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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: «Heut' geh'n wir ins Merci»

Von Danny Gitter 02.04.2012, 16:51

Dessau-Rosslau/MZ. - Ihr Lokal, das "Bistro Merci", liegt wie der Volksmund sagen würde "weg vom Schuss", etwas unauffällig Am Lustgarten, im Neubaugebiet hinter dem Rathaus. Doch beide waren schon immer Optimisten. Machten aus der Not einfach eine Tugend. "Wer nicht unbedingt gesehen werden will, kommt hierher", sagt Christine Döring. Ein ehemaliges Stadtoberhaupt hat das Lokal als Rückzugsraum genutzt. Manch langjähriger Dessauer sei noch heute überrascht von der gastronomischen Existenz in dieser Lage, so die Inhaberin. Es haben sich dennoch viele hierher gefunden. Auch Gäste unter anderem aus Polen, Sibirien, Großbritannien und Kanada haben Dörings und ihre Mitarbeiter Am Lustgarten schon bewirtet.

Die Lage war mal anders gedacht. Im Zentrum des Geschehens war das "Bistro Merci" einst geplant. "Am 6. April 1989 erhielten wir die Gewerbezuteilung. Doch kurze Zeit später kam die Wende dazwischen", erinnert sich Thomas Döring. Eingebettet in eine Ladenstraße und vis a vis anderer gastronomischer Einrichtungen sollte das "Bistro Merci" ursprünglich seinen Platz finden. Die Pläne änderten sich radikal mit dem Systemwechsel. Einzig die durchgehende Ladenzeile, direkt hinter dem Rathaus wurde realisiert. Die anderen geplanten gastronomischen Einrichtungen beherbergten seit der Nachwendezeit verschiedene andere Gewerbetreibende.

Internationale Speisekarte

Der Traum von der eigenen Gastronomie war auch nach der Wende groß. Die geänderte Stadtentwicklung im Gebiet hinter dem Rathaus Dörings ziemlich egal. Also packten sie in ihrer Bauhöhle, wie die heutigen Inhaber, in ihren Erinnerungen die Anfänge beschreiben, selber mit an, um aus dem Grundriss zweier Wohnungen ein Lokal zu gestalten. Am 2. April 1992 eröffneten sie das "Bistro Merci". International, mit dem Hauch Leichtigkeit, soll seitdem der Name die Gäste locken. "Restaurant war uns damals zu hochgestochen und der Name Gaststätte verpönt", sagt Küchenchef Döring.

Trotz des Namens beschränkt sich die Küche allerdings nicht nur auf Frankreich. Eine breitgefächerte internationale Speisekarte, vorrangig aus Europa, bietet das Lokal. Viele Gerichte hielten in den 20 Jahren Einzug und verschwanden auch wieder. Manches hat sich aber wie ein roter Faden als Klassiker durch all die Zeiten gerettet. "Das Schweinerückensteak mit Champignons und die Thießener Forelle begleiten uns von Anfang an", so Chefin Döring. Aus den Spaghetti wurden Tagliatelle. Aus der Tasse Milchkaffee ist mittlerweile Latte macchiato geworden. "Man muss mit der Zeit gehen und die immer schnelllebigeren Trends bedienen", sagt der Küchenchef.

Einzugsbereich wird größer

Viele der Gäste sind Stammgäste, sind teils die 20 Jahre mitgegangen. Andere haben sich im Laufe der Jahre verabschiedet. "Der Einwohner- und Firmenschwund in Dessau geht auch an uns nicht spurlos vorbei", erzählt Frau Döring. Mit den Firmen sind auch die dazugehörigen Veranstaltungen weggebrochen. Sie kompensieren es größtenteils durch private Veranstaltungen, wie Hochzeiten, Geburtstage und Jugendweihen. Zudem treffen sich hier viele Vereine und Institutionen zu ihren regelmäßigen Stammtischen.

Auch das Einzugsgebiet ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten größer geworden. Waren es anfangs hauptsächlich Dessauer und Roßlauer, die hierherkamen, zählen mittlerweile auch Akener, Köthener und Wittenberger zu den regelmäßigen Gästen. Küchenchef Döring erklärt sich den Erfolg so: "Im Vergleich zu unserer Größe haben wir ein breitgefächertes Angebot". 75 Gäste finden in den Räumen Platz. Mit familiärer Wohnzimmeratmosphäre beschreiben beide das Ambiente ihres Lokals.

Das hat sie durch die Höhen und Tiefen der letzten 20 Jahre gebracht. Wirtschaftskrisen schlagen gerade in der Gastronomie voll durch, bestätigt Chefin Döring. Trotzdem konnten die Betreiber ihre fünf Mitarbeiter teils schon langjährig halten. "Ich möchte nichts anderes mehr tun", sagt Döring, die ursprünglich aus der Datenverarbeitung kommt. Zusammen mit ihrem Mann, dem gelernten Küchenmeister, habe sie das gefunden, was sie noch mindestens bis zur Rente machen wolle.