Coach für Flüchtlingskinder Coach für Flüchtlingskinder: Dessauer Kitas sind Integrationsvorbild

Dessau - Seit Oktober vergangenen Jahres spürt auch die Dessauer Kita „Spielhaus“ die Folgen des Syrienkriegs. Insgesamt elf Kinder aus dem Bürgerkriegsland werden seitdem in der Kindertagesstätte betreut.
Um den kulturellen, aber auch sprachlichen Herausforderungen gewachsen zu sein, bekommt die Einrichtung nun Unterstützung vom Land Sachsen-Anhalt. Mit dem Projekt „Willkommens-Kita“ erhält das Haus am Pappelgrund für die nächsten drei Jahre eine Betreuerin, die den 26 Erziehern und 192 Kindern beratend zur Seite steht.
Zusätzlich beinhaltet das Programm Weiterbildungen für die Erzieher. „Insgesamt hat das Land 800.000 Euro in das Projekt investiert“, erklärt Sarah Tröbner, Leiterin der Initiative, welche von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung organisiert wird. Unterstützt werden davon 26 Einrichtungen in Sachsen-Anhalt, davon drei in Dessau-Roßlau. Neben dem „Spielhaus“ laut Sozialdezernat noch der Hort „Villa Kunterbunt“ und die Kita „Buratino“ in Meinsdorf.
Dreistufige Förderung
Seit Mai läuft die „Willkommens-Kita“ am Pappelgrund. Die beratende Rolle für die Erzieher übernimmt dabei Claudia Streipert. Die ehemalige Kita-Leiterin und derzeitige Beraterin für das „Spielhaus“ in Trägerschaft der Dessau-Roßlauer Kindertagesstätten (Dekita) wird sich künftig bis zu zehn Mal im Jahr mit den Erziehern vor Ort austauschen und Hilfestellung bei Problemen bieten. Fortbildungen sowie Fachtagungen sollen zusätzlich die Mitarbeiter unterstützen. Initiiert worden war das Projekt Ende 2015, den Zuschlag für Dessau-Roßlau gab es im Februar.
„Wir waren eine der ersten Einrichtungen, die sich für die Förderung beworben haben und sind sehr dankbar für die Hilfe“, erklärt Jens Krause, Beigeordneter für Gesundheit, Soziales und Bildung. Auch Inez Dornbusch, Pädagogische Leiterin der Dekita freut sich über die Zuwendung.
Aber auch im Vorfeld war die Kita aktiv, hatte sich unter anderem mit dem Multikulti-Zentrum in Dessau ausgetauscht, um erste Sprachbarrieren zu meistern: „Wir waren nicht auf die Welle im Oktober vorbereitet und mussten schnell handeln“, so Dornbusch.
Kindergärten in Syrien sind anders als die in Deutschland
Der Kulturverein habe unter anderem geholfen, Texte für die Eltern zu übersetzen und kulturelle Unterschiede zu erklären. „In Syrien sind Kindergärten wie eine Art Vorschule. Die Erzieher sind autoritärer und die Kinder tragen vom Kindergartenalter bis zur Universität eine Uniform“, erklärt Dornbusch. Zusätzlich besuchen nur zehn Prozent der Kinder eine Einrichtung. Daher passiere es, dass Väter hohe Erwartungen an die pädagogische Gestaltung haben und es für sie zunächst befremdlich sei, dass im Kindergarten „nur gespielt“ werde.
Welche schrecklichen Erlebnisse genau die Kinder durchmachen musten, wissen die Kita-Erzieher nicht, sie können es nur ahnen. „Die Eltern reden nicht gerne über das Thema“, so Dornbusch. Am Verhalten der Kinder, zum Beispiel bei teilweise defensivem oder aggressivem Verhalten, können die Pädagogen nur vermuten, welche Erlebnisse sie prägen.
Große Herzlichkeit spürbar
Besonders die offene und herzliche Art der Kinder mit Migrationshintergrund, aber auch derer, die aus Dessau kommen, sei sehr groß, erzählt Christiane Hofmeister, Leiterin der Kita „Spielhaus“.
Ob beim Essen od er beim Spielen, die Kinder zeigen einander ihre Welt. „Jeder Neuzuwachs hat sozusagen einen Paten, wie Miriam und Sabreen“, so die Pädagogin. Die siebenjährige Sabreen aus Syrien kam im vergangenen Herbst in die Kita. Mittlerweile spricht sie gut Deutsch. „Ihre Eltern unterstützen sie dabei“, berichtet Hofmeister. Besonders der Sprachwille der Eltern sei wichtig, ergänzt Inez Dornbusch, um die Entwicklung der Kinder zu fördern. Generell sei ohnehin nicht die Kommunikation mit den Kindern eine Herausforderung, da sie sehr schnell lernen, sondern eher die Kommunikation mit den Eltern.
Nachholbedarf sehen die Dekita-Mitarbeiter dennoch. „Wir brauchen Dolmetscher und Psychologen“, erklärt Inez Dornbusch. Gerade im Alltag bei Gesprächen mit den Eltern sei das wichtig, so die pädagogische Leiterin. Bis die Erwachsenen Deutsch sprechen, wären Dolmetscher hilfreich. (mz)
