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Abschied mit Humor Chef des Finanzamtes in Dessau-Roßlau verabschiedet sich in den Ruhestand

Der Chef der Dessau-Roßlauer Behörde Andreas Unger geht in den Ruhestand und lobt das Verhältnis zu den hiesigen Steuerbürgern.

Von Danny Gitter 30.09.2021, 12:51
Der Vorstehers der Finanzamtes Dessau, Andreas Unger, (r.) ist durch Staatssekretär Klaus Klang im Technikmuseum verabschiedet worden.
Der Vorstehers der Finanzamtes Dessau, Andreas Unger, (r.) ist durch Staatssekretär Klaus Klang im Technikmuseum verabschiedet worden. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau/MZ - Die nüchternen Zahlen und die noch nüchterneren Steuerbescheide spielten am Mittwochvormittag im Technikmuseum „Hugo Junkers“ nur eine untergeordnete Rolle. Rund 60 geladene Gäste aus dem Steuerwesen des Landes Sachsen-Anhalt sowie Vertreter aus Politik, Justiz und Polizei verabschiedeten den Dessau-Roßlauer Finanzamtschef Andreas Unger in den Ruhestand, den der 65-Jährige ab dem 1. Oktober offiziell antritt. Die Nachfolge ist derzeit noch offen.

Wer eine protokollarisch trockene Abschiedsrunde, mit den damit verbundenen Grußworten und bekannten Floskeln erwartete, der wurde zu einem Großteil eines Besseren belehrt. Steuerbeamte haben durchaus eine humorige Seite. So spielten sich Klaus Klang, Staatssekretär im Finanzministerium des Landes, und der scheidende Finanzamtschef, im Amtsdeutsch „Vorsteher des Finanzamts Dessau-Roßlau“, gegenseitig die Bälle zu.

2010 wechselte Andreas Unger auf den Chefsessel des Finanzamts Dessau-Roßlau

„Ich wollte mit Ihnen unbedingt mal in einem Boot sitzen“, ließ der Staatssekretär verlauten. In einem Drachenboot. Doch Unger winkte damals bei einem sportlichen Wettbewerb unter Bediensteten der Steuerbehörden freundlich, aber bestimmend ab. „Ich ließ da gerne den Jüngeren den Vortritt. Denn in dem Boot saß die Macht“, erläutert Unger die Begebenheit.

Er hatte zu dem Zeitpunkt beruflich schon alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. In die Fußstapfen seines Vaters wollte er treten. Über 40 Jahre lang war dieser in Münster und im Ruhrgebiet Steuerbeamter. Unger, in Münster geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen, studierte Jura, spezialisierte sich auf Steuerrecht, arbeitete in einer Steuerkanzlei und wurde im Dezember 1991 in Sachsen-Anhalt verbeamtet. Stationen bei den Finanzämtern in Quedlinburg, Halle und Wittenberg folgten. 2010 wechselte Unger dann auf den Chefsessel des Finanzamts Dessau-Roßlau. Der Osten reizte den Beamten, der heute in Leipzig lebt, auch wegen des Vaters. Dieser kam ursprünglich aus Stendal, floh aber nach dem Krieg in den Westen.

Der scheidende Dessauer Finanzamtschef blickt gerne auf seine Zeit in der Doppelstadt zurück. „Ich habe das Leben in den vergangenen Jahren in vollen Zügen genossen“, spielt er auf das tägliche Pendeln mit dem Zug von Leipzig nach Dessau an.

In einem Ranking zur Kundenzufriedenheit haben die Dessau-Roßlauer ihr Finanzamt auf den bundesweit dritten Platz gewählt

Nach der Ankunft im Amt gab es routinemäßig einen starken schwarzen Kaffee, um motiviert in den Arbeitsalltag zu starten. Rund 200 Mitarbeiter kümmern sich im Dessau-Roßlauer Finanzamt darum, dass den steuerpflichtigen Doppelstädtern soviel Netto vom Brutto bleibt, wie es die Steuergesetzgebung vorsieht. Fast alle machen da auch gut mit. „Es gibt nur sehr Wenige, die wir etwas nachdrücklicher auf ihre Steuerpflicht hinweisen müssen“, sagt der scheidende Chef.

In einem Ranking der Finanzzeitschrift „Capital“ zur Kundenzufriedenheit haben vor einigen Jahren die Dessau-Roßlauer ihr Finanzamt auf den bundesweit dritten Platz gewählt. Für Unger der Beweis, dass das Verhältnis zwischen Steuerbürger und Amt hierzulande in Ordnung ist. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel. Eine Bombendrohung und Pöbeleien eines Reichsbürgers haben Unger und seine Mitarbeiter auch schon erlebt.

„Ich wollte immer eine stinknormales Leben, das für Beständigkeit und Kontinuität steht“

Sonst blieb es ruhig. Zurückblickend ist es das, was er sich gewünscht hat. „Ich wollte immer eine stinknormales Leben, das für Beständigkeit und Kontinuität steht“, erzählt er. Mission erfüllt. Für den Ruhestand habe er noch keinen Plan. Dass er aber hin und wieder nach Dessau-Roßlau zurückkehrt, steht für ihn fest.

Vor allem, wenn Dieter Hallervorden hier Theater spielt, will er dabei sein. „Ich finde ihn großartig, als Kabarettisten und Unternehmer“, sagt Unger und bedauert es aus Amtssicht etwas, dass Hallervorden zwar Dessauer Ehrenbürger, aber nicht hiesiger Steuerbürger ist.