Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Ganz Dessau wollte neue Heizungen
DESSAU/MZ. - "Schau'n Sie mal, ob Bedarf ist!" Diese Worte seines Chefs, Andreas Leeger, Geschäftsführer der Mainmetall Großhandelsgesellschaft in Bürgstadt bei Miltenberg am Main, hat Hans-Jürgen Schulze noch genau im Ohr. Denn mit ihnen hat vor 20 Jahren die Dessauer Geschichte des westdeutschen Familienunternehmens begonnen.
Der Dessauer Hans-Jürgen Schulze hatte im Herbst 1989 sein berufliches Glück im Westen gesucht und bei der Firma Mainmetall in Bürgstadt Arbeit als Kraftfahrer und Lagerist gefunden. Nach der Grenzöffnung wurde auch für dieses Unternehmen der Osten Deutschlands interessant. Und so machte sich der Dessauer Hans Schulze im Dezember 1989 auf den Weg in seine Heimatstadt, um bei den vier damaligen PGH des Sanitär- und Heizungsbereiches den Bedarf an derartigen Artikeln zu erkunden. "Zwischen Weihnachten und Silvester habe ich die Akquise gemacht", erinnert sich Schulze noch genau. Und auch daran, dass das, was er vorzustellen hatte, begeistert aufgenommen worden war. Schon im Februar 1990 reiste Mainmetall-Chef Andreas Leeger zu Kundengesprächen in die Muldestadt. Ein Essen im damals noch geöffneten Restaurant am Museum war krönender Abschluss.
Und der Beginn einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Innungsbetrieben in Dessau,
Roßlau und Köthen, die zum Teil bis heute andauert. "Viele Firmen sind noch heute unsere Kunden", ist Hans-Jürgen Schulze sichtlich stolz darauf, die Weichen dafür gestellt zu haben.
Die erste Ware von Bürgstadt nach Dessau ging übrigens schon im Mai 1990 auf Reisen. Vier Wochen später waren es schon zwei Lkw voll.
Zu dieser Zeit sah die berufliche Zukunft von Harald Ahrendt alles andere als rosig aus. Der Dessauer war damals in der Materialwirtschaft von Ipro beschäftigt. Und die stand quasi vor dem Aus. Für die Lagerhalle in der Kochstedter Kreisstraße und die dortigen Mitarbeiter gab es bei Ipro keine Verwendung mehr. "Wir suchten eine neue Nutzung für die Halle, hatten schon mit mehreren Firmen gesprochen", erzählt Ahrendt. "Bei Bädern und Heizung sahen wir damals den riesigen Nachholbedarf und entschieden uns für Mainmetall." Damit gab es nicht nur für die Lagerhalle, sondern auch für die fünf Mitarbeiter Hoffnung. "Wir durften bei Mainmetall einsteigen." Ein Schritt, den Harald Ahrendt bis heute, 20 Jahre später, nie bereut hat. "Es war für mich ein echter Neuanfang, ich war ja kein Sanitär- oder Heizungsfachmann, musste also alles neu lernen." Damals sei er Mitte 30 gewesen. "Es war eine spannende Zeit mit viel Improvisation am Anfang, aber es hat riesigen Spaß gemacht. Und heute bin ich stolz, einer der ersten hier gewesen zu sein."
Im August 1990 begann Mainmetall seine Arbeit in der alten Ipro-Halle in der Kochstedter Kreisstraße. "Die Nachfrage, vor allem nach Heizungen, war noch größer, als wir gedacht haben", erinnert sich auch Hans Schulze noch gut an die Anfangszeit. Oftmals seien die Kunden schon auf dem Hof gewesen, wenn der Lkw mit Ware ankam. Und der erste Lastzug mit 40 Tonnen Heizkörpern war innerhalb eines Tages geleert. "Es war Arbeit ohne Ende, aber es ging vorwärts."
Schulze hatte seinen Arbeitsplatz da längst wieder in Dessau, "als Mann vor Ort". Die Halle war inzwischen gut mit Waren bestückt. Und Wolfgang Dosch kam als erster Niederlassungsleiter aus Miltenberg nach Dessau. "Für anderthalb Jahre war er abgestellt, geworden sind es zehn", so Schulze. Die Firma Mainmetall in Dessau wuchs in den folgenden Jahren zu einem starken mittelständischen Unternehmen heran.
Ende 1990 wurden die ersten Mitarbeiter eingestellt, darunter der Kraftfahrer Hartmut Barth, der ebenfalls noch heute dabei ist. 1992 wurde die Halle ausgebaut, Bürocontainer wurden aufgestellt und boten Platz für die erste kleine Badausstellung. Schließlich wurde 1996 in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues Firmengebäude gebaut. Heute zählt die Niederlassung Dessau 97 Mitarbeiter.
Harald Ahrendt und Hans-Jürgen Schulze sind längst "100-prozentige Mainmetaller geworden". "Mainmetall ist ein echter Familienbetrieb, das spürt man auch bei der Arbeitsatmosphäre." Dass das 20-jährige Jubiläum im Kreis der Kollegen, Familien und Geschäftspartner ordentlich gefeiert wird, ist deshalb keine Frage. Am Freitag ist "Partytime" bei Mainmetall - auch für Harald Ahrendt und Hans-Jürgen Schulze.