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Moldawien atmet auf Dessau schickt ausgemusterte Luft-Messstation vom Albrechtsplatz nach Osteuropa

Von Oliver Müller-Lorey 07.08.2021, 09:00
Die Übergabe der Station an die Vertreter aus Moldawien fand schon statt. Im Oktober soll der Container dorthin  gebracht werden.
Die Übergabe der Station an die Vertreter aus Moldawien fand schon statt. Im Oktober soll der Container dorthin gebracht werden. (Foto: Lamdesamt für Umweltschutz)

Dessau/Chi?inau /MZ - Er ist mikroskopisch klein und für den Körper doch gefährlich: Feinstaub, der in der Industrie, bei der Stromerzeugung vor allem aber im Verkehr bei der Benzinverbrennung, beim Bremsen und durch den Reifenabrieb entsteht. In Deutschland sorgen Hunderte Luftmessstationen dafür, dass Überschreitungen der Grenzwerte, sowohl für Feinstaub als auch für giftige Gase wie Stickoxide, registriert werden. In Moldawien, rund 1.600 Kilometer von Dessau-Roßlau entfernt, können die Umwelt-Verantwortlichen von solchen Stationen nur träumen - bis jetzt. Denn eine ausgemusterte Messstation aus Dessau wird nun in die Moldawische Hauptstadt Chi?inau geschickt.

Luftmesscontainer hatte bis zum Jahr 2019 am Dessauer Albrechtsplatz gestanden

Der Container stand bis zum Jahr 2019 am Albrechtsplatz und wurde dann ausgemustert. „Nach zehn Jahren werden die Stationen ausgetauscht, weil die Wartung teurer wird und Ersatzteile immer schwieriger zu beschaffen sind“, erklärt Katharina Roloff, Referatsleiterin Emissionsschutz und Meteorologie im Landesamt für Umweltschutz. Zwar funktionierten die Messinstrumente auch nach zehn Jahren noch, die Anforderungen, die in Deutschland an sie gestellt werden, sind aber besonders hoch, so dass ein Ersatz nötig wird. Das Schicksal der meisten ausgesonderten Stationen, die neu einmal über 100.000 Euro gekostet haben, ist damit besiegelt: Sie landen auf dem Schrottplatz. Nicht so im Fall des Dessauer Messgeräts.

Derzeit ist es im Landesamt für Umweltschutz in Magdeburg zwischengelagert und sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr in die osteuropäische Hauptstadt transportiert werden. „Die Corona-Pandemie hat das aber verhindert“, sagt Roloff. Im Oktober soll es nun endlich losgehen. Geschult wurden die Moldauer im nicht ganz einfachen Umgang mit den Instrumenten jedenfalls schon. Im Juli waren drei Mitarbeiter des moldawischen Umweltministeriums in Magdeburg.

„Dabei wurden sowohl allgemeine Grundlagen der Luftqualitätsüberwachung als auch praktische Einblicke in die Messtechnik und den Betrieb einer Luftmessstation vermittelt“, sagt Roloff. „Die Mitarbeiter waren super-motiviert und teilweise ganz schön überwältigt von dem, was da auf sie zukommt. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie davor zurückschrecken.“ Die Kommunikation auf Englisch habe gut geklappt.

Für die Moldauer ist die Dessauer Luftmessstation ein echtes Hightech-Modell

Im Vergleich zu den bisherigen Möglichkeiten der Moldauer ist die Dessauer Luftmessstation ein echtes Hightech-Modell. „In Moldawien wird noch mit Methoden wie in der Sowjetzeit gemessen“, sagt Roloff. Deshalb gibt es zur Station auch jede Menge Hilfestellung. Sobald der Container in Chi?inau aufgestellt ist, werden Experten des Landesamtes dorthin reisen und die Einheimischen weiter trainieren.

Die Hilfe für das osteuropäische Land, das zwischen Rumänien und der Ukraine liegt, ist Teil eines Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Moldawien. Ziel ist der Aufbau einer Luftüberwachung und von Regelwerken zur Luftreinhaltung in verschiedenen Ländern Osteuropas. In Moldawien ist die Dessauer Station nach Angaben des Landesamtes die erste ihrer Art.

Ihre Mess-Sensoren reagieren auf Schwefeldioxid, verschiedene Stickoxide, Ozon, Kohlenmonoxid und Feinstaub. Dass sie Werte extrem hoch ausfallen oder gar mit der moldawischen Luft nicht zurechtkommen könnten, glaubt der Projektverantwortliche, Ulrich Zimmermann nicht. Er war selbst mehrere Mal in Moldawien und schätzt die Luftqualität als mittelmäßig ein. Es könne in der Hauptstadt weder von Smog noch von einem Luftkurort gesprochen werden. „Hauptproblem dürfte dort der Verkehr sein, deshalb erwarten wir beim Feinstaub und Stickoxiden Werte mindestens nahe des Grenzwertes“, so Zimmermann. Da es in Moldawien aber keine große Industrie oder Kohlekraftwerke gebe, fielen die Emissionen aus diesem Sektor eher gering aus.