Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Am Kornhaus heißt es wieder «Leinen los!»
DESSAU/MZ. - Auf diesen Tag haben Roswitha Herrmann und Siglinde Knobloch lange gewartet. Am Donnerstag nun war es soweit: Am Dessauer Kornhaus wurde eine neue Anlegestelle für Fahrgastschiffe eingeweiht. "Wir sind mit den Schiffen, die am Kornhaus ankamen und abfuhren, aufgewachsen", erzählen die beiden Ziebigkerinnen. "Deshalb ist es toll, dass das jetzt wieder möglich sein wird", sagt Roswitha Herrmann.
Die beiden gehörten am Donnerstagvormittag zu den zahlreichen Besuchern, die zur feierlichen Eröffnung des Schiffsanlegers an das Elbufer gekommen waren. Eine frohe Erwartung erfüllte die Runde von Erwachsenen und Kindern. In wenigen Minuten würde die MS "Dessau-Roßlau", das extra für Dessau heraus staffierte Fahrgastschiff der Wittenberger Reederei Harnisch, zu ihrer Jungfernfahrt die Anker lichten. "Natürlich sind wir dabei", wunderte sich Roswitha Herrmann ein wenig über die Journalistenfrage. "Das lassen wir uns doch nicht entgehen", ergänzt Siglinde Knobloch.
In der Tat wird mit der Inbetriebnahme des neuen Schiffsanlegers die lange Tradition der Fahrgastschifffahrt in Dessau nach mehrjähriger Pause wieder belebt. 1840 legte das erste Dampfschiff am Kornhaus an. 170 Jahre später ist es ein modernes Motorschiff. Aber die Freude an solcherart Ausflugsgelegenheit dürfte über die Jahrhunderte gleich geblieben sein. Bis 2007 hatte die Akener Reederei Wierschke Dessau angefahren, doch die stellte ihren Fahrbetrieb ein und verkaufte die beiden den Dessauern wohl bekannten Schiffe "Klabautermann" und "Fürst Leopold".
Die Idee eines eigenen Schiffsanlegers am Kornhaus wurde maßgeblich von Jan Harnisch, Chef der Wittenberger Passagierschifffahrt, in das Dessauer Rathaus getragen. 182 000 Euro ließ sich die Stadt schließlich diese Idee kosten, wobei sie bei der Finanzierung maßgeblich unterstützt wurde vom Land, das für das Vorhaben erhebliche Fördermittel zur Verfügung stellte. Obwohl alle Partner an einem Strang zogen, entpuppte sich die Baumaßnahme als langwierige Sache. Ursprünglich schon für das vorige Jahr geplant, vereitelten die Wasserstände die Realisierung. Das Bangen um die passende Pegelhöhe dauerte bis zum Schluss an. Nur wenige Zentimeter mehr Wasser in der Elbe , und die Eröffnung hätte nicht wie geplant stattfinden können. Der Ponton war nämlich erst am Mittwochnachmittag eingehängt worden. Angesichts des seit Sonntag enorm gestiegenen Elbe-Pegels ein schwieriges Unterfangen. "Wir haben alle Blut und Wasser geschwitzt", beschrieb Antje Guth, Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung und Tourismus, bildhaft die Situation.
Doch am Ende ging alles gut: Die MS "Dessau-Roßlau" lag am Donnerstagvormittag stolz auf der Elbe und wartete geduldig das Ende der offiziellen Reden ab, um endlich mit ihren ersten Gästen auf Tour gehen zu können. Kapitän Jan Harnisch versprach den Dessauern ein vielfältiges Programmangebot, das über die bekannten Panoramafahrten weit hinaus gehe. Und er hatte auch einen Trost für das jenseitige Elbeufer parat. "Wir werden mit der "Dessau-Roßlau" Dessau und Roßlau verbinden", versicherte er.
Siglinde Knobloch und Roswitha Herrmann wollen auf jeden Fall auch andere Touren mitmachen. "Die Sieben-Tages-Fahrt nach Waren wäre doch toll", weiß Herrmann auch schon, wohin die Reise gehen soll. Beide wünschen sich sehr, dass "die Dessauer das neue Angebot auch annehmen" und werden auf jeden Fall die Werbetrommel rühren.
Damit es künftig so oft wie möglich am Kornhaus heißen kann: "Leinen los! Dessau-Roßlau entdecken - die Elbe erleben".