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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Kein Hinweis auf die Täter

19.01.2012, 14:41
Brandanschlag gegen das Polizeirevier in der Dessauer Wolfgangstrasse (FOTO: LUTZ SEBASTIAN)
Brandanschlag gegen das Polizeirevier in der Dessauer Wolfgangstrasse (FOTO: LUTZ SEBASTIAN) Alle Nutzungsrechte beim Urheber

MAGDEBURG/DESSAU-ROSSLAU/DPA. - Derzeit würden am Ort gesicherte Spuren weiter ausgewertet. Unbekannte hatten am Mittwochmorgen einen Brandsatz gegen eine Tür des Reviers geschleudert. Zudem wurden am Ort sogenannte Krähenfüße ausgelegt, um Polizeiautos an der Fahrt zu hindern. An eine Mauer sprühten Unbekannte den Schriftzug «Oury Jalloh, das war Mord».

Eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe arbeitet an der Aufklärung des Falls, der weiter für erhebliches Aufsehen und Kritik sorgt. Nach Ansicht der Gewerkschaft stellt der Anschlag, bei dem ein Molotow-Cocktail gegen das Revier geschleudert wurde, eine neue Dimension dar. Die Beamten fühlten sich nun alle auch persönlich, in ihrer Freizeit, in ihrem privaten Umfeld bedroht, sagte Dirk Kost, Vize-Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Sachsen-Anhalt der Nachrichtenagentur dpa.

Die Täter hätten schwerwiegende gesundheitliche Schäden und gegebenenfalls auch den Tod von Polizisten billigend in Kauf genommen. Der Anschlag sei feige und hinterhältig gewesen. «Polizisten leisten jeden Tag einen sehr verantwortungsvollen, ehrlichen und aufopferungsvollen Dienst», sagte Kost. Oft würden sie dabei unmittelbar mit Gewalt und Brutalität konfrontiert.

Zugleich forderte der Gewerkschafter alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte dazu auf, sich noch stärker als bisher für die Akzeptanz des Rechtsstaates in der Gesellschaft einzusetzen. Dieser sei ein hohes Gut. So müsse jeder darauf vertrauen, dass Gerichtsverfahren fair und gerecht verhandelt werden. Hintergrund ist ein Prozess am Landgericht Magdeburg gegen einen früheren Dienstgruppenleiter des Polizeireviers Dessau-Roßlau.

Er soll dem Asylbewerber Oury Jalloh bei einem Brand in einer Gewahrsamszelle im Revier nicht rechtzeitig geholfen haben. Der Mann aus Sierra Leone starb bei dem Feuer am 7. Januar 2005. Er war von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, weil er Frauen im Stadtgebiet belästigt haben soll. Die genauen Umstände für seinen Tod gelten bis heute als nicht vollständig geklärt.

Bei einer Gedenkveranstaltung zum siebten Todestag von Jalloh war es in Dessau-Roßlau vor knapp zwei Wochen zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) kritisierte den Polizeieinsatz in einem Interview mit der «Mitteldeutschen Zeitung» (Donnerstag). Zurückgeblieben sei ein Scherbenhaufen, sagte er.

Hintergrund sind die Bemühungen um Integration und Dialog mit der Polizei. Koschig befürchtet laut dem Bericht, dass Links- oder Rechtsextreme die derzeit angespannte Situation in der Stadt für ihre Zwecke ausnutzen und Dessau-Roßlau verstärkt als Schauplatz wählen könnten.

An eine Fassade wurde laut Polizei zudem der Schriftzug «Oury Jalloh, das war Mord» gesprüht. (FOTO: LUTZ SEBASTIAN)
An eine Fassade wurde laut Polizei zudem der Schriftzug «Oury Jalloh, das war Mord» gesprüht. (FOTO: LUTZ SEBASTIAN)
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