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Dessau Dessau: Das "Märchenland" wird 30

Von Heidi Thiemann 11.09.2013, 08:02
Steffi York und Gabi Luther inmitten vieler „Märchenland“-Kinder
Steffi York und Gabi Luther inmitten vieler „Märchenland“-Kinder Lutz Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Am 13. September wird gefeiert im „Märchenland“. Denn die Kita im Neubaugebiet „Schaftrift“ wird 30 Jahre alt. Wann genau die Kita 1983 die ersten Kinder aufgenommen hat, Gabi Luther weiß es nicht. Im August ist die damals 27-Jährige in die Kita gekommen, die noch unterteilt war in einen Kindergarten- und einen Kinderkrippenteil. „Ich war ab 1. August hier. Wir hatten saubergemacht, auch Sachen gestickt, alles vorbereitet, aber wann genau die ersten Kinder zu uns kamen“, gesteht die Erzieherin, „das weiß ich nicht mehr. Im September sollte geöffnet werden, aber dann ging damals alles ganz schnell.“

Einst 180 Kindergartenkinder

In der Schaftrift war zu DDR-Zeiten eine Plattenbausiedlung entstanden. Zum Wohngebiet gehörten auch eine Kaufhalle, eine Schule und eine Kinderkombination. In der Ausgabe der „Freiheit“ vom 1. September 1983 wird berichtet, dass die Kinderkombination „Am Plattenwerk“ die ersten acht Kinder aufgenommen hatte. Damit sollte das Eingewöhnen der Kinder und Erzieher in der neuen Einrichtung unkomplizierter verlaufen. Täglich wurden dann vier bis fünf weitere Kinder aufgenommen. Am Ende, erinnert sich Luther, gab es im Kindergarten acht Gruppen á 20 Kinder. Und weil es so viel Nachwuchs gab, wurde später noch eine neunte Gruppe aufgemacht.

Allein im Kindergarten wurden 180 Kinder betreut. Dazu kamen noch die Krippenkinder. „Das waren damals alles homogene Gruppen und nicht altersgemischt wie heute“, sagt Erzieherin Luther, die in den 30 Jahren nur ein einziges Jahr in einer anderen Einrichtung eingesetzt und sonst immer in der Schaftrift war.

Vieles hat sich den drei Jahrzehnten verändert. Längst, sagt Steffi York, die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, werden die Kinder von 0 bis 6 Jahren in gemeinsamen Gruppen betreut. Aus der Kinderkombination ist eine gemeinsame Kindertagesstätte geworden, die seit vielen Jahren auch einen kindgerechten Namen hat: „Märchenland“. Ob „Frau Holle“, „Schneewittchen“, „Hänsel und Gretel“ oder „Rotkäppchen“, die Gruppen tragen auch märchenhafte Namen. Und überhaupt haben hier Märchen Tradition wie das Weihnachtsmärchen zum Jahresende. Aber das „Märchenland“ ist nicht mehr alleine in der ehemaligen Kinderkombination untergebracht. Heute teilt es sich das große Haus mit der „Kinderfreizeitoase“, einer Freizeiteinrichtung für Kinder, mit der es auch eine gute Zusammenarbeit gibt.

So viele Kinder wie vor 30 Jahren besuchen die Kita, die zum Dekita-Eigenbetrieb der Stadt gehört, heute nicht mehr. Der Geburtenknick, der mit der politischen Wende erfolgte, ging auch an der Schaftrift nicht vorbei. Heute kümmern sich 16 Erzieherinnen um ca. 100 Kinder. Praktikanten vom Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“ und dem Bildungszentrum Weststraße können hier Erfahrungen sammeln. Das alles reibungslos verläuft, dafür sorgen auch der Hausmeister und die zwei Küchenkräfte. „Gekocht wird allerdings schon seit Jahren nicht mehr bei uns im Haus“, bedauern Luther und York. Seit dem vergangenen Monat wird nun aber eine Ganztagsversorgung durch den Essensanbieter Sodexo angeboten. Und wie die Erzieherinnen einschätzen, wird dies gut angenommen, das Essen ist abwechslungsreich und ausreichend.

Tolles Außengelände

Abwechslungsreich ist auch der Alltag in der Kita. Die Kinder können hier ihrem Bedürfnis nach Bewegung nachkommen; Fantasie, Kreativität und Wissen erwerben und anwenden, fragen, experimentieren... Die Erzieherinnen begleiten dies. Einmal in der Woche gibt es einen spielzeugfreien Tag, wird mit Naturmaterialien gespielt, erforschen die Kinder ihre Umwelt. Das „Märchenland“ , sagt die stellvertretende Leiterin, möchte „Haus der kleinen Forscher“ werden.

Besonders stolz, erzählt Steffi York, ist die Kita auch auf ihren Außenbereich. „Viele, die das erste Mal zu uns kommen, staunen über unser tolles Gelände“, sagt sie. „Im Sommer ist es hier schön schattig.“ An Schatten war vor 30 Jahren allerdings noch nicht zu denken. „Wir hatten“, erinnert sich Gabi Luther, „noch nicht mal einen Zaun.“ Wenn es im Sommer sehr heiß war, dann waren die Gruppen im Neubaugebiet unterwegs und suchten den Schatten der Häuser.