1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessauer Tierparkleiter bereitet Bären auf Transport vor - Russische Bürokratie ist die größte Hürde

Ussurische Kragenbären aus Sibirien Dessauer Tierparkleiter bereitet Bären auf Transport vor - Russische Bürokratie ist die größte Hürde

Seit mehreren Tagen ist Jan Bauer im russischen Tschita und tauscht dort zwei Rinder gegen zwei Bären, die rund um Weihnachten nach Dessau gebracht werden sollen. Vor der 9.000-Kilometer-Reise gibt es viel zu tun.

Von Oliver Müller-Lorey Aktualisiert: 14.12.2021, 09:09
Bärin Anastasia wird bald in den Dessauer Tierpark einziehen.
Bärin Anastasia wird bald in den Dessauer Tierpark einziehen. (Foto: Jan Bauer)

Dessau/Tschita/MZ - Für die meisten Besucher des Dessauer Tierparks waren die beiden Dahomey-Rinder Erwin und Chloe in den vergangenen Monaten sicher nicht der erste Anlaufpunkt. In Russland ist das anders. Seitdem Dessaus Tierparkleiter Jan Bauer die beiden Rinder 9.000 Kilometer weit wohlbehalten ins sibirische Tschita gebracht hat, stürzt sich die russische Presse förmlich auf ihn und die beiden Tiere. Groß ist das Interesse an der Geschichte: Tausche Rinder gegen Bären.

Vorbereitungen laufen seit Langem

Denn das ist der Plan: Jan Bauer wird kurz nach Weihnachten mit den Ussurischen Kragenbären Dimitry und Anastasia zurück nach Hause fliegen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits jetzt, wie Ralf Schüler berichtet. Der Stadtsprecher steht im engen Kontakt mit Bauer.

Jan Bauer
Jan Bauer
(Foto: Jan Bauer)

Jeden Tag sei Bauer bei den Bären und spreche viel mit ihnen. „Nicht etwa, um einen netten Plausch zu halten, sondern um die Tiere an seine Stimme und auch an den Klang der ihnen unbekannten deutschen Sprache zu gewöhnen. Das ist für die Zukunft der Bären sehr wichtig“, so Schüler. Sie müssten auch trainiert werden, um den Transport in den Kisten, die derzeit gebaut würden, zu erleichtern. Die Route führt von Tschita über Jekaterinburg und Istanbul zurück nach Frankfurt und Dessau.

Transport der Rinder ist bereits geglückt

Der Transport der Rinder jedenfalls habe sehr gut funktioniert. Regelmäßig wurden sie aus ihren Kisten herausgelassen und gefüttert. In Tschita sind sie gut untergebracht, ist sich Bauer sicher. Sogar einen neuen Stall haben die Tierpfleger für die Neuankömmlinge gebaut.

Neben der Arbeit mit den Tieren fordert aber vor allem eine Sache den Tierparkchef jeden Tag aufs Neue: die russische Bürokratie. Viele Dinge kann man erst in Russland erledigen und nicht schon im Vorfeld in Deutschland. Das nehme mitunter viel Zeit in Anspruch. „Die russische Bürokratie steht der deutschen in nichts nach“, schreibt Jan Bauer in einer Nachricht.

Natürlich funktionierten die Kommunikation und der Papierkram ausschließlich in russischer Sprache. Es müsse also viel übersetzt werden. Es heißt: Anträge formulieren, Formblätter ordentlich ausfüllen und bloß keine Fehler machen. „Es geht ja vor allem um das Wohl der Tiere.“

Noch ruht sich Dimitry, der Ussurische Kragenbär, aus.
Noch ruht sich Dimitry, der Ussurische Kragenbär, aus.
(Foto: Jan Bauer)

Viel Unterstützung von russischen Kollegen

Der Unterstützung seiner russischen Helfer kann sich Bauer dabei jedoch gewiss sein. „Es gibt sie eben doch, die großartige und legendäre Gastfreundschaft in Russland und unter Kollegen“, sagt Schüler. Bauer sei unsagbar dankbar für die riesige Unterstützung und Freundschaft, die er in Sibirien erfahre, schreibt Bauer in einer Mail. Besonderen Dank erteilt er Dimitry Larchenk, dem Direktor des Filin-Parks bei Tschita, ohne den er wohl kaum die fast reibungslosen Geschäfte in Tschita mit den Behörden und den sonstigen Institutionen und auch alle anderen Aufgaben vor Ort gemeistert hätte. Vermutlich spinne sich da gerade ein sehr enges Band der Freundschaft.

Dessauern, die die Bären sofort nach der Ankunft sehen wollen, muss Bauer jedoch schon jetzt die Hoffnung nehmen. „Wenn sie hier ankommen, werden sie nicht gleich für die Tierparkbesucher zu sehen sein“, sagt Bauer. „Wir müssen den Bären erst einmal genug Zeit lassen, sich bei uns einzugewöhnen. Eine sehr sensible und spannende Geschichte.“