Der Optimist Dessauer Schausteller Toni Wieser steckt den Kopf trotz Corona-Krise nicht in den Sand

Dessau - Er kann vieles, aber eines liegt Toni Wieser absolut nicht: Stillsitzen kann der 39-jährige Schausteller in dieser Situation nicht, obwohl ihm auf den ersten Blick über Monate die Hände gebunden sind. Denn sowohl das Leopoldsfest in Dessau als auch das Hafenfest in Bitterfeld, das Rosenfest in Bernburg, das Zerbster Heimatfest, das Walderseefest oder gar die Hanse Sail in Rostock finden in diesem Jahr wegen der Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus nicht statt.
Wieser ist vor allem in Ostdeutschland in normalen Jahren zu sehr vielen Traditionsfesten unterwegs. Die meisten fallen aber auch unter Großveranstaltungen und damit unter die Verordnung der Bundesregierung. Bis zum 31. August sind diese definitiv verboten. Wie es weitergeht, das ist offen.
Am Dienstag stand der Schausteller auf dem Dessauer Marktplatz und verkaufte Atemschutzmasken, die in einem Geschäft in der Zerbster Straße genäht werden. Am Donnerstag wird er auf dem Markt Pommes, Currywurst, Bratwürstchen zum Mitnehmen verkaufen.
Toni Wieser resigniert aber trotz düsterer Aussichten für Schausteller nicht
Ware muss Wieser dafür nicht ordern, denn „die Tiefkühltruhe ist proppevoll“, erzählt er. Die Ware hatte er ursprünglich für das Frühlingserwachen in Wörlitz geordert - das ausfiel wegen Corona. Seine Idee, jetzt täglich auf dem Marktplatz einen Imbisswagen zu platzieren, um für mehr Leben auf dem Markt zu sorgen und um die gekaufte Ware an den Mann zu bringen, klappte nicht.
Das Ordnungsamt stoppte Wiesers Initiative. „Ich hatte ein langes Gespräch mit der Ordnungsamtschefin“, schildert Wieser und sieht ein, die Idee kann in diesen Tagen nicht umgesetzt werden. Zumal noch hinzukäme, dass „sicher viele Begehrlichkeiten geweckt würden“. Weshalb dürfe er und andere nicht?
Toni Wieser resigniert aber trotz düsterer Aussichten für Schausteller nicht. „Ich muss arbeiten“, sagt er. „Ich will nicht zu Hause sitzen, wir Schausteller sind gewohnt, was zu machen.“ Viele Anlieger aus der Zerbster Straße kennen ihn von seiner Tätigkeit als Marktmeister vom Adventsmarkt. Einige von ihnen - vor allem ältere Menschen - nehmen in diesen Tagen gern seine Hilfe in Anspruch. Wieser kauft für sie ein, bringt die Post weg, erledigt dringende Angelegenheiten. Ehrenamtlich, wie er schildert. Er hilft auch anderen Händlern. Und er tüftelt an Ideen, wie es für ihn trotz aller Schwierigkeiten weitergehen kann.
Am Donnerstag will Toni Wieser unbedingt beim Wochenmarkt auf dem Rathausplatz stehen
Toni Wieser stammt aus einer Schaustellerfamilie. Nach Abschluss der Schule ging es für ihn zunächst zum Dienst auf der Walzerbahn seiner Oma Betty - der Mitbegründerin der Schaustellerfamilie Wieser. Deutschlandweit war er mit dem Rummel unterwegs. Manchmal ist er sesshaft geworden. Doch das liegt ihm nicht so sehr, bekennt er. „Wenn es kribbelt in den Händen, muss ich los“, erzählt er. Der Unternehmer muss etwas unternehmen. Auch wenn der Aktionsradius im Moment im Vergleich zu sonst relativ klein geworden ist.
Am Dienstag hatte Wieser seinen Imbiss in der Reparatur. Am Donnerstag will er unbedingt beim Wochenmarkt auf dem Rathausplatz stehen. Die Würste und Pommes, die eigentlich für das Wörlitzer Frühlingserwachen gedacht waren, müssen an den Mann gebracht werden. Er freut sich drauf. (mz)