1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessau-Roßlau: Dessau-Roßlau: Von der Schulbank ins eigene Büro

Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Von der Schulbank ins eigene Büro

Von GINA APITZ 24.02.2011, 19:01

DESSAU/MZ. - Wenn um 15 Uhr die Schulklingel des Zerbster Francisceums ertönt, schwingt sich Christoph Julius Cäsar aufs Fahrrad. Seine Mitschüler fahren jetzt nach Hause. Christoph fährt in sein Büro. Der Zehntklässler ist 15 Jahre alt. Vormittags ist er Schüler des Zerbster Gymnasiums, nachmittags ist Christoph Unternehmer.

Im November vergangenen Jahres hat er gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hoffmann das Anhaltische Institut für Medien gegründet, vorher war er schon freiberuflich tätig. Sein Arbeitsplatz ist ein Kommunikationsinstitut, das Parteien, Firmen und Institutionen dabei hilft, "ihr Produkt am besten an den Mann zu bringen", erklärt er. Zu den Kunden der Marketingfirma gehören die Stadt Zerbst, der MDR und BMW.

Dem jungen Chef sieht man sein Alter nicht an. Christoph ist knapp 1,90 Meter groß, er wirkt eher wie ein 18-Jähriger: Brille, blonde kurze Haare. Er gibt sich selbstbewusst, lächelt viel. Gäste empfängt er im weißen Hemd, blau-schwarzer Krawatte und schwarzem Jackett in seinem Büro. Zwei Räume im Zentrum von Zerbst sind das. Ein großer Holzschreibtisch, darauf zwei Laptops und ein PC, im Nebenraum blaue Sofas, auf dem Glastisch liegt die Zeitschrift "Business Punk".

16 Stunden ist der 15-Jährige täglich auf den Beinen, sechs Tage die Woche. Der junge Unternehmer reist oft durch ganz Deutschland zu Geschäftsterminen. Von seinem Fahrer lässt er sich in einem BMW zum Bahnhof bringen, dann geht es im ICE nach München zur Vorstandssitzung einer Firma, danach noch ein Abstecher nach Stuttgart. Gegen 23 Uhr ist er wieder zu Hause in Zerbst. Nun setzt er sich an die Hausaufgaben.

Manchmal wird es ihm zu viel, seine Noten leiden unter dem vollen Tagesplan. "In der Abiturphase will ich ein paar Gänge runter schalten", sagt er. Zeit für andere Freizeitaktivitäten hat er nicht mehr. "Die Firma ist mein Hobby." Einige seiner Freunde, die er in sein Projekt eingespannt hat, trifft er im Büro wieder. 15 Mitarbeiter beschäftigt das Institut im Moment, der Altersdurchschnitt liegt bei 17 Jahren. In Berlin betreibt die Firma ein Außenbüro.

Christoph Cäsar hat sich schon immer am Leben seiner Heimatstadt beteiligt. Er spielte Theater in seiner Schule, ist jüngstes Mitglied des Zerbster Heimatvereins und in der evangelischen Gemeinde aktiv. 2006 gründet er den "Graslöwenverein" Zerbst, der sich für Umwelt- und Denkmalschutz einsetzt, 2009 eine Schülerfirma. Doch das reichte ihm nicht. Christoph wollte eine eigene Firma gründen. "Ich hing damals ich in der Luft", sagt er. Der junge Mann wandte sich an die Stadt, an Jugendorganisationen. "Keiner hat mir geholfen." Mit Unterstützung seiner Eltern gründet er schließlich sein Unternehmen auf eigene Faust. Paragraph 112 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erlaubt es, dass Minderjährige mit Einwilligung der Eltern und des Familiengerichts eine Firma leiten können, auch wenn sie noch nicht voll geschäftsfähig sind. Sollte das Unternehmen scheitern, muss Christoph allein dafür haften.

Es ist gut möglich, dass Christoph mit seinen 15 Jahren der jüngste Unternehmer in Deutschland ist. Der Verein der Wirtschaftsjunioren kennt bisher jedenfalls niemanden, der noch jünger eine Firma gegründet hat. Am Sonnabend wird Christoph in Magdeburg mit einem Jungunternehmer-Preis ausgezeichnet.

Für seine Firma und für sich selbst hat der junge Chef schon jetzt klare Pläne: Wenn alles klappt, will er das Institut in zehn Jahren noch immer leiten. "Ich will mich nicht untergliedern", erklärt er. Hauptsitz soll Zerbst bleiben, mit Außenstellen in Magdeburg und Dessau. 50 Mitarbeiter soll die Firma dann beschäftigen. Der Chef selbst will mit 25 schon ein medienwissenschaftliches Studium abgeschlossen und einen Doktortitel in Religionswissenschaft in der Tasche haben. Seine Firma soll dann auch Jugendliche fördern - zum Beispiel die, die ihr eigenes Unternehmen gründen wollen.