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Diebesgut in Dessau sichergestellt  Diebesgut in Dessau sichergestellt : Rechtmäßige Besitzer gesucht

Von Heidi Thiemann 03.07.2015, 17:57
Johannes Werner, Leiter des Revierkriminaldienstes, steht keinesfalls in einer Warenhausabteilung voller Koffer. Die Koffer waren vielmehr in der Wohnung bzw. im Keller einer 40-Jährigen. Sie gehören zum Diebesgut aus Keller- und anderen Einbrüchen vorwiegend in Dessau-Nord.
Johannes Werner, Leiter des Revierkriminaldienstes, steht keinesfalls in einer Warenhausabteilung voller Koffer. Die Koffer waren vielmehr in der Wohnung bzw. im Keller einer 40-Jährigen. Sie gehören zum Diebesgut aus Keller- und anderen Einbrüchen vorwiegend in Dessau-Nord. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau-Roßlau - „Die Durchsuchung hat meine Kollegen erschlagen“, sagt Johannes Werner, Leiter des Revierkriminaldienstes im Polizeirevier Dessau-Roßlau, und zeigt auf die Dinge, die im Raum liegen: Akkuschrauber, Bohrmaschinen und Trennschleifer neben einem angeschlossenen Fahrrad und Fahrradteilen, Laptops, Computer, Heckenschere, Laubsauger, einer Schallplattensammlung, einem Fernrohr, Kisten voller Wein, einer Freiarmnähmaschine, einem Mercedes-Modellauto, Kinderspielen, Lebensmittelkonserven, jeder Menge Koffer und Säcke voller Kleidung und vielem mehr.

Das alles haben Kollegen von Werner aus einem Keller und einer kleinen Drei-Raum-Wohnung einer 40-jährigen Frau herausgeholt. Es ist durchweg Diebesgut. „Vier Transporter waren notwendig, um das alles abzutransportieren“, ergänzt René Falkenthal, Sachgebietsleiter Eigentumsdelikte im Polizeirevier.

Das Diebesgut stammt aus Kellereinbrüchen in der Alexandrastraße, Mendelssohnstraße, Humboldtstraße, Reinickestraße, Marienstraße, Ringstraße, Oranienstraße, Karlstraße und einem Garagenkomplex in der Weststraße. „Wir glauben“, sagt Werner nach dem Fund, „dass wir nun Fälle in einem dreistelligen Bereich klären können.“ 20 Fälle des besonderes schweren Diebstahls in Kellerräume sowie Garagen und Autos werden der Dessauerin mindestens zur Last gelegt, denn 20 Bürger waren bereits im Polizeirevier und haben die ihnen gestohlenen Sachen wiedererkannt. Unter ihnen ein älterer Herr, der eine ausführliche Auflistung seiner fehlenden Lebensmittel mitbrachte - von Eierstich, über Königsberger Klopse bis zu gefüllten Paprika. Auch ein kleines Mädchen ist wieder glücklich, freut es Werner und seinen Kollegen Falkenthal, denn im Asservatenraum rief der Vater des Kindes sofort: „Das ist der Koffer meiner kleinen Tochter. Da wird sie sich aber freuen.“

335 Einzelpositionen haben Falkenberg und seine Mitarbeiter aufgelistet, mindestens 1 000 Asservate verbergen sich dahinter. „Wir mussten uns erst einmal einen Überblick verschaffen und alles katalogisieren“, sagt er. Nun geht es darum, die Sachen den rechtmäßigen Eigentümern wiederzugeben. Die sollten sich im Polizeirevier - am besten mit ihrer Tagebuchnummer - melden und ihre Erreichbarkeit hinterlassen, damit die zuständigen Sachbearbeiter mit ihnen einen Termin zur Besichtigung bzw. Übergabe der Sachen vereinbaren können. Um das Diebesgut den Geschädigten zuordnen und an sie herausgeben zu können, seien, soweit vorhanden, Eigentumsnachweise (auch Fotos) mitzubringen. Ob sich allerdings alle gestohlenen Sachen noch in der Wohnung befanden, bezweifeln die Polizisten. Zum einen werden bestimmte Dinge bereits zu Geld gemacht worden sein, um die Drogensucht zu finanzieren, und zum anderen werden etwa Konserven selbst verbraucht worden sein.

