei bin ich immer vom Schaufenster animiert worden hereinzuschauen.“ Dass dies künftig auch vielen anderen Menschen so geht, dafür wolle sie mit einem interessanten Angebot sorgen. „Der Standort ist gut, er muss aber mehr in den Fokus“, so die künftige Inhaberin.
Wie die Ausrichtung konkret aussehen wird, will und kann Barbara Puchert noch nicht sagen. „Ich schaue, was die Leser möchten.“ Kinder- und Jugendliteratur soll aber auch künftig ein Schwerpunkt sein, ebenso will sie die Themen Gesundheit und Lebensführung platzieren. Auch Veranstaltungen kann sich Barbara Puchert gut vorstellen. Aber alles Schritt für Schritt. „Das Gute bewahren und neue Akzente setzen, das wird mein Credo sein“, sagt sie.
Manuela Kinzel hört all das mit Freude. „Wir werden sie unterstützen, wo wir können“, sichert die Verlegerin zu. Auch eine jetzige Mitarbeiterin wird im Boot der Buchhandlung bleiben.
Barbara Puchert wird zum 1. Januar in der Johannisstraße 12 die Regie übernehmen. „Dann werde ich vielleicht noch ein, zwei Wochen sortieren, ordnen und renovieren, bevor die Tür für die Kunden weit offen steht.“ Ob sie dann selbst schon mit voller Kraft durchstarten kann, weiß sie aktuell noch nicht. „Das wäre natürlich mein größter Wunsch, dass ich erst eine Tür richtig schließen kann, ehe ich die andere aufmache.“ Wie auch immer: Es gibt einen lückenlosen Übergang.