Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: «Es kann jeden treffen»
Dessau/MZ. - "Mir macht alles Spaß", sagt Sarah Perlet. Ob es das Essen ausgeben, Staub wischen oder Betten machen ist. Die 23-Jährige erledigt alle Arbeiten bestens, bestätigt ihr Sabine Schlesener, Wohnbereichsleiterin im Marthahaus in der Bernburger Straße. "Sarah ist ganz ruhig, aber sehr fleißig. Sie macht ihre Arbeit ganz unscheinbar", so Schlesener.
Seit August gehört Sarah Perlet wie auch Eileen Richter zum Team der 140 Mitarbeiter des Marthahauses. Beide sind schwerbehindert und konnten direkt im Anschluss an ihre Ausbildung in Dessau bzw. Leipzig im Marthahaus ihre Beschäftigung aufnehmen.
Für Marthahaus-Geschäftsführerin Bärbel Wittkowski ist es ganz selbstverständlich, Mitarbeiter mit Handicap in ihren Reihen zu haben. 13 sind es insgesamt. Damit sind fast zehn Prozent der Mitarbeiter schwerbehindert, anerkennt Markus Behrens, Chef der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau, das Engagement des Unternehmens. Der Gesetzgeber sieht eine Fünf-Prozent-Quote vor, doch die ist im Agenturbezirk noch längst nicht erreicht.
"Es kann jeden treffen", sagt Behrens. Eine Behinderung könne einerseits angeboren sein, andererseits durch einen Unfall oder eine Krankheit (Herzinfarkt, Schlaganfall) hervorgerufen werden. Die Menschen dürften deshalb aber nicht abgeschrieben werden. Im Gegenteil. In dieser Woche haben die Arbeitsagentur und das Jobcenter darauf aufmerksam gemacht, "dass Menschen mit Behinderung auch einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag auf dem Arbeitsmarkt leisten können", so Behrens.
"Der Arbeitsmarkt wird langfristig von einer anhaltenden Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften geprägt sein", erklärt Dessau-Roßlaus Jobcenter-Geschäftsführer Jens Krause. "Menschen mit Behinderung haben Potenziale, die zur Deckung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs genutzt werden können." Doch Menschen mit Behinderung haben oft größere Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Deshalb werben Agentur und Jobcenter bei Unternehmen, um "ihnen Möglichkeiten und Chancen, die eine Einstellung eines Menschen mit Behinderung für die Firma mitbringt, zu offerieren", so Krause.
Agentur und Jobcenter unterstützen die Schaffung der Arbeitsplätze finanziell, gewähren Eingliederungszuschüsse und weitere Hilfen. Nicht jeder Arbeitsplatz sei behindertengerecht zu gestalten, weiß Markus Behrens, doch glaubt er an großes Potenzial, das noch brach liegt.
Bei Bärbel Wittkowski rennt der Agenturchef offene Türen ein. Sarah Perlet ist Autistin, und ja, der Aufwand, sie einzuarbeiten, sei größer als bei anderen Mitarbeitern, so die Geschäftsführerin. Man müsse genau schauen, für welche Arbeiten sie eingesetzt werden kann. Sarah mache die Arbeit langsamer, "aber sehr akkurat". Die Bewohner haben in ihr einen Ruhepol. "Wenn wir noch mal eine Sarah kriegen, dann würde ich sie für unser neues Haus nehmen", so Wittkowski.