Cine Club im NH-Hotel in Dessau Cine Club im NH-Hotel in Dessau: Unbekannte Defa-Filme und Begegnungen

Dessau - „Hände hoch oder ich schieße“ heißt eine Defa-Kriminalkomödie mit Herbert Köfer, Rolf Herricht und Eberhard Cohrs. „Kennen Sie die?“, fragt Klaus D. Schwarz und wundert sich nicht über das Schulterzucken. Ebenso wenig beim Film „Der kleine Prinz“ mit Christel Bodenstein in der Hauptrolle, Regie führte Konrad Wolf. Beide Streifen sind vor 50 Jahren - 1965 - gedreht worden und kaum bekannt. Jetzt kommen sie in Dessau zur Aufführung, wenn im NH-Hotel der Cine Club in gemütlicher Runde zum Schauen alter Defa-Streifen einlädt. Doch nicht nur Filme gibt es dann im Hotel, auch Begegnungen mit Defa-Stars, die vor oder hinter der Kamera Filmgeschichte geschrieben haben.
Die Idee, die Schätze auf die Leinwand zu bringen, hatten Schwarz, Filmemacher, Journalist und Fotograf, und NH-Chefin Claudia Schwalenberg. „Wir kennen uns schon eine Weile“, sagt Schwalenberg und verweist auf gemeinsame Projekte. Meist spielte dabei Flugzeugpionier Hugo Junkers eine Rolle, über den Schwarz mehrere Filme gedreht hat.
Doch in den 60er und 70er Jahren war Schwarz vor allem als Fotograf unterwegs. 53 Titelbilder hat er z.B. für den Filmspiegel geliefert. Armin Müller-Stahl war sein erster Titel, Sophia Loren der zweite. Manfred Krug, Otto Mellies, Christel Bodenstein, Monika Woytowicz, Gojko Mitic, Eva Maria Hagen, Annekathrin Bürger, Angelika Domröse - er hatte die Stars alle vor der Kamera. Im vergangenen Jahr gestaltete Schwarz in Köthen mit diesen Titelbildern eine Ausstellung. Jetzt wird sie in Dessau ab 14. November gezeigt. Und ist Teil des neuen Film-Club-Projektes, das, da die Hotelkette NH eine spanische ist, Cine Club heißt.
16 Uhr, „Nichts als Sünde“ (1965), Film-Musical nach der Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“, in Anwesenheit von Hauptdarstellerin Annekathrin Bürger
19 Uhr, „Erotische Geschichten“, Annekathrin Bürger liest aus dem „Dekameron“, musikalische Begleitung: Christian Georgi
11 Uhr, Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Defa-Stars: „Ka.De. - Die Spur der Bilder“, Filmspiegel-Titelbilder der 1960er Jahre von Klaus D. Schwarz.
15 Uhr, „Hände hoch oder ich schieße“, Defa-Kriminalkomödie (1965) mit Rolf Herricht, Herbert Köfer, Evelyn Cron, Eberhard Cohrs, Agnes Kraus u.a.
18.30 Uhr, „Der kleine Prinz“ (1965), Nach der Erzählung von Antoine de Saint-Exupery, Regie: Konrad Wolf, in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Christel Bodenstein
14 Uhr, „Das singende klingende Bäumchen“, Märchenfilm, in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Christel Bodenstein
16.30 Uhr, Christel Bodenstein: „Einmal Prinzessin, immer Prinzessin“, Lesung mit Bildern für Erwachsene
Der Eintritt zu den Veranstaltungen kostet sieben Euro, Cine-Club-Mitglieder zahlen fünf Euro. Kinder bis zwölf Jahre zahlen beim Märchenfilm am Sonntag vier Euro. Die Ausstellungseröffnung am Sonnabend ist kostenfrei.
„Wir machen das nicht der Nostalgie wegen“, sagt Schwarz und schmunzelt: „Der Ostalgie wegen schon, denn bei der Defa wurden sehr gute Filme gedreht.“ Viele aber kamen in der DDR nicht zur Aufführung. Ein Großteil der „Verbotsfilme“ entstand 1965. Wie „Hände hoch oder ich schieße“. In der Gangsterkomödie verzweifelt Holms, ein hochmotivierter Volkspolizist, an seinem verbrecherlosen Einsatzort. Gaunerfreunde versuchen dem depressivem Polizisten zu helfen... - doch statt auf der Leinwand landet der Streifen „aus politischen und kulturpolitischen Gründen“ in der Versenkung.
Bei „Der kleine Prinz“ ist die Lage ein wenig anders. Die Erben von Antoine de Saint-Exupéry stimmten einer Veröffentlichung des Films nicht zu, der nun, 70 Jahre nach dem Tod des Franzosen, gezeigt werden kann und nun wohl erstmals in Sachsen-Anhalt läuft.
Doch nicht nur Filme für Groß und Klein will der Cine Club zeigen, sondern immer auch mehr bieten: Gespräche mit Filmschaffenden und Schauspielern, Vorträge, Lesungen und mehr in gemütlicher Café-Atmosphäre.
Dank der Kooperation mit der Defa-Stiftung und dem Deutschen Rundfunkarchiv ist das Angebot möglich, sagt Schwarz, der natürlich selbst noch zu vielen Künstlern Verbindungen hat. Und so wird es, wenn der Cine Club ab dem 12. November zum ersten Mal einlädt, Begegnungen mit Annekathrin Bürger und Christel Bodenstein geben. Auch bei künftigen Veranstaltungen ist das Treffen mit Filmschaffenden geplant.
Der Cine Club, so Schwalenberg, soll alle sechs bis acht Wochen ins Hotel einladen. Sonntags soll dann stets ein Märchenfilm zu sehen sein, wie beim Auftakt „Das singende klingende Bäumchen“. „Wir fänden es super, wenn sich Familien dafür Zeit nehmen“, sagt sie.
Wer möchte, könne Mitglied im Cine Club werden (15 Euro pro Jahr) und werde dann u.a. regelmäßig über Veranstaltungen informiert. Doch auch wer nicht Mitglied im Club ist, ist zu den Filmvorführungen, Lesungen usw. eingeladen, betonen Schwalenberg und Schwarz. Sie hoffen, damit einen Nerv bei Älteren wie Jüngeren zu treffen. „Für die Älteren bedeutet das Angebot viele Erinnerungen zu wecken, für die Jüngeren gibt es Neuentdeckungen“, sieht die Hotelchefin das neue Angebot für die Stadt und die Region.
Karten für die Veranstaltungen des Cine Clubs gibt es im NH, Zerbster Straße 29, Tel. 0340/2 51 40.

