Der Mythos auf Schienen Der Mythos auf Schienen: Legendäre DB-Lok wurde in Dessau auf Hochglanz gebracht

Dessau - Majestätisch rollt das Kraftpaket auf sechs Achsen aus der Werkhalle der DB-Fahrzeuginstandhaltung GmbH in der Peterholzstraße von Dessau-Süd. Nach großer Hauptuntersuchung und frisch lackiert in den angestammten Farben Purpurrot und Elfenbein macht sich die Elektro-Lok 103 113-7 am 21. Dezember auf den Heimweg. Die traditionsreiche E-Lok der legendären Baureihe 103 gehört zum Bestand im Museum der Deutschen Bahn (DB) in Koblenz.
Über viele Jahre galt sie als das Paradepferd der Deutschen Bundesbahn, als Legende, zuletzt gar als Mythos. Die formschönen Zugmaschinen der Baureihe 103 zählen seit mehr als vier Jahrzehnten zu den populärsten deutschen Lokomotiven. Seit Anfang der 1970er Jahre waren diese Elektroloks das Markenzeichen der DB und den Waggons im TEE- (Trans Europ-Express) und IC Intercity-Verkehr vorgepannt. Mit diesen Zugmaschinen wurde erstmals planmäßig eine Geschwindigkeit von 200 km/h gefahren.
Zwanzig Jahre lang zog „die 103“ Fernzüge im Schnellzugtempo durch Deutschland und Europa
Insgesamt hat sich die Deutsche Bundesbahn damals 145 E-Loks der Baureihe 103 angeschafft. Deren elektrischen Teil fertigte die Siemens AG in Berlin, die Mechanik kam von der Lokomotivenfabrik Henschel aus Kassel. Das Schmuckstück erreichte eine Länge einschließlich der Puffer von 19,50 Meter und brachte ein Dienstgewicht von 116 Tonnen auf die Waage.
Zwanzig Jahre lang zog „die 103“ Fernzüge im Schnellzugtempo durch Deutschland und Europa. Ende der 1980er Jahre dann entwickelten Ingenieure die Drehstromtechnik für Elektrolokomotiven und entwarfen die neue Baureihe für den InterCityExpress (ICE). Und der Abschied der 103 war unaufhaltsam. Ab 1997 wurde sie von der Deutschen Bahn AG peu à peu ausgemustert und im Personenverkehr durch Baureihe 101 ersetzt.
Der Lebenslauf der nun in Dessau überholten 103 113-7 aber hat noch ein besonderes Kapitel. „Nach Indienststellung am 2. Oktober 1970 ist sie ist eine der bis zuletzt eingesetzten Lokomotiven im Fernverkehr und rollte von 1971 bis 2017 im regulären Fahrplan. Die meisten Loks der Baureihe waren bereits Anfang der 2000er verschrottet worden“, berichtet Kerry Grüneberg. Der Fertigungsingenieur der DB Fahrzeugtechnik Dessau war zugleich Projektleiter für die Hauptuntersuchung der „Veteranin“. Die Lok war Ende Juni 2020 in die Bahnwerk-Halle gerollt.
Am 21. Dezember konnte die große alte Dame an die Besitzer vom DB-Museum übergeben werden
Neben Revision und Lackierung wurden auch die Pufferkleidungen erneuert. Am 21. Dezember dann konnte die große alte Dame an die Besitzer vom DB-Museum nach Koblenz übergeben werden. „Als ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk“, wie viele Bahnfreunde im Internet applaudierten.
Von historischen Schmuckstücken, die äußerlich weitgehend wieder in den Originalzustand versetzt werden, nimmt das Bahnwerk Dessau pro Jahr höchstens eine Handvoll unter ihre Fittiche. „Geht man aber von alten Fahrzeugen aus, die vor der Wende in Ost und West in Betrieb gingen, sind es im Jahr etwa 40 Loks“, schätzt Grüneberg. Darunter seien aber auch diverse Fahrzeuge, die noch bei DB Regio im Planeinsatz sind.
„Die 103 113-7“ aber, die wird ganz sicher wieder als Museumsbahn bei Sonderfahrten starten. (mz)