Dass die Frau, die polizeibekannt aber bis dato noch nicht durch Kellereinbrüche aufgefallen ist, am 21.  Juni erwischt wurde, ist einem aufmerksamen Bürger in der Reinickestraße zu verdanken. Denn dessen Keller war in dieser Nacht schon zum dritten Mal aufgebrochen worden. Nachdem er verdächtige Geräusche hörte, rief er die Polizei. Die Falle schnappte zu.

Ob die Frau, die selbst in Nord wohnt, allein für die Kellereinbrüche verantwortlich ist, werden die Ermittlungen zeigen. „Wir gehen davon aus, dass es Mittäter gibt“, so der Leiter des Revierkriminaldienstes. Fakt sei, dass die Frau eigenen Aussagen zufolge zwischen April und der vorläufigen Festnahme am 21. Juni ihre Streifzüge startete, und bevorzugt in Keller von Häusern einstieg, in denen die Haustüren nicht verschlossen waren und die Keller unter Einsatz einfacher körperlicher Gewalt oder mittels Werkzeug zu öffnen waren. „Was nicht niet- und nagelfest war, wurde geklaut“, so Werner. Die Polizei geht aber davon aus, dass die Frau nicht erst seit dem Frühjahr auf Diebestour war. Der Schaden geht in die Tausende.

Betroffene melden sich im Polizeirevier unter 0340/2503196. (mz)

Um Diebstählen vorzubeugen, rät die Polizei Hauseingangs- und Kellertüren geschlossen zu halten. Auch Kellerzwischentüren sollten abgeschlossen werden.

Generell empfiehlt die Polizei, keine wertvollen Gegenstände in den Kellerräumen zu lagern. Kellerräume sollten inklusive Tür außerdem blickdicht gestaltetwerden . Hilfreich sei es auch, nicht nur ein ordentliches Schloss anzubringen, sondern auch zusätzliche mechanische Sicherungstechnik zu montieren (Mietvertrag beachten). Notiert werden sollten von Gegenständen die Individualnummern, auch Fotos sollten angefertigt werden.

Fremde Personen sollten nicht grundlos ins Haus gelassen werden. Werden fremde Personen im Haus angetroffen, sollten sie angesprochen werden. Im Verdachtsfall, wird hingewiesen, sollte unverzüglich die Polizei verständigt werden.

Pumpen, Fahrräder, Nähmaschine, Töpfe, diverse technische Geräte und vieles mehr sind in der Wohnung einer 40-Jährigen in Dessau sichergestellt worden.
Pumpen, Fahrräder, Nähmaschine, Töpfe, diverse technische Geräte und vieles mehr sind in der Wohnung einer 40-Jährigen in Dessau sichergestellt worden.
Lutz Sebastian Lizenz
Die Polizei hofft, damit mehr als 100 Diebstahlsfälle aufklären zu können. Im letzten Vierteljahr sind in Dessau-Roßlau etwa 150 Keller aufgebrochen worden.
Die Polizei hofft, damit mehr als 100 Diebstahlsfälle aufklären zu können. Im letzten Vierteljahr sind in Dessau-Roßlau etwa 150 Keller aufgebrochen worden.
Lutz Sebastian Lizenz
Pumpen, Fahrräder, Nähmaschine, Töpfe, diverse technische Geräte und vieles mehr sind in der Wohnung einer 40-Jährigen in Dessau sichergestellt worden.
Pumpen, Fahrräder, Nähmaschine, Töpfe, diverse technische Geräte und vieles mehr sind in der Wohnung einer 40-Jährigen in Dessau sichergestellt worden.
Lutz Sebastian Lizenz
Sammlung von Schlössern aus aufgebrochenen Kellern.
Sammlung von Schlössern aus aufgebrochenen Kellern.
Lutz Sebastian Lizenz