1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessau-Roßlau: Dessau-Roßlau: Burgzimmer mit Ausblick

Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Burgzimmer mit Ausblick

Von DANNY GITTER 11.09.2011, 15:37

DESSAU/MZ. - Mit Aufräumarbeiten vor sechs Jahren fing es an. Gemeinsam mit ein paar Freunde beseitigte Förster im Umfeld der Ruine den Schutt und das Gerümpel. In mehreren Einsätzen. "Ein Jahr später haben wir das Ganze mit der Gründung unseres Vereins in geordnete Bahnen gelenkt", erinnert sich der heute 25-Jährige. Denn es sollte nicht nur bei der Aufräumaktion bleiben. Die Vereinsmitglieder wollten die Wallwitzburg restaurieren.

Bis heute ist schon eine Menge passiert. Auch, weil die Stadt das Kleinod im Zuge der Aufwertung des Georgengartens wieder in den Blick rückte und herausputzte. Eine Wendeltreppe aus Stahl macht den Turm wieder begehbar. Das Dach krönen wieder Zinnen. Das Gebäude ist hell verputzt. Mit letzterem kann sich Förster nicht so recht anfreunden. "Originalfotos zeugen von einer Ziegelstein-Struktur und nicht von glattem Putz", sagt er und nennt es einen Kompromiss mit der Denkmalpflege. Für ihn als Vereinsvorsitzenden der Dessauer Wallwitzburg ist es ein kleiner Wermutstropfen empfindet.

Am Sonnabend aber gab es schon die nächste Etappe zu feiern. Der Erker und das Turmzimmer mit einem neugotischen Spitzbogenfenster wurden unter den wohlwollenden Blicken der zahlreichen Gäste eingeweiht. Thomas Hartmann, Gründungsmitglied des Vereins, verwies in seiner Rede auf den schnellen Weg vom Dornröschenschlaf bis vor sechs Jahren zu den heutigen sichtbaren Erfolgen. "Die Wallwitzburg ist mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen gleichermaßen", zog Hartmann eine überaus positive Bilanz.

Was der Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Thomas Weiss und Oberbürgermeister Klemens Koschig bestätigten. Für Weiss ist "das Gartenreich mit seinen vielen kleinen Höhepunkten

eine Klammer für die Bewohner der Doppelstadt und Umgebung". Koschig schwärmte von der Freizeit in Kindertagen links und rechts der Elbe, wo auch die Wallwitzburg Territorium zum Spielen

Verein Wallwitzburg war, ehe er ausdrücklich den Einsatz für das Projekt würdigte. "Gerade das bürgerschaftliche Engagement vieler junger Leute für die Burg zeigt, dass jede Generation positive Akzente in der Stadt setzen kann", so das Stadtoberhaupt.

Nach dem offiziellen Teil hielt es nur die wenigsten unten. Zahlreich stiegen sie zum Erker und Turmzimmer hoch. Die Holzdielen, der frische Putz an den Wänden und das neugotische Fenster sorgten durchweg für positive Reaktionen. Siegfried Müller, der selber bei diesem Bauabschnitt half, ist von dem fertigen Ergebnis der über einjährigen intensiven Sanierungsarbeiten überwältigt. "Das ist so schön geworden, da bin ich einfach nur begeistert", freute er sich.

Der Fertigstellung gingen lange Quellenforschungen und aufwändige Bauplanungen voraus. Trotzdem bleiben noch immer Fragezeichen. Vor dem Krieg war es eine Aussichtsplattform mit kleinem Ausschank. Die ursprüngliche Nutzung vor über 200 Jahren durch den regierenden Fürsten lässt sich für Förster heute nicht eindeutig nachweisen. In Anlehnung an die gesicherten Erkenntnisse soll das restaurierte Turmzimmer langfristig auch als einfacher Ausschank dienen und das Gelände rund um die Burg sich als Ort für Veranstaltungen etablieren. Aus den Einnahmen sowie aus Spenden wollen Förster und seine 18 Mitstreiter des Wallwitzburg-Vereins einen Großteil für die Finanzierung der nächsten Bauarbeiten stemmen.

Im Maßstab 1:20 dient ein Modell der Burg im Turmzimmer als Wegweiser für die Zukunft. Ein steinerner Treppenturm als Ersatz für die derzeitige Stahlwendeltreppe ist das nächste große Projekt. Für das Sammeln der nötigen Geldmittel veranschlagt Förster einen Horizont von fünf Jahren. Aber die Mühe ist es ihm Wert. "Ein Denkmal ist doch was schönes, was bleibt, auch für folgende Generationen", so der 25-Jährige.