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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Uwe Körner zieht nach 45 Jahren den Arztkittel aus

Von sylke kaufhold 23.03.2012, 18:03

dessau/MZ. - Der Gynäkologe verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. "Mit 70 muss Schluss sein", sagt er und verdrängt entschlossen wehmütige Gedanken. "Es ist ein mulmiges Gefühl", gibt Uwe Körner unumwunden zu. "Die Patienten werden mir fehlen."

Dass er bis zur letzten Stunde für "seine Frauen" da war, das verwundert keinen. "Jetzt muss er aber lernen, langsam loszulassen", mahnt Ehefrau Heidrun. Nach 45 Dienstjahren, "davon 43 im Dienst der Weiblichkeit", wie Uwe Körner lachend erzählt, fällt das schwer. "Ich habe meinen Beruf stets gerne ausgeübt" - und "mit Leidenschaft", ergänzt seine Frau.

Von 1974 bis 1989 war Dr. Körner in der Poliklinik Wallstraße tätig. Zu seinem damaligen Berufsalltag gehörten freitags die OP-Tage in der Frauenklinik und auch Dienste in derselben übernahm er regelmäßig. "Der Kontakt zur Klinik war mir stets sehr wichtig, und ich habe bis zum Schluss ein herzliches und kollegiales Verhältnis zu den Kollegen gepflegt."

Dienste in Wörlitz

Mit Begeisterung berichtet der Gynäkologe auch von seinen Diensten im Landambulatorium Wörlitz, wo er von 1961 bis 1986 Patientinnen betreute. "Bei Wind und Wetter" sei er dorthin gefahren, "und der Winterdienst hat geklappt", erinnert er sich gerne an diese Zeit. "Es war toll - und die Landfrauen sind mir ans Herz gewachsen." Einige von ihnen folgten "ihrem" Doktor dann in die Niederlassung, die er im Dezember 1990 in einer Praxisgemeinschaft in der Wallstraße begann und ab dem 1. Juni 1991 in der Bauhausstraße 2 fortführte. Bis heute.

Wie viele Frauen er in den 43 Jahren betreute oder wie vielen Babys er auf die Welt half, das kann Uwe Körner nicht beziffern. "Das ist eine stolze Summe." Ein Baby aber ist ihm ganz besonders ans Herz gewachsen. Das hatte es nämlich am 26. März 2001 ganz eilig, auf die Welt zu kommen, und überraschte seine Mutter und den Arzt bei der letzten Untersuchung mit plötzlichen Wehen. Zeit, um in die Klinik zu fahren, blieb nicht mehr. "Draußen hatte es 25 Zentimeter Neuschnee gegeben", erinnert sich Dr. Körner noch genau. Also wurde kurzerhand in der Praxis alles für die Geburt vorbereitet - und zwanzig Minuten später war Carl-Roger-Uwe auf der Welt. Willkommen geheißen mit einem herzlichen Applaus von den Patientinnen im Wartezimmer. Die diesen Tag wohl auch nicht vergessen werden.

Seinen Patientinnen fiel der Abschied von ihrem Doktor ebenso schwer wie umgekehrt. Einige Familien betreute er schon in der vierten Generation. Mit seiner herzlichen und offenen Art gewann er schnell ihr Vertrauen, sie fühlten sich einfach "gut aufgehoben" bei ihm. Viele von ihnen ließen es sich deshalb nicht nehmen, sich persönlich zu verabschieden - mit Blumen, Karten, Sekt. Auch Tränen flossen. "Das ist mir ans Gemüt gegangen", gibt Uwe Körner zu. Und schluckt. "Ich danke allen für ihre Treue und natürlich auch für den herzlichen Abschied."

Am Montag wird die Ära des Dr. Uwe Körner gänzlich zu Ende sein. Die Praxisräume werden ausgeräumt und gemalert. Ab April wird Dr. Frank Möller, Facharzt für Chirurgie, dort seine Sprechstunden abhalten. "Darüber bin ich sehr froh", so Uwe Körner, "denn damit bleibt der Charakter als Ärztehaus erhalten."

Froh ist er auch, dass seine langjährige Mitarbeiterin Kerstin Kaiser nicht in die Arbeitslosigkeit fällt. Sie wird künftig im MVZ tätig sein und sich dort weiterhin um die alten Patienten kümmern. Uwe Körner hatte im vorigen Jahr seine Praxis in die Hände des MVZ gelegt, da er keinen Praxisnachfolger gefunden hatte. Die Übernahme seiner "Perle" hatte er zur Bedingung gemacht. "Das MVZ war sozusagen der Rettungsschirm für uns", meint er lachend, "dafür bin ich sehr dankbar."

Keine Angst vor der Langeweile

Jetzt freue er sich auf den gemeinsamen Ruhestand mit seiner Frau, so Uwe Körner. Langeweile fürchtet er dabei nicht. "Für unsere beiden Enkelkinder werden wir mehr Zeit haben, unsere geliebte Ostsee wird uns mit Sicherheit öfter sehen und auch unser neues Hobby, das Golfen, werden wir jetzt ausgiebig genießen." Auch seine Modelleisenbahn wird er wieder rausholen. "Und vielleicht schreibe ich ja noch mal meine Memoiren", schließt er auch dies nicht aus.