Chefs des Umweltbundesamtes kaum in Dessau Chefs des Umweltbundesamtes kaum in Dessau: Wird Muldestadt zum fünften Rad am Wagen?

Dessau - In der Debatte um das Umweltbundesamt (Uba) in Dessau gibt es neue Kritik: So arbeitet nicht nur die Präsidentin selten am Hauptsitz, auch der Vize-Präsident soll wenig vor Ort präsent sein. Der Grund: Michael Angricks Geschäftsbereich ist in Dessau, aber auch in Berlin angesiedelt. Angrick ist seit Oktober Vize-Präsident der Behörde, nachdem Thomas Holzmann in den Ruhestand gegangen war.
CDU-Bundestagsabgeordneter kritisiert Interimslösung auf Vizeposten
„Es gibt keinen adäquaten Ersatz für den Vorgänger. Diese Interimslösung zeigt, welchen Stellenwert der Dienstsitz in Dessau hat“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Sepp Müller. „Wer dieses Placebo als Lösung verkauft, hat die Brisanz des Themas nicht begriffen. Der Standort in Dessau wird ausgehöhlt und zum fünften Rad am Wagen.“ Im Februar soll ein Treffen mit der Uba-Präsidentin Krautzberger stattfinden. „Ich werde meine Forderungen erneuern. Ich will Lösungen“, so Müller.
Auch Kuras ist verärgert über "Lösung"
Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras fordert ebenso eine permanente Anwesenheit eines Vize-Präsidenten in Dessau. „Das Uba ist eine wichtige Bundesbehörde. Ohne Leitung vor Ort wird der Standort schleichend in Frage gestellt.“
Das Umweltbundesamt äußert sich auf Anfrage nicht weiter zur Personalie Angrick oder zu einer Neubesetzung des Postens. „Wir würden uns freuen, wenn die Stadt das direkte Gespräch mit uns sucht. Das ist in den letzten Wochen nicht passiert. Dass wir den Standort nicht schwächen, sondern deutlich stärken, das sieht man allein daran, dass wir in Dessau sogar anbauen“, sagte ein Sprecher.
Sepp Müller hatte vergangene Woche die Debatte um den Hauptsitz des Umweltbundesamtes in Dessau losgetreten. Er kritisierte, dass die Präsidentin zu selten am Dienstsitz präsent ist und dort immer weniger Veranstaltungen stattfinden. Zudem forderte er eine Neu-Besetzung der Stelle des Vize-Präsidenten. Das Uba mit rund 980 Mitarbeitern in Dessau wies die Kritik zurück. Die Anwesenheit der Leitung habe keinen Einfluss auf den Erfolg der Behörde. Dass die Zahl der Veranstaltungen gesunken ist, sei vor allem mit einer mangelhaften Bahnanbindung Dessaus begründet.
200 Unterschriften auf einer Online-Petition
Müller hält das für „Ausreden“. „Der Dienstsitz muss gestärkt werden. Dafür will ich Lösungsvorschläge.“ Seine Kritik habe große Resonanz ausgelöst, etwa 200 Unterschriften seien bei der Online-Petition zusammen gekommen, die im Januar dem Petitionsausschuss des Bundestages übergeben werden solle. Zentrale Forderungen: die Anwesenheit der Präsidentin an mindestens zwei Tagen in der Woche, eine dauerhafte Besetzung der Stelle des Vize-Präsidenten am Standort in Dessau, mehr Veranstaltungen.
Kuras fürchtet Bedeutungsverlust für das Uba?
OB Kuras schließt sich der Kritik an: „Ich will mir nicht anmaßen, in die Arbeit des Uba hineinzureden. Aber ich habe selbst jahrelang Behörden geleitet, als Präsident oder als Stellvertreter. Die Repräsentanz vor Ort ist nicht nur nach außen wichtig, sondern auch für die Mitarbeiter.“ Es sei ein Ansprechpartner nötig. „Ein Vize-Präsident ist der Chef nach innen, wenn der Präsident nicht im Haus ist.“
Auch für die Stadt sei dieser Ansprechpartner wichtig, beispielsweise für gemeinsame Projekte. Thomas Holzmann sei das „Gesicht des Uba in Dessau“ gewesen. „Er war in der Region vernetzt, immer offen für Anliegen. Er hat zu einem großen Teil zum guten Ruf des Uba beigetragen. Wir dürfen nicht zulassen, dass es nun zu einem Bedeutungsverlust kommt.“ (mz)