Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Deichscharte zur Wasserstadt dicht gemacht
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Die Mulde steigt langsam, aber unaufhörlich. 4,58 Meter hat die Hochwasservorhersagezentrale des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) gestern 12 Uhr Mittag an der Muldebrücke in Dessau gemessen. Drei Stunden später waren es bereits sechs Zentimeter mehr. Der Pegel werde wohl "über 4,70 Meter steigen, mit dem Scheitel rechnen wir noch am Nachmittag", sagt Roland Schneider, der Chef des städtischen Amtes für Brand- und Katastrophenschutz.
Dreimal so viel Wasser wie normal führt die Mulde derzeit, es gilt die Warnstufe II. "Aber eine Gefährdung für den Hochwasserschutz in der Stadt kann nicht festgestellt werden", erklärt Schneider. Wie sich die Situation jedoch entwickelt, ist noch unklar. Von Dienstag bis Donnerstag werden "die Einzugsgebiete von Elbe und Mulde von Tiefausläufern beeinflusst. Die bringen zwischen 5 und 15 Millimeter Niederschläge", berichtet Schneider. Und ob der bisherige Schnee im Gebirge weiter taut, das ist davon abhängig, wie hoch die Temperaturen steigen. "Eine genauere Vorhersage zu den Mengen, die durch das Abtauen abfließen, ist deshalb nicht möglich." Auch wenn am Sonntag vom Mulde-Bezugspegel Golzern eine leicht fallende Tendenz gemeldet wurde, ebenso wie gestern Morgen aus Bad Düben, kann noch keine Entwarnung gegeben werden.
Die Entwicklung der Mulde in Dessau wird daher ständig beobachtet. Gestern gegen 10 Uhr wurde die Deichscharte in der Wasserstadt geschlossen. "Vorsorglich", wie der Feuerwehrchef betont, "und mit bewährter Unterstützung der Dachdeckerfirma Wehrmann."
Nicht mehr passierbar ist auch der Radweg Tannheger. Das wurde bei den Deichkontrollen festgestellt. Ebenso kleinere Mängel, wie zum Beispiel Schäden durch Wildschweine im Bereich Törten und Kleutsch, wurden registriert und umgehend an den Landesbetrieb weitergeleitet.
Für die Elbe gilt bislang noch keine Alarmstufe. Am Dessauer Leopoldshafen wurde gestern Mittag ein Wasserstand von 4,46 Meter gemessen. "Wie weit die Pegel steigen und ob Alarmstufen für die Elbe erreicht werden, kann derzeit ebenfalls noch nicht genau vorhergesagt werden", sagt Schneider. An den Nebenflüssen der oberen Elbe stünden die Hochwasserrückhalteräume nahezu vollständig zur Verfügung bzw. wurden dort zusätzliche Freiräume geschaffen.
Aufmerksam beobachtet wird die Entwicklung von Elbe und Mulde auch in der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Wenn die Elbe weiter steigt und dadurch das Muldehochwasser nicht abfließen kann, könnte dies zur Gefahr für das Luisium und das Gestüt werden, erklärte Steffen Kaudelka, Pressesprecher der Kulturstiftung. Deshalb wurde das mobile Deichsystem, das das Luisium schützen soll, bereits vor Ort gelagert, um es im Fall der Fälle schnell errichten zu können. Außerdem wurden 1 000 Sandsäcke in der Wörlitzer Forsthalle gefüllt. Hier liegen noch weitere Säcke und auch Sandreserven bereit.
Vorsorglich evakuiert wurden die Pferde, Schafe und Ziegen aus dem Bereich des Luisiums. In einem Pferdestall im Gelben Haus in Wörlitz haben die Tiere Unterschlupf gefunden, "so lange, bis sich die Lage wieder beruhigt", sagt Kaudelka.