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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Zählen, zählen und nochmals zählen

Von Danny Gitter 06.01.2012, 17:45

Dessau-Rosslau/MZ. - Auf dem Museumsturm vermutet ein Mitglied des OVD rund acht bis 12 Brutpaare. Andere Mitglieder wollen in Alten rund um das ehemalige Kasernengelände Exemplare gesichtet haben. Doch so ganz verbindlich ist das nicht. Deshalb soll jetzt eine offizielle Zählung her, wollen die Dessau-Roßlauer Vogelkundler bis zum Jahresende alles zur Dohle statistisch korrekt erfassen.

Zum Auftakt der diesjährigen turnusmäßigen ornithologischen Gesprächsabende im Nebengebäude des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte am Mittwochabend stand das Vorhaben, dem Vogel des Jahres mehr Beachtung zu schenken, gleich ganz oben auf der Agenda. Genauso, wie die Brutvögel an Gewässern in der Stadt und näheren Umgebung 2012 genauer unter die Lupe genommen werden sollen. Darüber hinaus reagieren die Ornithologen auch auf Neuerungen, die für den Laien auf den ersten Blick keinen nahe liegenden dramatischen Zusammenhang haben. "Immer mehr Flächen werden durch technische Einrichtungen verbraucht", stellt Roland Schmidt, der 1. Vorsitzende des OVD fest. Ergo, Solaranlagen und Windräder haben in den vergangenen Jahren immer mehr Einzug im Stadtbild gehalten. "Was brütet da noch?", fragt Schmidt. Auch darauf soll in diesem Jahr eine Antwort gefunden werden. Ein Mitglied wagte am Mittwochabend schon mal die Prognose, hohe Verluste seitens der Vogelwelt erwarten zu müssen, weil Solaranlagen fälschlicherweise Wasserflächen vortäuschten. Deshalb heißt es auch hier zählen, zählen und nochmals zählen.

Gleichtun können es an diesem Wochenende den Ornithologen auch alle Laien. Denn der NABU ruft in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal zur großen Wintervogelzählung auf. Eine Stunde kann, wer möchte, sich nach den Vorstellungen der Naturschützer am Samstag oder am Sonntag Zeit nehmen und Vögel zählen. "Egal, ob vom Küchenfenster, im Garten oder in freier Natur. Die Zeit hat wirklich fast jeder und es macht unheimlich viel Spaß", ist Heike Setzermann, Naturfotografin und Mitwirkende im OVD, überzeugt. Vom Beobachterposten soll von jeder Art die höchste Anzahl der Vögel, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen sind, notiert werden, um Doppelzählungen zu vermeiden. Die Beobachtungen können dann kostenlos unter der Telefonnummer 0800 / 1 15 71 15 oder im Internet unter stundederwintervoegel.de, wo auch Anschauungsmaterial und nähere Informationen erhältlich sind, vermeldet werden. Die Ergebnisse der Aktion sollen helfen, die Verbreitung der Vogelarten genau zu erfassen und dadurch bessere Grundlagen zum Schutz der Vögel zu haben.

Die am häufigsten gezählten Vögel 2011 waren die Kohlmeise, der Haussperling und die Amsel. Vor allem die drittplatzierte Amsel dürfte es laut NABU schwer haben ihren dritten Platz zu verteidigen. Ein trockenes, regenwurmarmes Frühjahr und das tropische Usutu Virus könnte erhebliche Auswirkungen auf die Bestände haben.

Ansonsten schlage sich der im Vergleich zum Vorjahr milde Winter schon jetzt in den regelmäßigen Beobachtungen der hiesigen Vogelkundler nieder, meinen die Vogelkundler. Graugänse und Grünfinken, die sich zumeist zu dieser Jahreszeit in wärmeren Gefilden aufhalten, sind derzeit auch hier häufiger anzutreffen. Für Vogelkundler ist die Zählung ein echter Krimi, für Laien kann es ein interessantes Schauspiel sein, das auch noch die Wissenschaft unterstützt. Setzermann findet es jedenfalls gut. "So werden die Leute locker an das Thema herangeführt", begrüßt sie den Zensus für Vögel. Und wenn es für Ornithologen mal nichts Gefiedertes zu zählen gibt, wolle man sich endlich mal an die Vereinschronik wagen, so Schmidt.