Der Lieblingsplatz ist ausgemacht
Dessau-Roßlau/MZ. - Nie? 2001 wurde die einstige Buchhändlerin und Autorin aus dem Krankenhaus entlassen und in dieses Heim eingeliefert, das sie bereits kannte. Sechs Wochen hatten ihr die Ärzte noch gegeben.
Am Freitag war Borchert wieder da, im Programm apostrophiert als "Freundin der Einrichtung". Dort, im Amalienhof, lebt sie zwar nicht mehr, sondern in einer eigenen Wohnung. Doch die Zeit, die sie dort verbracht hatte, die Zeit, in der sie, allen Prognosen zum Trotz, wieder auf die Beine kam, hat sie in bester Erinnerung. Seit ihrem ersten Besuch hatte sich nicht nur viel verändert. Sondern alles.
Der Amalienhof in der Fröbelstaße, zu DDR-Zeiten als Fröbelheim eine Abschiebestation für Alte und Kranke, feierte am Freitag die Eröffnung eines Neubaus. Dort, wo noch im vorigen Jahr das alte Verwaltungsgebäude stand, wurde eine weitläufige und lichtdurchflutete Cafeteria errichtet, in der auch die Verwaltung Platz fand. Burchard Führer, Chef der gleichnamigen, den Amalienhof betreibenden Unternehmensgruppe, beschrieb den Kraftakt. Denn umgebaut werden musste bei laufendem Betrieb. Das bedeutete: immer wieder Umzüge, da der Neubau gleich zum Anlass genommen wurde, den Altbau zu sanieren. Und er versicherte: Dies werde nicht die letzte Investition in der Fröbelstraße sein.
Im Jahr 1992 hatte Führer den Amalienhof übernommen. Jedenfalls fast. Denn der Zuschlag sollte zugunsten eines Konkurrenten
rückgängig gemacht werden. Führer kam dann doch zum Zuge - mit einer Minderheitsbeteiligung. Die Mehrheit verblieb bei der Stadt. Erst Mitte der 90er Jahre übernahm die Unternehmensgruppe Burchard Führer die Anteile nach internen Auseinandersetzungen komplett.
In dieser Zeit entstand der erste Neubau, und auch der Altbau wurde saniert. Das Problem: Beim Land gab es dafür zunächst keine Genehmigung, da in dem Heim eben nicht nur Senioren lebten, sondern ebenso geistig Behinderte und seelisch Kranke. "Es war", erinnert sich Führer an seinen ersten Besuch, "deprimierend." Eigentlich war auch der Umbau der Verwaltung damals schon geplant. "Aber wie das so ist: Der Bau wurde teurer als geplant, das Geld war alle."
Die neue Cafeteria, so zeigte sich Heimleiterin Regina Markert überzeugt, werde der beliebteste Ort für die Bewohner des Seniorenpflegeheims. Die Räume der rund zwei Millionen Euro teuren Investition sollen indes nicht nur dem Plausch und dem Kaffeetrinken dienen. Hier wird es auch offenen Therapieangebote geben. Führer: "Da kommen die Leute vorbei, sehen es, und wenn es ihnen gefällt, können sie mitmachen."
Sozialdezernent Bernd Wolfram lobte den Anspruch des Hauses, den Ansprüchen der Bewohner gerecht zu werden. "Das soziale Engagement der Gruppe ist beispielhaft."