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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Fürstensitz mit Lustgarten

15.04.2012, 20:39

DESSAU/MZ. - Von der zuerst vierflügeligen, von 1708 an dreiflügeligen Schlossanlage ist nach der Zerstörung im März 1945 und den Abrissarbeiten bis in die 1950er Jahre nur der Johannbau stehengeblieben, der Westflügel des Schlosses, der zu den bedeutendsten Schlossbauten der Frührenaissance in Mitteldeutschland gehört.

Zwischen 1991 und 2004 denkmalgerecht saniert und in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt, beherbergt der Bau heute die Dauerausstellung des Dessauer Museums für Stadtgeschichte: geöffnet Di-Do und Sa-So sowie an Feiertagen von zehn bis 17 Uhr.

Im Treppenturm des Johannbaus wurde 1998 ein Sandsteinrelief entdeckt, das zwischen den - bislang als "L" und "B" gelesenen - Initialen das Porträt Ludwig Binders zeigen soll. Des Mannes also, der von um 1530 an bis 1554 als Steinmetz mehrfach im Auftrag der anhaltinischen Fürsten gearbeitet hat und dessen Meisterzeichen an vier Stellen des Johannbaus zu finden ist. Bislang wurde Ludwig Binder die Planung und Überwachung der Bauausführung des Johannbaus zugeschrieben.

Eine These, die 2009 von der halleschen Kunstwissenschaftlerin Anke Neugebauer widerlegt wurde. Denn ein in der Johannis-Kirche von Salzemen angebrachtes Meisterwappen Ludwig Binders zeigt die Jahreszahl 1539 mit dem Hinweis, dass Binder damals 27 Jahre alt war. Also wurde er 1512 geboren: Zu jung für einen Hauptakteur am Johannbau, der nach Neugebauer bereits von 1528 an errichtet wurde. Die Bauleitung müsse viel mehr dem Vater Ludwigs, Bastian Binder, zugeschrieben werden. Ludwig habe nicht als Werkmeister, sondern als Steinmetz gedient. Er starb 1556 bei einem Arbeitsunfall: Er fiel von einem Turm der Schlosskirche.