Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Unbekannte Schönheit wird entdeckt
DESSAU/MZ. - Das Herz des Bades liegt am Ende zweier langer, schmaler Gänge und ist vollgestellt mit Technik, deren Brummen intensive Arbeit verrät. "250 Kubikmeter Wasser werden hier pro Stunde umgewälzt. Tag und Nacht", sagt Schwimmmeister Uwe Hammer und zeigt auf den größten von drei Tanks, der dafür sorgt, dass das 30 Grad warme Wasser im großen Hauptbecken in einem einwandfreien Zustand ist.
Zwei Parameter im Blick
Zwei Parameter müssen Hammer und Kollegen in der Stadtschwimmhalle immer im Blick haben: den pH-Wert, der sich zwischen 6,4 und 7,6 bewegen muss, und der Anteil gebundenen Chlors im Wasser, der nicht über 0,2 Milligramm je Liter steigen darf. Modernste Technik hilft bei der Kontrolle, die trotzdem noch eine tägliche Handmessung zur Pflicht macht. "Unsere Hauptaufgabe ist immer noch die Aufsicht", sagt Hammer. "Mit der Technik müssen wir aber auch umgehen können."
Dessaus schönste Schwimmhalle dürfte zugleich die unbekannteste sein. Sechs Millionen Euro wurden zwischen 2003 und 2006 in die Sanierung des 1905 eröffneten Baus investiert. Aus der Stadtschwimmhalle wurde ein Gesundheitsbad - und damit ein Problem: Es gibt zwar viele neue Möglichkeiten, sich im Wasser sportlich zu betätigen. Sprudelliegen, Massagedüsen und Whirlpool können genutzt werden. "Richtiges" Schwimmen ist in der Schwimmhalle aber nur eingeschränkt möglich.
Das ist der Hauptgrund, warum das Bad vor einer ungewissen Zukunft steht. Für einen Rückbau müsste die Stadt so viel Geld aufwenden, wie notwendig wäre, um den Eigenanteil für die Sanierung der Südschwimmhalle aufzubringen. Stadtverwaltung und Politik suchen deshalb einen Pächter, der das Gesundheitsbad spätestens zum 1. Januar 2017 übernimmt. Gern aber auch früher.
Das Wochenende hat das zuständige Amt für Schule und Sport genutzt, Werbung für die Stadtschwimmhalle zu machen. "Der September ist der richtige Monat für die Kundenakquise", konnte Dessau-Roßlaus Sportdirektor Ralph Hirsch der sonntägige Dauerregen am erstmalig durchgeführten Tag der offenen Tür nicht schrecken. "So wird es in den nächsten sechs Monaten sein, nur noch kälter", wagte der Sportdirektor einen Ausblick. "Das ist allerbestes Schwimmhallenwetter."
Die Besucher strömten zahlreich. "Fast alle Dessauer kennen das Gesundheitsbad, aber viele wissen nicht, wie es nach der Sanierung drinnen aussieht", sagte Hirsch. "Wir wollen den Dessauern zeigen, was in diesem Bad alles möglich ist, was hinter den Kulissen passiert."
Eckard Heinrich nutzte das Angebot. "Ich kenne noch das alte Schwimmbad mit den Sprungbrennern", berichtete der Dessauer, der in der 50er Jahr dort das Schwimmen lernte, seither aber kaum hier war. "Die Halle ist schön", sagte Heinrich und rätselte über die Gründe, warum die Dessauer zu wenig kommen. "Vielleicht sind es die Preise? Vielleicht fehlen Parkplätze? Vielleicht müsste man mehr Werbung machen?" Es ist wohl von jedem etwas.
Wie Heinrich ging es vielen Dessauern, die sich Sonntag blaue Plastetüten über die Schuhe zogen und die Halle samt Sauna und Massageraum erkundeten. "Die Leute", sagte Schwimmmeister Uwe Hammer, "sind einfach überrascht, wenn sie das erste Mal die Empore langgehen und die Halle in aller Ruhe von oben bestaunen können." Hammer sorgte dafür, dass die Halle von unten mindestens ebenso interessant ist. Bei Führungen hinter den Kulissen wurden die drei Umwälztanks erklärt, vor allem aber die Schmutzwasseraufbereitung, die 36 Kubikmeter fasst und hilft, Nebenkosten zu sparen.
Einsparungen ersichtlich
Wie viel genau, war auf einem Display erkenntlich: Seit dem 28. März 2006 wurden Stand 26. September 2010 mit der Technik 15 143 Kubikmeter Schwimmhallen-Wasser aufbereitet. Die Betriebskosten sanken dadurch um 77 454,90 Euro. Mehr ist kaum drin. Denn trotz aller Aufbereitung gibt es eine Festlegung: Pro Badegast und Tag müssen 30 Liter neues Wasser aufgefüllt werden.