Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: In Archiven und Museum bleibt Junkers-Werk lebendig

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Heißes Wasser sprudelt schnell - Junkers-Quell, Junkers-Quell!" - Fröhlich klingt das Werbelied. Es verbreitet bei den Zuhörern im Saal gute Laune, aber auch Wehmut, weil es an vergangene Zeiten erinnert. Dass diese aber nicht dem Vergessen anheim fallen, dafür sorgt Bernd Junkers, der Enkel von Professor Hugo Junkers. Am Mittwoch hat er das Firmen-Archiv und die Geräte-Sammlung der Dessauer Firma seines Großvaters "Junkers & Co." und deren Folgebetriebe an die Abteilung Dessau des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt, das Stadtarchiv Dessau-Roßlau und das Technikmuseum "Hugo Junkers" übergeben.
Nach dem endgültigen Aus der Dessauer Gasgeräte GmbH vor fünf Jahren konnte Junkers das Archiv und die Gerätesammlung erwerben. Anteil daran hatte der Filmemacher Klaus D. Schwarze, der für den MDR den Film "Dessau.Junkers.Gasgeräte." gedreht hatte. Tausende Dokumente - Schriftverkehr, Entwicklungs-, Patent- und Lizenzunterlagen -, dazu Fotos, Werbesprospekte, eine bedeutende Zeitschriftensammlung und eine attraktive Gasgerätesammlung aus der insgesamt 110-jährigen Firmengeschichte wären sonst an Einzelbewerber verkauft worden.
Schon zu DDR-Zeiten, erinnerte der frühere Betriebsdirektor und Geschäftsführer Hans Brockmann, gab es ein Traditionskabinett, das die Entwicklung des Unternehmens aufzeigte. Produktionsleiter Dieter Fritsche hatte das gesamte Archiv katalogisiert. "Gern hätten wir auch das kleine Gasmuseum unterstützt", so Brockmann.
Die Idee des Gasmuseums habe sich nicht umsetzten lassen, erklärte Bernd Junkers. Im ehemaligen Gasviertel, in dem die Wege der Industrialisierung von Dessau stand, sollte es entstehen und später eine Außenstelle des Technikmuseums "Hugo Junkers" werden. Räume aber fehlten. So entschloss sich Junkers im Frühjahr, den größten Teil des Archivs an Institutionen in Dessau zu übergeben. Einiges, wie Miniaturmodelle, verbleibt im Hugo-Junkers-Archiv.
Dass das Erbe in Sachsen-Anhalt lebendig ist und gepflegt werde, unterstrich Innenminister Holger Hövelmann. Allein 70 laufende Meter Akten, darunter 400 Karten, 2 000 Druckschriften und 2 500 Fotografien, hat das Landeshauptarchiv erhalten. Archiv-Leiterin Ulrike Hörold freut, dass die schon jetzt vorhandenen Akten zum Junkers Kalorimeterbau, zur Junkers Wärmetechnik und zum Flugzeug- und Motorenbau bereichert werden, wie es heute nur noch selten bei Firmenbeständen der Fall ist.
Wie das Landesarchiv so hat auch das Stadtarchiv bereits angefangen, die Dokumente aufzuarbeiten, berichtete Oberbürgermeister Klemens Koschig. Ziel der Archive ist es, Interessenten die Dokumente zur Verfügung zu stellen. Bernd Junkers hofft, dass es in Zukunft einen Informationsverbund geben wird, in den die Archive, sowie die Hugo-Junkers-Stiftung und das Deutsche Museum München eingebunden sind, damit der Nutzer vom Computer aus auf alle Informationen zu Junkers zugreifen kann.
Im Technikmuseum "Hugo Junkers" ist schon ein großer Teil der Geräteausstellung zu sehen. Zukünftig soll dies noch angemessener geschehen, so Peter Kuras, Vorsitzender des Fördervereins.