Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Unzählige Stunden am eigenen Bau geleistet
DESSAU/MZ. - Dessau-Roßlau hat über einen langen Winter gestöhnt. Nur einer war froh, dass Schnee und Eis so lange angehalten haben. Sonst stünde wahrscheinlich in diesen Tagen nicht das Modell des Dessauer Herzoglichen Mausoleums im Café des Stadtgeschichtsmuseums.
Zwei lange Winter und ungezählte Stunden baute und drechselte Werner Bormann, um das Mausoleum en miniature entstehen zu lassen. Der gleichnamige Förderverein entschied schließlich auf seiner jüngsten Jahreshauptversammlung, das Exponat zu erwerben. Es soll in den nächsten Wochen das Café des Johannbaus schmücken, ehe es sicher einmal im Foyer der Anhalt-Dessauer Volksbank ausgestellt wird. Denn diese hatte finanziell geholfen, dass ein Stück Dessauer Geschichte entstehen konnte.
Bormann ist von Hause aus Ingenieur und Tischler. Der 79-Jährige entdeckte "aus Langeweile" sein Hobby und versuchte sich nicht zum ersten Mal als Modellbauer. Ein Modell der Dessauer Synagoge ist zum Beispiel schon im Stadtgeschichtsmuseum zu sehen. Es entstand ebenso wie das Modell einer Trauerhalle des Jüdischen Friedhofs unter Bormanns Händen.
Beim Bauen beweist der rüstige Senior nicht nur Fingerfertigkeit, sondern darüber hinaus Einfallsreichtum. "Schätzen Sie mal, woraus die Dachsteine des Kuppelbaus sind?", lacht er und erzählt die Geschichte, wie er am Frühstückstisch darüber sinnierte und eine Kiwi aß. Seine Frau hatte dann die zündende Idee mit den Dachsteinen aus getrockneter Kiwischale. Und es funktionierte, weist Bormann auf das Kuppeldach des Mausoleums. Etwa 100 Dachsteine aus Kiwischale hat er dafür geschnitten und eingepasst.
Aus Spateln, wie sie ein Hausarzt benutzt, und Holzstielen, wie sie häufig an Eis zu finden sind, wurden Bauteile. Aus Folien von einfachen Wundpflastern wurden Fensterscheiben. Wer das Bauwerk betrachtet, käme nicht auf die Idee, dass die Modelle mit einfachsten Hölzern zusammengesetzt sind.
Wer sich das Herzogliche Mausoleum im Modell ansieht, wird allerdings einen wichtigen Unterschied zum Original im Dessauer Georgengarten finden. Das Dach des Modells ist intakt, was man von dem Dach des letzten Dessauer Kuppelbaus nicht behaupten kann, meinen die Vereinsmitglieder Ulrich Plettner und Hans-Joachim Mellies. Bei den schweren Niederschlägen im September vergangenen Jahres wäre der Regen in den Altarraum geprasselt, sorgt sich der Verein und will immer wieder die Finger in die Wunde legen. Denn mittlerweile ist es sehr still geworden um das Dessauer Wahrzeichen, das unter den Händen eines renommierten Architekten entstanden ist. Der 43 Meter hohe Kuppelbau wurde zwischen 1894 und 1898 nach Plänen des Baumeisters Franz von Schwechten als neue Begräbnisstätte der herzoglichen Familie errichtet. Heute ist das Gebäude Dessaus einziger Kuppelbau, der den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.
"Wir wollen, dass die Stadträte über die Zukunft des Mausoleums diskutieren", umreißt Plettner, dass das Gebäude "den Krieg, die Russen und die DDR-Zeit überstanden" hat. Dessen Erhaltung dürfe jetzt nicht am Geld scheitern.