1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Corona-Folgen: Dessauer Weihnachtsmarkt in der Marienkirche ist abgesagt

Corona-Folgen Dessauer Weihnachtsmarkt in der Marienkirche ist abgesagt

Von Sylke Kaufhold 18.10.2020, 10:00
In diesem Jahr wird der Weihnachtsmarkt in der Marienkirche aufgrund der aktuellen Coronalage nicht stattfinden.
In diesem Jahr wird der Weihnachtsmarkt in der Marienkirche aufgrund der aktuellen Coronalage nicht stattfinden. Sebastian

Dessau - Die Entscheidung hat Peter Fischer schlaflose Nächte bereitet. Und fiel dem Cheforganisator des Weihnachtsmarktes in der Marienkirche und seinem Team unendlich schwer. „Ich habe lange mit mir gerungen, schweren Herzens sagen wir den Markt in diesem Jahr ab.“

Mehrere Gründe haben zu dieser Entscheidung geführt. Aufgrund des einzuhaltenden Corona-Hygienekonzeptes müsste die Anzahl der Aussteller stark reduziert werden. Ein Kulturprogramm und den beliebten Glühwein nebst kleinem Imbiss könnte es nicht geben.

„Wir müssten die Kirche aller anderthalb Stunden für 20 Minuten durchlüften, das heißt, es könnte nicht geheizt werden“, zählt Peter Fischer Gründe auf. „Das Risiko, dass Teilnehmer und auch Besucher erkranken, da rede ich nicht von Corona, wäre also groß.“

Bei steigenden Infektionszahlen steige auch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung

Die aktuelle Pandemielage sei ein weiterer Aspekt. „Keiner weiß, was noch kommt. Die Unsicherheit ist also groß, denn selbst bei bester Planung und Vorbereitung könnte unser Weihnachtsmarkt kurzfristig abgesagt werden.“

Bei steigenden Infektionszahlen und Besuchern aus den verschiedensten Regionen steige auch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung und „ich möchte nicht, dass vielleicht gerade unser Weihnachtsmarkt zu einem Hotspot wird, dessen Ausbreitung man dann nicht mal mehr nachvollziehen kann.“

All das und die Tatsache, dass das Flair des Marktes unter den vorgegebenen Bedingungen verloren ginge, waren für Fischer und sein Team die ausschlaggebenden Argumente, sich gegen eine Durchführung zu entscheiden. „Es wäre ein Notmarkt ohne Kultur, aber mit Maske und Abstand. Ich glaube, damit tun wir uns keinen Gefallen.“

„Es war immer wie ein Wiedersehenstreffen, man fühlte sich zu Hause“

Es wäre das 22. Mal gewesen, dass die Marienkirche im weihnachtlichen Glanz erstrahlt und mit ihrer ganz besonderen anheimelnden Atmosphäre verzaubert. Seit 1999 habe man ununterbrochen dazu eingeladen, sagt Peter Fischer stolz. Idee und Durchführung des Marktes sind von Beginn an Privatinitiative. In den 20 Jahren hat sich der Markt in der Marienkirche zum schönsten in der Region entwickelt.

„Todunglücklich“ sind Beate und Detlef Schumann über die Absage. „Aber wir stehen dahinter“, sagt die Ehefrau des Glasbläsers. Beide sind seit 1999 in der Marienkirche dabei. „Das ist unser Markt, da hängt unser Herzblut dran.“ Auch Beate Schumann hebt die besondere Atmosphäre hervor, die vielen netten Gespräche. „Es war immer wie ein Wiedersehenstreffen, man fühlte sich zu Hause. Und das könnte so in diesem Jahr nicht stattfinden, das Persönliche würde wegfallen.“

Weihnachtsmarkt hat auch wirtschaftlichen Aspekt für Künstler und Kunsthandwerker

Für alle Künstler und Kunsthandwerker hätte der Weihnachtsmarkt in der Marienkirche auch einen starken wirtschaftlichen Aspekt gehabt. „Sie alle hatten ein verdammt schweres Jahr und nun kommt auch das nicht.“ Auch dies habe ihn lange um die Entscheidung ringen lassen, sagt Peter Fischer. „Das Jahr ist eine Katastrophe“, bestätigt Beate Schumann.

Sie seien seit März auf gerade zwei kleinen Minimärkten gewesen. „Für Oktober bis Dezember sind uns alle Märkte abgesagt worden. Diese drei Monate waren unsere Haupteinnahmequelle, das bricht nun völlig weg.“ Dass sie jetzt auf Sozialhilfe angewiesen seien, „das ist deprimierend und macht krank“.

2021 wollen die Organisatoren wie gewohnt zum Weihnachtsmarkt in der Marienkirche einladen

Nun hoffen Schumanns, dass einige Besucher den Weg in ihr Lädchen in der Köthener Straße finden, um zum Beispiel Christbaumschmuck zu kaufen. Auch Peter Fischer appelliert an die, die sonst in die Marienkirche gekommen wären, stattdessen die Ateliers und Werkstätten der Aussteller zu besuchen und dort ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. „Es hilft ihnen zu überleben, damit sie auch im nächsten Jahr noch da sind.“

Denn 2021 wollen die Organisatoren wie gewohnt zum Weihnachtsmarkt in der Marienkirche einladen. 2020 soll eine einmalige Unterbrechung sein. „Der Markt 2021 ist schon angemeldet“, informiert Peter Fischer. (mz)