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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Letztes Gerüst der Petruskirche fällt

Von silvia bürkmann 30.08.2012, 17:03

Dessau/MZ. - Der Blickfang für die aus dem Norden Nahenden ist unwiderstehlich. Spätestens ab der Peiskerbrücke dominiert der markante Turm das Blickfeld der Ankommenden. Erst ein paar hundert Meter weiter an der Gleisquerung der Wörlitz-Bahn kratzt ein noch höheres Gebäude näher an den Wolken - der Turm des Dessauer Rathauses. Der erste Blick aber fällt auf die Petruskirche. "Das war von Anfang an und schon immer Absicht", lächelt Michael Pohlandt. Er ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der Petrusgemeinde Dessau-Nord. Und die wiederum ist Bauherr für ein von langer Hand geplantes Sanierungsprojekt.

2003 schon begannen die Arbeiten an dem über 100-jährigen, 1903 geweihtem Gotteshaus. Die Petruskirche hatte das Bombeninferno vom März 1945 wie durch ein Wunder vergleichsweise unbeschadet überstanden. Der Sandsteinsockel hatte eine Reihe von Einschüssen wegstecken müssen. Und die Glasscheiben in den Fenstern waren zerstört wie auch die kreisrunde Fensterrose (Rosette) an der Westseite. In den 1950er und 60er Jahren war die Kirche wieder instand gesetzt worden.

In vier Bauabschnitten rundum

Der Zahn der Zeit aber nagte unerbittlich. Und 2003 startete die Gemeinde die Generalsanierung. In vier Bauabschnitten schlängelten die Gerüste reihum und Schritt für Schritt um das Bauwerk. Beginnend an der Südseite (ab 2003), gefolgt von Westseite und Turm (2005), schloss sich die Nord- und Nordostseite an (2008). Vollendet wird der Kreis nunmehr im Osten. Am Donnerstag werden die Gerüste vor der Apsis demontiert. "Wir haben's geschafft", atmet Pfarrerin Gisela Seifert auf. Das gesamte Vorhaben hat schlussendlich neun Jahre Zeit in Anspruch genommen - "aber es ist gut gelungen. Wir sind sehr zufrieden". Die Pfarrerin lobt die Zusammenarbeit unter allen Beteiligten. Da haben Bauherren, Handwerker, Architekten und Sachverständige als ein großes Team zusammengehalten. Da wurden auch knifflige Passagen beim Bauablauf gemeinsam überwunden. So weist die Dacheindeckung viele Winkel auf durch Türmchen und Dachreiter. Nachdem das alte Dach aufgenommen war, schützt nun ein neues Dach in altdeutscher Deckung mit anthrazitfarbenen Schiefertafeln das Gebäude vor Wind und Wetter. Doch bevor die Dachdecker ans Werk gehen konnten, waren die Zimmerer gefragt: Hausschwamm, Käfer und Schädlinge hatten auch dem Dachstuhl stark zugesetzt. Verschiedene Balkenköpfe, die im feuchten Mauerwerknass verrottet waren, mussten gewechselt werden, wie auch manch' tragender Balken. Für deren Erneuerung war der Dachstuhl regelrecht anzuheben und kurzzeitig auf Stempel abzusetzen. Ebenso handfestes wie filigranes Handwerk also beherrschte die Baustelle über lange Jahre. Die Bauleistungen hat der Bauherr nach Ausschreibung der verschiedenen Lose (Gerüstbau, Zimmerei, Elektrotechnik, Steinmetz, Klempner, Dachdecker, Holzschutz) immer an Firmen aus Dessau vergeben können. Auch die beauftragten Architekten, Bauplaner und Statiker kommen aus der Muldestadt, "die waren zuletzt schon prima aufeinander eingespielt", sagt Gisela Seifert. Als Dankeschön für alle lädt die Petrusgemeinde am 14. September zum Grillabend ein.

Viele Helfer aus eigenen Reihen

Die Gesamtkosten summieren sich seit 2003 auf etwa 509 000 Euro. Einen erklecklichen Beitrag davon hat die rund 900 Mitglieder zählende Petrusgemeinde selbst aufgebracht (122 000 Euro). Die Anhaltische Landeskirche war mit rund 57 000 Euro dabei. Größter Sponsor war Lotto Toto mit 230 000 Euro. Je 50 000 Euro steuerten das Land Sachsen-Anhalt und die Evangelische Kirche der Union (EKU als Bund Evangelischer Landeskirchen Deutschlands) bei.